Das Ziel der Reise

Bericht zum Thema Urlaub/ Ferien

von  ViolaKunterbunt

Der Tarot Garten
Laut der Beschreibung, die ich mir vom Automobilclub hatte schicken lassen, ging es von der Via Aurelia Richtung Pescia Fiorentina am Kilometerstein 125 nach links ab. Wir merkten schnell, dass diese Aussage nur geringfügig verkehrt war. Wir mussten rechts von der Bahn runter und zwar erst bei Kilometerstein 124. Dann sollten nach ca. 2 Kilometern die Figuren sichtbar werden, aber schon nach noch kürzerer Zeit leuchteten die bunten und goldenen Türme aus dem Wald hervor.
Es glitzerte und blinkte in der Sonne.
Ein Parkplatz, etwas tiefer am Hang gelegen, war halbgefüllt mit Autos aus den verschiedensten Regionen. Italien, Schweiz und natürlich Deutschland. Duisburg, Kassel, Recklinghausen und sogar noch ein anderer Wagen aus Bochum.
Da wir an diesem Tag nicht mehr in den Garten hinein wollten, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen, was in diesem Land, und speziell auf diesem Parkplatz gar nicht so einfach ist.
Stühle raus, Tisch raus, und erst mal einen Kaffee gekocht. Mein Herzensgatte schnitt eine Melone an, und wir genossen den langsam sinkenden Sonnenschein neben den bunten Figuren.
Ich hatte also nun erstmal alles zu meinem Glück, und auch meine beiden Liebsten bekamen noch ihr emotionales Sahnehäubchen, als direkt neben uns eine Schafherde mit ca. 400 weißen Langschwanzschafen vorbeikam. Ein idyllisches Bild !
Eine kleine Gruppe Berliner näherte sich unserem Wagen und fragte nach einer Mitfahrgelegenheit. Die fünf machten hier in der Toskana eine Fortbildung in Sachen Körperpsychotherapie und hatten heute an ihrem freien Tag den Tarot Garten besichtigt. Gerade in der Zeit, als sie dort oben waren, hatte man ihnen direkt von diesem Parkplatz den VW Bus geklaut. Also doch das Land der Mafiosi und Diebe???
Ich hatte schon sofort wieder schlimmste Befürchtungen, ob wir hier an diesem Ort nicht zu gefährlich hausten.
Mein Herzensgatte beruhigte mich aber dann mit der überzeugenden Aussage, dass Leute, die tagsüber Busse klauten, nicht nachts an den selben Ort zurückkehren würden , um ahnungslose Touristen zu überfallen. Wir waren hier nicht sicherer, aber auch nicht gefährdeter als an jedem anderen Ort, wo wir campieren würden.

Kurz bevor um halb acht die letzten Besucher den Park verließen, ging ich zum Eingangsbereich hoch. Eine kahle, gerade Mauer mit einem kreisrunden Loch darin. Irgendwie unpassend zu den verspielten, bunten Figuren von Nikide St. Phalle. Erst später las ich, dass es genau diesen Widerspruch symbolisieren sollte. Eine Trennung zwischen der Welt da draußen und der Welt da drinnen.

Ich kaufte im Foyer einige Postkarten und das Buch über den Garten. Sinnigerweise gab es das nicht mehr in deutsch, nur in italienisch, französisch und englisch. Stilvoller wäre nun sicherlich die italienische Ausgabe gewesen, aber da ich außer si, no und scusi nicht viel davon verstehen würde, habe ich dann doch lieber zur englischen gegriffen.
Die beiden netten Signori, die am Eingang saßen, gaben mir auch in gebrochenem Englisch darüber Auskunft, dass Signora de St.Phalle momentan nicht in der Toskana ist, sie käme erst im September oder Oktober, jetzt sei sie in Californien....,  -   "wie schön für sie ....."   - und dass morgen um 14 Uhr 30 wieder geöffnet würde.

Der Parkplatz leerte sich zusehends, bis wir dann ganz alleine dort standen. Die netten Signori fuhren an uns vorbei in ihren Feierabend und winkten freundlich herüber, was für uns dann die letzte Bestätigung war, dass niemand ewas gegen unseren exklusiven Übernachtungsplatz einzuwenden hatte.
Also richteten wir uns gemütlich dort ein. Auf den Tisch kam die wunderschöne, gelbe Tischdecke mit knallig roten Erdbeeren. Mein Herzensgatte hatte sich nachmittags für dieses ´dezente´ Muster entschieden. Nun sah unsere Sitzecke richtig edel aus.

Ein herrlicher Abend !!!
Stille und Dunkelheit um uns herum.... Sterne am Himmel.... Das erleuchtete Eingangstor zum Garten vor Augen.... und wir mittendrin in dieser friedlichen Einsamkeit vor unserem Transporter, Karten und Briefe- schreibend im Scheine unserer Campingleuchte.

Plötzlich fuhr ein Auto auf den Platz. Als er fast neben uns stand, schaltete er den Motor aus und das Blaulicht an. Carabinieri ! 
Einer von ihnen kam langsam um unseren Wagen herum und leuchtete uns mit einer starken Taschenlampe in die Augen. Wir sagten freundlich "Buona sera", er antwortete genauso freundlich "guten Abend" und verschwand wieder. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich in einer Reflexbewegung sofort beide Hände hochgehoben hatte, als mir das Licht ins Gesicht schien.........   (Wohl zu viele Krimis gesehen, Signora ????)

Nun waren wir aber auch noch polizeilich abgesegnet an unserem Platz. Ein beruhigendes Gefühl.

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (16.07.05)
400 Langschwanzschafe - Kein Wunder, dass Euer Urlaub so ewig gedauert hat, bis Ihr die mal durchgezählt hattet...

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 16.07.05:
Noch länger haben wir gebrauch, um herauszufinden, welche Rasse Schafe wir da vor uns haben. Da wir das aber nicht herausbekamen, mussten wir eine phantasievolle Neuwortschöpfung finden. Und Langschwanzschafe ist doch echt gelungen, oder ?
Liebe Grüße, Viola
Susa (52)
(16.07.05)
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 ViolaKunterbunt antwortete darauf am 16.07.05:
Oh ja, das war einfach traumhaft in dem Tarot Garten. Und natürlich kommt davon auch einiges.
Liebe Grüße, Viola
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