Noch ein Kleinkind, aber...!!

Short Story

von  tastifix

Man durfte sie nicht unterschätzen...

Damals war unsere Zweitälteste Nicolette gerade ´mal zwei Jahre alt. Sie hatte offensichtlich einen Tick. Sie schwärmte nämlich für unseren Wohnzimmerschrank. Ihre Verehrung diesem ehrwürdigen Möbelstück gegenüber war schier grenzenlos. Nein, er hatte nicht etwa die Form eines Teddys! Eigentlich war nichts Besonderes an ihm. Regale voller Bücher, Schubläden und Türen, hinter denen sich so allerlei staute.

So sahen Erwachsene das, die von dessen Innenleben keine Ahnung hatten. Im Gegensatz zu meinem Nachwuchs. Aus triftigem Grund liebte Klein-Nicki nämlich ein bestimmtes Fach hoch oben. An das sie leider nicht dran kam. Sie war zwar schon groß, aber irgendwie doch noch ganz klein. Selbst ein Stuhl brachte sie ihrem Traum nicht viel näher. Die Tür dort in der Mitte hütete hartnäckig ihr Geheimnis. So`n Mist aber auch!

Doch Töchterchen war ja nicht blöd. Wenn es schon mit Klettertouren dieser Art nicht klappte, musste sie eben eine andere Taktik anwenden. Sie gab nicht auf. Das, was sich hinter der doofen Tür verbarg, war einfach zu verlockend. Wozu hatte sie denn ihr zartes Stimmchen, wenn nicht dazu, um Protest anzumelden. Doch dann staunten wir Großen Bauklötze, was solch ein Kinderstimmchen hergab. Es klang keineswegs wie das Zirpen einer Grille, was wir da zu hören bekamen. Nicki brüllte stattdessen wie ein Dinosaurier, dass die Wände erzitterten.

Wir, ihre Eltern, rückten ob ihres Tobsuchtsanfalls auf dem Sofa ängstlich näher zusammen und starrten entgeistert auf unser Kind. Nicki gebärte sich wie eine Furie. Sie beliess es nämlich nicht allein bei dem Geschrei. Das hatte ja noch immer nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Also schmiss sie sich vehement(klatsch!) auf den Boden, strampelte wie verrückt mit allen Vieren in der der Luft herum, wälzte sich vom Bauch auf den Rücken und zurück, ohne aber dabei etwa das Kreischen zu vergessen. Fast bewunderten wir sie deswegen, aber auch nur...fast!

Ihre Augen schossen Wutblitze in unsere Richtung. Die kleinen Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Sie drosch unseren armen Teppich fast k.o..Der konnte aber ja gar nichts dafür, der war doch unschuldig. Uns wurde in dem Moment klar, dass unsere Tochter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie eine gute Juristin abgäbe. Oder vielleicht gerade deswegen eben doch? Irreführung der Geschworenen...oder so??

Nicolettchen bewies Ausdauer. Ich fürchtete um ihre Stimmbänder. Aber eigentlich noch mehr um meine Nerven und berechnete die Wahrscheinlichkeit von in Kürze dröhnender Kopfschmerzen als ausgesprochen hoch. Doch gleichzeitig ärgerte ich mich ungemein. Dieses wütende Dreikäsehoch-Gewitter gewann mehr und mehr die Oberhand. Machte uns klein, knebelte das liebende Elternherz solange, bis unsere Gefühle aus Sorge um dieses kleine Wesen verrückt spielten, wir allen Pädagogikkenntnisssen aus früheren Schultagen zum Trotz die Waffen streckten.

Wir ergaben uns in unser grausames Schicksal, in die Knie gezwungen von der eigenen Tochter, ungefähr 90 Zentimeter hoch. Nickis Papa versuchte eine schwache Gegenwehr, indem er wenigstens noch stur da sitzen blieb, wo er war. Ich dagegen hielt die Anspannung nicht mehr aus. Um mein Töchterchen und letztendlich auch mich vor einem Herzanfall zu bewahren, erhob ich mich, tat mit zittrigen Knien die paar Schritte auf das besagte Möbelstück zu, öffnete jene heilige Türe, griff weit nach hinten ins Fach hinein. Drinnen knisterte es vermehmlich. Nicki horchte kurz auf und unterbrach ihre lautstarke Arie für einen Moment.

So ganz sicher war sie sich ihres Sieges aber wohl doch noch nicht. Also trompetete sie mir nach dieser knappen Erholungspause mit dann vermehrter Kraft vorsichtshalber weiter die Ohren voll.

Da, plötzlich...was war das? Kein Laut war mehr zu vernehmen. Eine unheimliche, da nicht mehr gekannte und doch soo sehr vermisste Ruhe herrschte im Raum. Der Wutausbruchl war vorüber. Auf Töchterchens Gesicht lag ein seliges Strahlen. Ihre großen Blauaugen hefteten sich  hypnotisierend auf meine Hand.

Dort zwischen meinen bebenden Fingern winkte verführerisch eine Salzstange!

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Kommentare zu diesem Text

Sveste (38)
(17.10.05)
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 tastifix meinte dazu am 17.10.05:
Hallo Sveste!

Ja, die sind süss. Übrigens auch dann noch, wenn sie erwchsen sind...oder was sie selber so nenen, *gg*!
Unsere Töchter sind garantiert getarnte Zwillinge. Mittlerweile sind meine Vier erwachsen...und bleiben trotzdem Kinder.
Danke für Deinen netten Kommentar! Gruss tastifix

 Dieter_Rotmund (08.07.18)
Damals war unsere Zweitälteste Nicolette gerade ´mal zwei Jahre alt.

Möglich ist

Damals war unsere zweitälteste Nicolette gerade ´mal zwei Jahre alt.

oder

Damals war unsere Zweitälteste, Nicolette, gerade ´mal zwei Jahre alt.

?

Grammatikalisch nicht möglich ist die verwendete Form.

Aber es geht noch weiter: Wozu soll das Apostroph gut sein?

Nichts für ungut!
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