kaputt geliebt

Geschichte

von  redangel

sie hatte ihn sich so sehr gewünscht. von dem augenblick an, als sie ihn zum ersten mal sah. tagelang angeschmachtet und nie damit gerechnet, ihn wirklich einmal zu bekommen. als er dann endlich in ihren armen lag, merkte sie, daß er noch viel größer und schöner war, als sie gedacht hatte.
sie war glücklich, überglücklich. dieses glücksgefühl überschwemmte sie und als sie es aufsteigen fühlte, wollte sie es festhalten für immer festhalten.
dabei ahnte sie schon damals, daß es etwas einmaliges war, in soviel glück einzutauchen.
das reine glück, nur weil sie ihn im arm hatte.
ihr bruder fand ihn zu aufgeblasen und er meinte, sie wäre zu alt für ihn. aber sie fand ihn schön, einfach wunderschön. immer wieder mußte sie ihn anfassen, seine glatte haut berühren, ihn streicheln, streicheln, stundenlang streicheln. wenn sie allein mit ihm war, im zimmer, dann küsste sie ihn voll auf seinen leicht geöffneten mund. sie achtete stehts darauf, dass die tür abgeschlossen war. niemand sollte sie beide dabei sehen.sie küsste ihn regelrecht nieder in grund und boden. er hatte keine echte chance zur gegenwehr. so wenig erfahrungen sie mit dem küssen auch gesammelt hatte, sie tat es stundenlang mit ihm.
verrat es niemandem, flüsterte sie ihm zu, sonst halten sie uns beide noch für verrückt. er sah sie nur mit seinen schönen dunklen augen an und er hörte nicht auf, sie anzulächeln. sie liebte dieses lächeln. sie nahm ihn jede nacht mit zu sich ins bett. nur wenn sie ihn fest an sich drückte, sich an ihn schmiegte, konnte sie einschlafen. zugegeben, sie war kein sanftes wesen, eher ungestüm und wild, auch in der nacht im bett, nicht nur tagsüber. das wilde fiel auch nachts nicht von ihr ab und es kam kein liebes kleines mädchen zum vorschein. manche menschen gingen ihr bewußt aus dem weg. sie schüttelten ihre köpfe über sie, redeten hinter ihrem rücken über sie. nicht so wild, feuerkopf, sagten sie, sei nicht so wild. und wenn sie nun doch recht gehabt hatten?
vielleicht hatte sie ihn wirklich zu heftig gedrückt, zu oft an sich gepresst, zu viel geküsst?
denn auf einmal, es war in der dritten nacht, da wurde er immer schlaffer. er sackte förmlich in sich zusammen, kein vergleich mehr zu vorher.
es war einfach die luft raus.
sie weinte und weinte um ihn, bis sie keine einzige träne mehr hatte. bestimmt hatte sie ihn kaputtgeliebt auf ihre wilde art. sie suchte an allen möglichen und unmöglichen stellen an ihm nach der ursache. sie bemühte sich wirklich sehr um ihn. aber sie fand es erst heraus, als sie ihn mit in die badewanne nahm und kurzerhand untertauchte.
luftblasen siegen auf und sie fand die stelle am schwanz. er war ein besonders schöner gewesen, ihr silberner delfin, ein wassertier aber nun war er kaputt. sie versuchte ihn wieder zurechtzuflicken, aber es war aussichtslos.
sie wußte damals noch nichts über die liebe, das glück und die vergänglichkeit. sie wußte nicht, dass man durch zuviel liebe alles kaputt machen konnte.sie war erst zehn und es war ihre erste lektion in sachen liebe.
manchmal dachte sie heute noch an ihn und dieses reine glücksgefühl, die tränen und den verlust.
sie hatte sich damals geschworen, nie wieder etwas so sehr zu lieben , nie wieder etwas zu fest zu halten, nie wieder etwas zu erdrücken, nie wieder kaputtzulieben. dabei wußte sie es ganz genau, sie hielt sich doch niemals an vorschriften, auch an ihre eigenen nicht.


(c) redangel

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Kommentare zu diesem Text

ub136 (41)
(26.08.05)
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