call-center

Erzählung zum Thema Humor

von  rela

Gelangweilt starre ich in den Kochtopf und warte bis das Wasser sprudelt. Fast drei Stunden
habe ich in diesem Baumarkt zugebracht und es ist schon fast Zeit für die Abendnachrichten.
Heute gibt es nur Tütensuppe und Würstchen. Im Wohnzimmer klingelt das Telefon.
Wer ruft denn jetzt an, meckere ich mir in den Bart.

Hallo Frau Mustermann, sie wurden unter wenigen Personen auserwählt und ich darf ihnen
die erfreuliche Mitteilung machen, daß wir ihnen eine Reise schenken. Freuen sie sich?.
Eine Dame mit undefinierbarem Akzent wartet vermutlich auf mein freudiges "Juhu".

Einige Tage zuvor hatte ich einen ähnlichen Anruf bereits erfolgreich abgewimmelt ohne mir
irgendwelche Informationen einzuholen. Doch nun stehe ich am Herd, habe Zeit und
Langeweile, also mache ich der Dame eine Freude und frage erst mal "Oh, wo fahre ich denn hin?"

Sie fliegen Frau Mustermann, nach Tenneriffa. Eine Urlaubsreise für vier Personen erklärt
die Dame freudig. "Ich möchte aber nirgendwo hinfliegen" antworte ich höflich.
Nun ist die Gute schon ein wenig aus dem Konzept geraten. Aber Frau Mustermann, alle
Leute möchten doch gerne in Urlaub fliegen.
"Die haben bestimmt keinen sensiblen Hund der bei keinem bleibt" antworte ich.
Ach ein Hund. Der fliegt natürlich mit, höre ich vom anderen Ende der Leitung.
"Meiner alten Hundedame kann ich keinen Flug zumuten, die würde einen Herzinfarkt
bekommen" erzähle ich der fremden Stimme.
Der Reisegutschein gilt ein Jahr lang, tönt da aus der Strippe.
Hätte ich nur nicht gesagt, daß ich ein altes Hundemädchen habe. Nun glaubt die, mich zu
überzeugen, daß in einem Jahr der Hund möglicherweise hin sein kann.

Wo ist der Haken? frage ich damit wir auf den Kernpunkt kommen. Die Dame scheint mich
überhaupt nicht zu verstehen. "Nun der Haken, der Pferdefuß, es hat ja niemand etwas zu
verschenken" Jetzt wollte ich wissen was dahintersteckt.

Aus dem Telefon erklingt ein süffisantes Lachen. Ach der Haken?. Oh, es  ist nur ein ganz
kleines Häkchen. Sie müßten lediglich für ein Jahr eine Zeitschrift abbonieren. Nach dem Jahr
können sie diese problemlos wieder kündigen.
"Ich brauche aber keine Zeitung" antworte ich.
Aber sie brauchen doch sicher eine Fernsehzeitung. Wir haben TV blablaba und TV blablabla
und TV blablabla ...
Sprachlos höre ich mir die Litanei der möglichen Fernsehzeitschriften an.
Ich wußte gar nicht, daß es so viele verschiedende gibt.

Als die Dame Luft holen muß,  nutze ich die Gelegenheit ihr zu erklären, daß ich bereits
die TV-Dingsbums aboniert habe und kein Bedarf an einer Fernsehzeitschrift besteht.
Das war ein großer Fehler.
Mit frischem Atem rasselt die Dame nun ungefähr 10-12 andere Zeitungsnamen in den Hörer.
Ich nutze die Gelegenheit das Suppenpulver einzurühren. So nun habe ich wieder Zeit,
nur gelegentlich die Suppe dabei rühren.

Mir spinnt da ein Gedanke im Kopf herum. Das wäre doch ein tolles Weihnachtsgeschenk
für Tochter, Schwiegersohn und Enkekinder!. "Ist die Reise übertragbar" frage ich.
Keine Ausrede in Sicht!  Auch das ist möglich erklärt sie mir.

"Eltern" schießt mir aus dem Mund. Das ist eine gute Idee, die liest meine Tochter gerne.
Mein Telefongegenüber versteht nicht. Etwas lauter wiederhole ich: "Eltern". Was ist das?
höre ich aus der Leitung.
Meine Güte, die will Zeitungen verkaufen und ich soll ihr das erklären.
"Wenn ein Paar Kinder hat, dann sind sie Eltern, es gibt eine Zeitschrift dieses Namens".
Endlich hat sie kapiert. Oh, tut mir leid, die steht nicht auf der Liste der Zeitschriften für
die es die Reiseprämie gibt.

