Erziehungsmethoden

Kurzprosa zum Thema Erziehung

von  Prinky

Nebel kroch durch die Straße. Ein Mädchen saß weinend auf einer Stufe, und hielt krampfhaft ein Stück Papier in ihren Händen.
Die Regenwolken zogen sich langsam zu, und es schien mir, als würde die Stimmung des Bildes, das sich mir bot, für Sekunden eingefroren zu sein.

Ich kam näher, schnellen Schrittes, um dann, als ich ihr näher kam, meinen Gang abrupt zu drosseln. "Hi," sagte ich, und setzte mich behutsam neben sie. "Warum weinst du denn?"
Sie sah mich mit ihren rotgeweinten, kleinen Augen an, und wandt den Blick gleich wieder weg von mir.
"Ich tue dir nichts," sprach ich, "aber vielleicht kann ich dir ja helfen? Was hast du denn da für einen Zettel in deiner Hand?"
Ich begann leicht an diesem Zettel zu ziehen, doch bemerkte gleich, daß dies wohl keinen Zweck hatte.
Desto stärker ich zog, desto krampfhafter war ihre Gegenwehr. Eigenartig!
"Du," meinte ich leise, "wenn du traurig bist, dann bin auch ich traurig, und wenn du weinst, dann muß auch ich weinen. Willst du das?"
Sie sah hoch zu mir. Für Sekundenbruchteile huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ich empfand Freude darüber.
"Gib mir den Zettel," sagte ich ein klein wenig lauter, und schenkte ihr meinen großen, ernsten und aufmerksamen Blick. Und langsam löste sich die Starre ihrer Hand, so daß ich den Zettel endlich aus ihrer angespannten Faust ziehen konnte.
Aufgeregt schlug ich das Blatt Papier auf.
Was war das?
Grübelnd überflog ich das Machwerk eines großen Supermarktes. Heute im Sonderangebot, stand da. Und diverse Dinge waren aufgezält.
"Wolltest du etwas davon haben," fragte ich sie. "Ja," schrie sie mich böse an. "Aber meine Mama will mir das nicht kaufen!! Die ist echt voll blöd!!!!"
"Hey," sagte ich, "so ist das nunmal. Man kann nicht alles haben! Mir erging es als Kind genauso wie dir jetzt, und deiner Mama bestimmt ähnlich!!!"
"Aber trotzdem," fauchte sie, "ist echt mega kacke!!"
Ich wollte sie gerade überreden, mit auf eine Polizeiwache zu kommen, als eine aufgeregte Frau um die Ecke gelaufen kam. "Was machen sie da mit meiner Tochter?" - schrie sie, und fuchtelte wild mit ihrem Regenschirm herum. "Nichts," entgegenete ich ihr ruhig. "Ich habe nur gemerkt, daß dieses Kind alleine ist, und wollte mich um sie kümmern."
"Kümmern? Sie Schwein," entfuhr es ihr.
Sie riß ihr Kind zu sich, und schenkte ihr eine riesige Barbiepuppe. Das kleine Mädchen schaute glücklich in Mamas Gesicht, und ließ sich von ihr umarmen, was sie gleichfalls tat.

Es hatte zu regnen begonnen. Die beiden waren weg, und ich sinnierte noch etwas über meine sonderbare Situation. Irgendwie stand ich wie ein Kinderschänder da, und auch wenn es völliger Quatsch war, so dachte zumindest die Mutter des Kindes, und das machte mich sprachlos und wütend zugleich.  Phantasie und Wirklichkeit. Mir spukten allerlei Dinge durch den Kopf. Aber dann stand ich auf, und ging nach Hause.
Kinder richtig zu erziehen, ist so `ne Sache, dachte ich! Da sah ich plötzlich einen Spielzeugladen. Hatte ich meinem 10 jährigen Sohn nicht eine neue Lok für seine Eisenbahn versprochen, wenn er sich endlich mal benehmen würde? Und wirklich, seit einer Woche war mein Sohn wie ausgewechselt.

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