Oktober 1982

Erzählung zum Thema Aufbruch

von  Prinky

Diesmal spielte sich ein eher lustiges Filmchen vor ihren Augen ab. Bäumeschüttelnd sah sie sich im Park der kleinen Stadt, wo sie damals mit ihren Eltern lebte.
Und in einem äußerst dicken Mantel, den sie aus heutiger Sicht genauso wenig mochte wie einst, sah sich sich und etliche Spielkameraden jener Zeit eben beim Schütteln der Bäume.
Ein Schwall aus Blättern, der den Wind in ein einziges Rascheln verwandelte, schwebte wie eine Kriegsarmada ihrem Ziel entgegen.

Sie sah diese lustigen Kinderaugen wie unter einem Mikroskop. Und sie freute sich, daß sie ihr Lächeln immer noch nicht so ganz in ihrem Auge verloren hatte. Jedenfalls attestierten ihr das die meisten ihrer derzeitigen Freunde.
Mutter und Vater saßen nicht weit des Geschehens auf einer schlecht gestrichenen Bank und beschauten sich belustigt das wilde Treiben der Kinder.

Januar 2005:

Sie war echt erfreut darüber, auch wenn manches nicht so schön war, daß man ihr einen Blick auf ihr Leben schenkte. Wie vieles hatte sie es fast schon vergessen! Leider spürte sie, daß man ihr diese Erinnerungsfetzen nur aus einem ganz bestimmten Grund zeigte. Und sie wollte es gerade aktzeptieren, als sie ein kleines Reh nahe ihres Autos bemerkte.
Der Wald hatte sich inzwischen umgezogen, und die Kronen der Bäume strahlten in klarstem Weiß.
Sie hatte das `gar nicht bemerkt, und war auch `gar nicht so erstaunt deswegen. Nur ihr eigener Schmerz schien sich zu mehren.
Das Reh schaute ihr tief in die Augen, und es schien ihr, als spräche ihr das wunderschöne Tier allein mit Blickeskraft Mut zu. Sie konnte es förmlich spüren. Der Glanz der tierischen Augen tauchte tief in ihr Inneres  und schenkte ihr die Wärme, die sie jetzt gerade so dringend brauchte.

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