busen

Geschichte zum Thema Frauen/ Männer

von  redangel

sie war dreizehn und sie hatte ferien. das war auch schon das beste daran. letztes jahr hätte sie nicht im traum daran gedacht, daß ihr sowas passieren würde. sie kletterte gerne auf bäume, rannte mit den jungs um die wette, raufte auch mal mit, warum denn nicht? es machte ihr nichts aus, wenn sie schmutzig wurde. das gehörte dazu. die löcher in den strumpfhosen und die triangel in den röcken hatten ihr die robusten hosen eingebracht. speckige abgewetzte lederhosen, wie sie sonst nur die buben trugen, sahen garnichtmal so schlecht aus zu ihren langen roten haaren, die ihr fast bis zum po gingen. natürlich durften sie nicht offen getragen werden, sie wurden entweder zu einem pferdeschwanz zusammengebunden oder zu einem langen zopf geflochten. und nun das. zuerst waren es nur ganz kleine ausbuchtungen gewesen, die fast nicht auffielen. aber die dinger wuchsen von tag zu tag immer mehr. man sah sie durch die t-shirts durch. sie hüpften beim laufen auf und ab. die jungs, mit denen sie sich sonst immer getroffen hatte sahen es auch. sie war nur akzeptiert worden, weil sie alle mutproben mitgemacht hatte, bis auf das regenwürmeressen. das nicht.
aber das holzstapelspringen aus fünf meter höhe in der schreinerei. sie war als einzige von ganz oben gesprungen. gut, sie hatte sich dabei das linke handgelenk gebrochen, aber sie war trotzdem aufgenommen worden in ihre bande. und nun wollten sie nichts mehr mit ihr zu tun haben. das macht nur ärger, sagten sie, du bist ja doch ein mädchen, wie die anderen zicken. man sieht es an deinem busen, ja genaugenommen waren es schon wirklich brüste. das klang irgendwie schmutzig wie bürste, aber busen fand sie noch viel ordinärer. sie wollte keinen busen haben und er war ihr trotzdem gewachsen. sie wollte keine frau werden, und sie war trotzdem schon eine geworden.
warum konnte man sowas nicht aufhalten,einfach aussetzen hatte sie ihre mutter gefragt. die hatte nur gemeint, es wäre zeit, sich um einen büstenhalter zu kümmern. gemeinsam gingen sie in das kaufhaus und die mutter suchte ihr ein weißes, kratziges teil in größe 75 b aus. dann mußte sie das ding auch gleich anbehalten. damit sah man die brüste erst so richtig. wie zwei apfelgroße hügel ragten sie aus dem sommerpullover. sie hatte das gefühl jeder der vorbeiging starrte darauf. jetzt wurde sie auch noch rot dabei, nein danke. dieser bh mußte schnellstens wieder verschwinden. da war es ja ohne noch leichter gewesen.
sie beschloß nachmittags mit den jungs ins freibad zu gehen. dort würde sie unauffällig das korpus delicti verschwinden lassen. von ihrer cousine hatte sie einen badeanzug geerbt, der allerdings auch nicht verbarg, was sich oben wölbte. aber er war ein bißchen zu eng und deswegen sah alles ein wenig platter aus als sonst. sie würde einfach schnell ins wasser springen und dann sah keiner was. in der gemeinschaftsumkleidekabine zog sie in der ecke den neuen büstenhalter aus und legte ihn weit weg von ihrem kleiderstapel. sie würde ihn einfach vergessen, liegenlassen und ohne heimkommen. einfach nicht mehr dran gedacht haben, genauso. sie ging ein paar runden schwimmen, kaufte sich ein eis und sprang zweimal vom dreimeterbrett. dann kam ein gewitter auf. alle leute stürmten in die umkleidekabinen und schnell zog sie sich an. ohne das korpus delicti, das lag immer noch ganz hinten in der ecke ging sie rasch auf die ausgangstür zu und lief nach vorne zum dreimeterturm. dort warteten die jungs. sie waren viel schneller angezogen als sie und standen schon alle da. auf einmal hörte sie es. jemand schrie laut: du, hey, du hast was vergessen. sie drehte sich um und dann sah sie es. ein blondes mädchen, ihre nachbarin aus der umkleidekabine schwang ein weisses teil über ihren kopf, immer ihm kreis herum und lachte dabei. das war er, ihr büstenhalter.die jungs brüllten auch vor lachen, als sie ihn mit rotem kopf in ihre badetasche stopfte.
von diesem tag an gehörte sie wirklich nicht mehr zu ihnen. sie tauschte die lederhose mit den shorts, versuchte, ein richtiges mädchen zu werden und ihren busen zu lieben. sie stellte sich von nun an jeden abend vor den spiegel und redete sich schön. du hast schöne brüste und schöne haare, sagte sie. schöne grüne augen und 1000 schöne sommersprossen. dann löste sie ihren pferdeschwanz, ließ die haare offen,kämmte sie so, daß man nicht mehr wußte, wo vorne oder hinten war bei ihr.
sie war noch ungeküsst, sie war dreizehn und sie hatte ferien.


(c) redangel

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

egozentrischeElfe (38)
(30.08.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 redangel meinte dazu am 30.08.05:
das stimmt. manche dinge bleiben kleben in der erinnerung. lg redangel
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram