Der Killer.

Kurzgeschichte zum Thema Fehler

von  redangel

Satt, sie hatte es satt bis obenhin.
Seine ständigen Vorwürfe, seine Nörgeleien, sie wäre nicht aufmerksam genug.
Könnte sich einfach nicht richtig konzentrieren. Sie wäre schlampig, zu flatterhaft. Hätte ihre Gedanken keine fünf Minuten beisammen. Hätte keinen richtigen Stil. Ständig Fehler, sie würde ständig Fehler machen.
Leichtsinnig, sagte er abfällig, mit einem verächtlichen Blick
auf sie von oben herab. Sie wäre viel zu leichtsinnig. Hielt  ihr vor anderen vor, was sie  alles falsch machte. Stellte sie bloß, vor ihren Freunden, ohne sich dabei groß Gedanken zu machen, wie sehr er sie damit kränkte.
Und das von ihm, den sie einmal so verehrt hatte.
Jetzt hasste sie  ihn. Ja, sie hasste ihn dafür.
Für seine rechthaberische Art, für seine demütigenden Bemerkungen, die er ihr wie einem Hund hinwarf.
Sie konnte  ihn nur noch hassen. Ihn, von dem sie geglaubt hatte, ihn zu lieben. 
Sie konnte nicht mehr länger damit warten. Es mußte sich etwas ändern, dringend etwas ändern.
So wollte sie nicht mehr  weiterleben. Sie hielt das nicht mehr aus. Beriet sich mit ihrer besten Freundin,mit Isolde.
"Warum nimmst du dir nicht auch einen?", meinte die.
"Du kannst dir doch einen kaufen, kauf dir einfach einen Killer. Der löst dir dein Problem. Ich habe seitdem keine Schwierigkeiten mehr", sagte sie und grinste dabei
verschwörerisch. Und so teuer war er auch wieder nicht.
Eine saubere Lösung, keine Spuren hinterlassend. Du kannst nochmal ganz von vorne anfangen.
Brauchst diese Angst nicht mehr haben, bloßgestellt zu werden. Glaub mir, keiner wird etwas davon merken, so sagte Isolde. Sie sprach aus Erfahrung. Hatte sich dort in dem kleinen,unscheinbaren Lädchen mit der angeschlossenen Lottoannahmestelle einen besorgt. Seitdem waren ihre Probleme keine Probleme mehr.
Noch am gleichen Tag ging sie auch dorthin. Die farblose, etwas dickelige Blondine mit der altmodischen toupierten Aufsteckfrisur sah sie hochnäsig  auffordernd an. Sie drehte sich vorsichtshalber nochmal um, wollte sicher zu gehen ob sie alleine waren im Laden. Ich brauche dringend einen Killer, sagte sie und versuchte, das unsichere Zittern in ihrer Stimme, zu unterdrücken. Schuldbewußt rührte sich in ihr das schlechte  Gewissen. Aber die Blondine zuckte nichtmal mit der Wimper.Sie schien abgebrüht zu sein, nicht so harmlos und langweilig, wie sie aussah. Sie fragte kalt: "Welchen denn, wir haben da verschiedene!?".
Aber sie wollte einfach nur den Besten. Die optimale Lösung, die optimale Leistung. Das war es ihr schon wert. Über den Preis würde sie nicht großartig verhandeln. Sie würde zahlen, was verlangt war. Die Blondine holte ihn von hinten. Erklärte ihr dann den genauen Ablauf. Das, was sie dabei zu tun hatte. Es war einfach, ganz einfach.
Sie mußte ihn nur hinführen, zu der Stelle. Alles weitere erledigte dann er. Er löschte aus. Das saubere Auslöschen ohne die geringsten Spuren und Rückstände war seine Aufgabe. Sie fragte ihn nicht, wohin das falsche Wort verschwunden war. Wie es diesem Wort dort ging.
Denn seit sie ihren Tintenkiller hatte, gab es für sie einfach kein falsches Wort mehr.


Anmerkung von redangel:

eigentlich wollte ich einen drabble daraus machen,
aber mittendrin konnte ich mich nicht bremsen.
ich bin noch nicht soweit. nicht reif für die kürze.

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