Schattenball

Erlebnisgedicht zum Thema Aufbruch

von  Füllertintentanz

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Als Diener deiner Leidenschaft
in dicht belaubten Ecken,
ließ ich trotz Augentränensaft,
als Meister im Verstecken,
mir Lust aus Händen lecken.
Ich war der eigen Gier bedrängt
und Schöpfer meiner Fehde,
hab meinen Geist im Schoß ertränkt
und jede Ahnung fortgesprengt.
Ich glaubte dein Gerede.


Du webtest großes Ehrenwort
in all die fremden Betten.
Sie wurden meines Glaubens Tort
und Anker meiner Ketten.
Versteckte Trugfacetten,
ihr ward so glänzend pomadiert,
und spracht von Heim und Ehe.
Doch Wahrheitswert war skelettiert
und ich durch Blindheit karikiert,
als weitsichtlose Krähe.


War Spielball deiner Einsamkeit,
du bautest Quell und Tränke.
Ich schöpfte meiner Seele Leid,
aus deiner Lüge Blänke.
Als Beute deiner Ränke,
war mir dein Hunger Diktatur,
ich klein getrollter Gimpel,
bezog gegnomte Positur,
gebar der Lebens Schandzäsur,
zu Schlucken war so simpel.


Ich harrte in der kalten Glut
und zollte für die Tage,
ein kummerreiches Schmerztribut,
und baute Sarkophage
für meiner Sehnsucht Plage.
Was war ich dümmlich kopfgeleert,
Bestatter meiner Werte.
hab mich der Schande nicht verwährt
und als Geliebte mich entehrt
war nur dein Lustgefährte,
denn mich hast du doch nie begehrt.


Die Maske und der Schattenball,
verhasst sind alle beide.
Mein Stolz erlangt des Traums Verfall
als tausendfacher Widerhall
bis in die Eingeweide.
Mein krank gesalzen Herz ertrinkt,
ist faulend stark am Schwären.
Ich fühl wie mein Vertrauen sinkt,
weil Selbstmissachtung aus mir stinkt.
Ich will nicht mehr entbehren,
weil Halbheit jetzt und ewig hinkt.


c./ Sandra Pulsfort

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Kommentare zu diesem Text

Nunny (73)
(29.08.05)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 29.08.05:
Liebe Gisela.
danke für deine so anerkennenden Worte. Vielleicht berührt dieser Text, weil ich ganz bewusst Anklage erheben wollte. Anklage gegen Menschen, die auf den Gefühlen anderer trampeln, durch Versprechen, von denen sie nicht gewillt sind, auch nur die Hälfte einzulösen. Außerdem wollte ich an der anderen Seite rütteln. Kein Mensch sollte sich so wenig Wert sein, ein solches Leben zu führen.

Nette Grüße, Sandra

 AndreasG (31.08.05)
Hallo Füller.
Ich bin zutiefst beeindruckt, - nein bewegt. Eine schaurige Geschichte erzählst Du da, aus der an vielen Stellen Unehrlichkeit und Vertrauensbruch tropft.
Und doch... Mögen mir auch Stellen wie "...gebar der Lebens Schandzäsur, zu Schlucken war so simpel...." sehr starke Gefühle entlocken, so bleibt bei mir auch der Widerspruch.
Wieso keine klare Reaktion, wenn doch die Erkenntnis da ist? Warum nicht :

"...Du webtest großes Ehrenwort
in all die fremden Betten.
Sie wurden meines Glaubens Tort
und sprengtest diese Ketten...."

Es ist so duldend, so hinnehmend. Die Protagonistin (es muss keine Frau sein, zugegeben) hat doch alles erschlossen. Sie weiß von den Lügen, dem fehlenden Gefühl des Gegenübers... warum kommt es zu keiner Konsequenz? (oder spielt das Ende darauf an?)
Außerdem, bei aller Selbstkritik der Protagonistin : Ist es nicht auch eine Selbstlüge gewesen, der feste Wille, einer (vielleicht unglaubwürdigen) Geschichte zu glauben? Gab es überhaupt eine Zukunftschance? An diesem Punkt geht es mir nicht weit genug (aber das ist nun wieder meine Kopfgeschichte, nicht Deine).
Darum komme ich zum Anfang zurück. Unehrlichkeit und Vertrauensbruch sind das Schlimmste, das man erleben kann. Besonders, wenn man sich weit geöffnet hat.
Du hast mir einige sehr nachdenkliche Minuten geschenkt.
Liebe Grüße, Andreas

 Füllertintentanz antwortete darauf am 31.08.05:
Lieber Andreas,

meine beschriebene Person war der anderen hörig, richtig krankhaft hörig. Die "fremden Betten" beziehen sich auf die Betten, in dem sie selbst mit ihm geschlafen hat. Bei jedem Treffen war es das gleiche große Versprechen, in immer fremden Hotelbetten. Meine Person ahnte genau, dass er nichts von dem verwirklichen wollte, doch sie konnte es nicht glauben. Sie war der Meinung, ihn durch die völlige körperliche Hingabe doch noch bekommen zu können. Wollte ihm die Dinge geben, die in seinem Leben fehlten, ihn so auch von ihr abhängig machen. "war Spielball deiner Einsamkeit..." Doch all dieses wurde ihr erst viel später bewusst. Während sie in dieser Situation lebte, sah sie nichts davon. Sie wollte die Worte glauben und träumte gemeinsame Träume. Sie konnte wollte nicht wahrhaben, dass sie diese Träume eigentlich nie gemeinsam träumten, daher waren sie ihr zu wichtig.

Der Text ist ein Rückblick, in dem sie sich und ihre Naivität schwer anklagt. Sie kann selbst nicht verstehen, weshalb sie sich mit so viel Halbheit zufrieden gab.
Endlich hatte sie erkannt, dass er nie mehr als Spass im Bett haben wollte, und dass es auf ewig halb bleiben würde.
Sie sagt ganz klar: "Ich will nicht mehr entbehren,
weil Halbheit jetzt und ewig hinkt."

Das sollte den Schlussstrrich dieser Affäre symbolisieren. Schluss mit Entbehrungen, schluss mit Selbstmissachtung und endlich wieder zurück ins Leben.
Ob und wie es dieser Peron gelang, wollte ich der eigenen Fantasie überlassen.

Ganz liebe Grüße,
Sandra
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