Nachtspaziergang

Innerer Monolog zum Thema Lebensbetrachtung

von  Martina

Ich atme die Stadtluft tief in meine Lunge, es ist so ein schöner Herbstabend. Die Menschen rennen hastend an mir vorbei. Hier in der Fussgängerzone ist immer etwas los. Ruhe scheint es hier nicht zu geben, ist wohl ausverkauft. Aber ich hab ja noch genug in mir, dass wird reichen, um mich nicht anstecken zu lassen. Ich denke gar nicht daran. Mir geht es grad so gut. Ich bin verliebt. Ist das nicht die schönste Zeit, die man im Leben erleben darf (außer der vollkommenen Liebe)? Ich schlendere weiter, an den Laternen vorbei, die kühles Licht auf die Pflastersteiner werfen. Es nieselt etwas, und das feine sprühende Wasser, legt sich auf mein Gesicht. Ich nehme es fast gar nicht wahr, ich bin ja verliebt. Mich geht dass alles gar nichts an. Auch nicht die grimmigen Grimassen, mancher Menschen, die verständnislos an mir vorbeihetzen. Alle scheinen sie sich zu fragen: Na, wie kann die nur so glücklich aussehen, so zufrieden? Fast kann ich ihre Köpfe missbilligend schütteln sehen. Das amüsiert mich gleich noch mehr.
Ich gehöre nicht dazu, ich bin glücklich. Ja, ich nehme mir einfach das Recht dazu.
Soll sich grämen, wer sich grämen will. Aber ich will leben! Und ich werde es mir von keinem madig machen lassen. Zwei Tauben laufen mir gurgelnd über den Weg. Sie scheinen die einzigen zu sein, die mich verstehen. Und sie sehen auch glücklich aus. Eigentlich ist es schade, das mir so wenig zufriedene Menschen begegnen. Ich wollte, ich wünschte, es ging ihnen sowie mir. Kommt es mir nur so vor, oder gibt es wirklich soviel mehr unzufriedene Menschen, als solche die Harmonie und Lebendigkeit ausstrahlen? Oder fällt es mir nur jetzt so besonders auf, weil ich mich in einem Ausnahmezustand befinde? Nachdenklich ziehe ich meine Jacke fester um meinen Körper. Diese Menschen strahlen mehr Kälte aus, als das Wetter. Mich friert es. Ich glaub, ich brauch jetzt Wärme. Ich sollte mich auf dem Weg zu meinem Freund machen. Er wohnt ja gleich hier um die Ecke, er wird mich zu wärmen wissen. Ja, Liebende haben so viel Wärme an und um sich. Eilig mache ich mich auf dem Weg. Es ist schon fast dunkel, wieder mal hab ich viel zu lang meinen Gedanken nach gehangen. Ich laufe fast, bloß weg von hier, es kommt mir fast vor, als hätten die Menschen verlernt wie man lebt, wie man liebt.

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Kommentare zu diesem Text

Brian (69)
(06.03.06)
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 Martina meinte dazu am 07.03.06:
dann hast du und sie wahres Glück )
TeBö94 (23)
(01.08.14)
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