Macht nichts, denke ich, da bekommen die Kinder nur die Reise und ich bestelle mir eine
andere Zeitschrift. "Trödel und Sammeln wäre eine Alternative".
Blödeln und gammeln steht nicht auf meiner Liste höre ich da.
Ich bin kurz vor einem Lachanfall und die Dame scheint es zu merken. Ihr Deutsch wird
immer schlechter. Vermutlich habe ich sie nervös gemacht.

Ich habe die Lösung tönt sie in den Hörer. Nehmen sie doch die "Heim- und Welt" da steht
von allem was drin.
Nun blubbert nicht nur meine Suppe im Topf, sondern auch mein Bauch vor Lachen.

Offensichtlich wechselt die Telefonstimme nun das Thema. Der Kaufabschluß scheint ja
kurz bevorzustehen und sie hat noch eine wichtige Mitteilung zu machen.
Natürlich bezieht sich der Reisegutschein nur auf eine Unterkunft mit Kochgelegenheit,
die Flüge sind natürlich nicht  inbegriffen.
"Ach" sage ich. "Da wird das ja doch eine teure Reise, bei vier Fluggästen".
Die Dame erklärt mir, daß ich über den Verlag sehr günstige Hinflüge buchen kann.
Ich wage nicht mehr nach den Rückflügen zu fragen und beende energisch das Gepräch.

Meine Tütensuppe mit Würstchen ist fertig. Da weiß ich wenigstens was ich habe.

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Kommentare zu diesem Text


 Traumreisende (28.10.05)
herrlich beschrieben, so leicht so fließend, ich hab mit geschmunzelt.
oh je ich hab die auch laufend an der strippe, aber nun werd ich denen antworten, ob sie mal meine tütensuppe kosten wollen )
lieber gruß dir.
silvi

 rela meinte dazu am 28.10.05:
Ach Silvi, da hab ich meinem Ärger über die häufigen Call-Center Anrufe
mal ein wenig Luft gemacht und wie kann man sich besser Luft machen,
als darüber zu lachen. Das befreit ungemein. Stelle mir gerade vor, wenn
Dir beim nächsten Call-Center-Anruf meine Tütensuppe einfällt. *lach*
Liebe Grüße, Rela
C.S.Steinberg (43)
(10.04.06)
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 rela antwortete darauf am 21.04.06:
Na da bin ich aber froh, daß Du über den call-center Text schmunzeln
konntest obwohl Du den Job schon ausprobiert hast. Man muß ja von was Leben und die Leute die den Job machen tun ihn ja nicht aus Spass.
Manchmal kann es aber doch nervig sein wenn einem jemand was
aufschwatzen will was man absolut nicht braucht. Liebe Grüße, Rela

 GillSans (30.06.06)
Hihi sehr komisch und aus dem Leben gegriffen....aber wunderschön beschrieben, bei mir sinds aber eher die Vorwerkbeauftragten, die immer meinen Teppich reinigen wollen, obwohl ich gar keinen habe hihi....

LG Gill

 rela schrieb daraufhin am 30.06.06:
Hey Gill, das ist aus dem Leben gegriffen, so einen Schwachsinn kann kein Autor erfinden *lach* Schnell noch Nachtgrüße für Dich und dann
in die Falle sonst zwitschern die Morgenvögel oder noch schlimmer, vielleicht klingelt um acht ein Vorwerk-Vertreter *g*, Rela

 Dieter_Rotmund (16.03.20)
Wozu dieser sehr seltsame Zeilenumbruch?

 rela äußerte darauf am 19.04.20:
Diese Zeilen Umbrüche sind nicht gewollt.
Bei der Texteingabe sieht alles richtig aus und wurde dann beim Veröffentlichen wohl so seltsam umgesetzt.
Bin z. Zt. krank und habe keine Energie mich mit einer Korrektur dieses alten Textes näher zu befassen.
Habe hier schon so lange nichts mehr gemacht, ausser ab und an was lesen, dass ich nicht mal sicher bin, ob ich das noch kann.
Danke Dir trotzdem Deinen Besuch im "call-center"
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