Zauberwald

Kurzgeschichte zum Thema Natur

von  Bellis

An manchen Wochenende ist nichts los, es regnet und man sitzt zu Hause, telefoniert oder sieht fern... Aber dann gibt es Abende unter der Woche, wo man eigentlich zeitig ins Bett wollte, um am nächsten Tag nicht wieder mit dem Kopf auf die Tastatur zu fallen, an denen erlebt man etwas so zauberhaftes, was die Müdigkeit am nächsten Tag einfach egal macht.

So wie gestern.

Meine Freundin und ich waren in der Heide, einem Waldgebiet gleich hinter der Neustadt, um dort nach Glühwürmchen zu schauen. Wir kamen gegen zehn Uhr dort an, als es zwar schon dämmerte, aber trotzdem noch alle tückischen Wurzeln auf den Waldwegen gut zu erkennen waren. Wir setzten uns auf eine wacklige Bank am Rand einer kleinen Lichtung, von der ein Freund meinte, daß die Glühwürmchen dort besonders zahlreich auftauchen würden.

Wir warteten also. Leise redend und gespannt. Immer wieder den Waldrand entlangspähend und das hohe Gras beobachtend, um ja kein noch so kleines Licht zu übersehen. Wir warteten ziemlich lange. Bestimmt eine halbe Stunde, in der es merklich dunkler wurde. Nix passierte, außer daß uns immer mehr Mücken umzingelten und uns die Hintern kalt wurden. Nicht das kleinste Funkeln war zu sichten.

Also beschlossen wir, langsam durch den Wald zurück zum Parkplatz zu laufen, in der Hoffnung, wenigstens unterwegs noch ein paar Glühwürmchen zu treffen.

Und tatsächlich! Kaum hatten wir uns ein paar Meter in das mittlerweile düstere Waldesinnere vorgetastet, sahen wir ein grünliches Schimmern aus den schwarzen Sträuchern links neben dem Weg. Der kleine Funken stieg langsam nach oben, tanzte dabei träge wie eine müde Hummel auf und ab, war aber vollkommen still - und auf einmal wieder weg. Da! Hinter uns! Noch ein kleines Licht! Dort! Rechts vorn! Das nächste! Nach und nach tauchten überall, knapp einen halben Meter über dem Waldboden phosphoreszierende Punkte auf.

Es wurden immer mehr, bis uns hunderte winzige Lichter umgaben. Die Glühwürmchen tanzten schwere- und geräuschlos (ohne das kleinste Summen!) wie grüne Elfen zwischen den Bäumen. Oder wie modrig leuchtende Mini-Gespenster. Oder wie Schneeflocken an einem windstillen Tag.

Und sie schienen keine Angst zu haben, denn sie schwebten um uns herum, zwischen uns hindurch, vor unsere Füße... Manche knipsten ihre Lichter aus, wenn sie auf uns zuflogen, als ob sie sich tarnen wollten, knipsten aber dann wieder ihr Licht an, wahrscheinlich um nach dem Weg zu gucken. Oder um sich zu finden.

Beinahe mühelos ließen sich die Tierchen fangen, so gemächlich flogen sie. Sie leuchteten in der Hand weiter. Wie kleine Fliegen, deren Hinterleib leuchtet wie eine grüne Laterne, sahen sie aus.

Wir konnten uns nicht satt sehen und staunten wortlos und zeitvergessen. Total verzaubert.


Anmerkung von Bellis:

© Bellis 07/2004

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

lonk (41)
(19.07.04)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Triton (22.08.04)
Es ist wirklich etwas Besonderes, ich habe es auch noch nicht allzu häufig erlebt. Es hat wirklich etwas von einem Zauber. LG Triton

 Maya_Gähler (08.03.07)
herzlich willkommen im Projekt.. LG Maya :o)
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram