Juli 1980

Erzählung zum Thema Aufbruch

von  Prinky

Dieser Spielplatz, der jetzt vor ihrem Auge erschien, sah aus wie der, in dem sie immer als kleines Mädchen gespielt hatte.
Auch die Wohnsiedlung der damaligen Zeit tat sich auf. Sie erkannte sie noch immer! Die sechs Etagenhäuser, aneinandergeschmiegt wie Servietten, etwas dreckig, von der nicht so tollen Pflege seiner Bewohner, standen wohl auch noch heute, doch ehrlich...Sie wußte es nicht wirklich!
Während Vater wohl zur Arbeit war und Mutter das Mittagessen zubereitete, sah sich Carla bis zur Hüfte eingebuddelt im Sand. Das hatte sie als Kind gerne getan. Überhaupt war ihr dieser Sandkasten ein Lieblingsspielplatz gewesen. Dort konnte sie in ihre eigene Welt abtauchen, fern der Bestimmungen und Vorgaben der Erwchsenen.
Sie bemerkte wie sich der Nachbarjunge Maik ihrem jüngeren Ich näherte. Das tat der früher immer, nur um ihr auf den Kopf zu hauen. Sie hasste ihn damals dafür.
Das ältere Ich versuchte ihr jüngeres Ich irgendwie zu warnen, aber eigentlich musste sie langsam wissen, daß es unmöglich war.
Als er klein Carla daraufhin auf den Kopf schlug, und sie sich weinen hörte und sah, fühlte sie jedoch keinen kindlichen Hass mehr in sich. Vielmehr Bedauern! Was würde der erwachsene Maik jetzt fühlen, wenn er jetzt auch diese Situation im Rückblich erleben würde, dachte sie sich.
Täte es ihm jetzt leid?
Wäre er nun ähnlich angehaucht wie sie? Und wie würde er sich wohl jetzt verhalten, wenn er ihr nahe stand, sein jüngeres Ich sehen würde und der älteren Carla, für die er nun andere Gefühle hegen würde, ins Gesicht sehen würde?
Sie wußte das sie nicht gerade unattraktiv daherkam, und sie würde wahrscheinlich seine erotisierten Blicke genießen, um ihm dann nicht auf den Kopf zu schlagen, sondern seine Blicke
genießerisch erwidern, um ihm schließlich angeheizt  adieu zu sagen. Diese Rache wäre ok, wenngleich sie nicht wußte, wie er sich nun in all den Jahren gemausert hat.

Januar 2005:

Carla war mittlerweile eine erwachsende Frau geworden. Ihre Auffassung bestimmter Aktionen riefen andere Reaktionen in ihr hervor. Dieses schwarz/weiß ihrer Kindheit hatte sie lange schon abgegeben. Tat das nicht jeder?
Langsam verblasste der Spielplatz ihrer kindlichen Träume. Wie in eine neblige Masse dichtgedrängtem Rauches, tauchte alles um sie hinein. Es schien ihr fast so, als wüßte man einfach nicht wohin mit ihr.

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