Leck mich.

Erzählung zum Thema Beobachtungen

von  redangel

Dazu schien sie ihn förmlich ohne Worte aufzufordern.
Schon als er noch ein Junge war, tat er es gerne.
Damals schien es ihm, als schmeckten sie alle gleich, etwas eigenartig zwar,
aber damals erkannte er die Unterschiede noch nicht. Seine Geschmacksknospen
waren noch nicht so ausgebildet. Oder er konnte sich nicht mehr richtig erinnern.
Jedenfalls diese hier war beileibe keine Gewöhnliche.
Schon als er sie sich kaufte, wußte er es. Er war sich dessen voll bewußt,
denn er hatte sie unter den anderen ausgewählt. Sie war wie gemacht für einen
ganz besonderen Anlaß. Ihr motiv war klar erkennbar, bildschön war sie,
aber mit Zuschlag.
Ist doch für einen guten Zweck, dachte er leise vor sich hinlächelnd, als er sie
liebevoll von vorne betrachtete. Er befeuchtete seine Zungenspitze, bevor er sie
schnell umdrehte. Dann streckte er seine Zunge genau soweit heraus, um sie dort
zu belecken, wo es dafür vorgesehen war. Er kam ihrer stummen Aufforderung
gewissenhaft und gründlich nach, weil er wußte wie wichtig es für sie war.
Nur dann, wenn sie schön klebrig war, erfüllte sie ihren Zweck.
Er drückte sie mit der Hand nicht gerade sanft, aber sie hielt das schon aus, vor
allem  im angefeuchteten Zustand. Es schien ihm, als schmeckte er noch ihren leichten
zarten Veilchengeschmack auf seinen Lippen. Manche von ihnen hatte er nur gesammelt,
ohne sie zu gebrauchen. Sie waren nur zum Ansehen da, noch jungfräulich.
Keine Zunge würde sie je berühren, sonst verloren sie stark an Wert.
Andere wiederum löste er ab, vorsichtig natürlich damit sie nicht verletzt wurden.
Schließlich brauchte er sie noch als Vorwand, aber das war eine annähernd andere
Geschichtes die man ihm nicht immer glaubte. Diese hier hatte er gerne geleckt.
Sie würde nie erfahren, wie er hieß. Er kürzte seinen Namen gerne auf der Rückseite
ab. Sie klebte schon vorne, da entschloss er sich großzügig zu sein und klebte ihr noch eine.
Direkt daneben, obwohl es garnicht nötig gewesen wäre, wertmäßig.
Sie hatte auch bestimmt nichts dagegen, gegen eine Zweite. Sondermarke.


(c) redangel

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Kommentare zu diesem Text


 rela (13.09.05)
Habe die Story schmunzelnd gelesen. Über was man doch so alles schreiben kann *g*
Liebe Grüße von Rela
abaer (73)
(14.09.05)
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xrotbartx (50)
(14.09.05)
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 redangel meinte dazu am 17.09.05:
ich wollte euch nicht so lange hinhalten. lg angie

 Triton (14.09.05)
Immer wieder faszinierend, wie Du scheinbar banale Geschehnisse in einem raffinierten Blickwinkel neu präsentierst, lächel. LG Triton

 redangel antwortete darauf am 17.09.05:
ich bin eben eine gute beobachterin mit viel zu viel phantasie. lg angie

 Triton schrieb daraufhin am 17.09.05:
Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß man zu viel Phantasie haben kann. Gerade in der heutigen Zeit ist sie etwas wertvolles. Bewahre sie Dir, LG Triton

 Aguaraha (15.09.05)
Ich habe als Kind eine Zeitlang Briefmarken gesammelt, ... ich mochte diese aber nie lecken. Andere Sachen schon, ... aber nicht Briefmarken. Heute muss man(n) es gelegentlich, ... auch gern, ...
stephchaos (27)
(20.02.07)
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