Angelnight

Erzählung zum Thema Musik

von  Mondsichel

Schließlich ging auch ich wieder zurück nach drinnen. Ich staunte wie lange ich weg gewesen war. Das Festival hatte längst begonnen und wir hatten auch schon bald unseren Auftritt. Nervös kam einer der Organisatoren auf mich zugetreten und ich musste mir erst einmal anhören, dass man sich schon Sorgen gemacht hätte. Fast hätte man das ganze Programm wegen mir umkrempeln müssen und noch so einige andere Sachen, die bei mir in einem Ohr rein und im anderen wieder raus gingen. „Bla Bla Bla...“ dachte ich bei mir und hoffte, der Mann würde bald mal einen Punkt machen.

Nun war es soweit. Nur noch eine Band die vor uns auftrat. Man sagte mir, das die folgende Band erst seit kurzer Zeit die Charts unsicher machte. Sie nannte sich „Angelnight“ und war im düsteren Bereich der Musik angesiedelt. Das erinnerte mich an die Typen von vorhin, weshalb mein Interesse geweckt wurde. Einen kurzen Moment später ging es auch schon los. Sie kamen in dunklen Kutten vermummt auf die Bühne, man konnte nicht erkennen, wer darunter steckte. „Eine seltsame Band“ dachte ich, so bei mir, doch irgendwie hatte ich das Gefühl sie sehen zu müssen.

Als die ersten Klänge ertönten begann das Publikum lauthals zu kreischen. Tausende Hände erhoben sich und begannen wie ein Wellenstrom hin und her zu schwingen. Die Person am Mikro streckte ihre Hand danach aus. Es kam eine kleine weiße Hand zum Vorschein, die mit einem silbernen Handschmuck versehen war. Viele kleine Kristalle waren eingearbeitet, die im Scheinwerferlicht wie die Sterne am Horizont funkelten. Auch die Fingernägel schienen in silbernem Glanze zu erstrahlen. Und dann erklang eine Engelshafte Stimme, die einen regelrecht in ferne Welten zu entführen schien. Es schnitt mir fast die Luft ab, je länger diese Stimme von Liebe und Melancholie sang. Vor meinen Augen spielten sich alte Szenarien ab, die ich fast vergessen hatte. Einen Moment lang verlor ich das Gleichgewicht und musste mich an einer Wand abstützen. Es ging mir durch Mark und Bein. Sie kamen wie ein Sturm über das Publikum...

Ein Feuerwerk ging auf der Bühne los. Zeitgleich warfen die vermummten Personen ihre Mäntel ab und da standen sie, ich erkannte sie sofort wieder. Irgendwie hatte ich es schon geahnt. Die jungen Männer hatten ihre Lederklamotten immer noch an, nur das junge Mädchen sah anders aus. Ich hätte nie gedacht, dass sie es wirklich sein konnte. Statt diesem kleinen Mädchen mit der Brille, stand dort jetzt ein Engel auf der Bühne, der von so viel Kristallen glitzerte, dass man fast glaubte, dass sie ein Heiligenschein umgab. Ihre leuchtenden Augen waren mit aufgemalten Pflanzenranken schwarz umrandet, ihre Rosenblütenlippen waren Blutrot. Ihr Haar wallte leicht über ihren Rücken und leuchtete auf dem schwarzen Spitzenkleid hell wie Feuer. Im ersten Moment hätte ich sie wirklich nicht erkannt. Aber als sie nach ihrem mitreißenden Auftritt von der Bühne kamen und an mir vorbeigingen, da trafen sich wieder unsere Blicke. Und wieder faszinierte mich dort irgendetwas, diese dunklen Augen hatten mich gefangen...

Diesmal wurde nicht sie von mir fortgezogen, sondern ich von ihr. Denn jetzt waren wir mit unserem Auftritt dran. Ich ging mit zitterndem Herzen auf die Bühne. Ich fühlte mich, als würde ich das erste Mal auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten. Ich wusste, dass sie dort stehen geblieben war. Ich wusste, dass sie mich sah, dass sie mich beobachtete. Wie gesagt, sie war eben ein Fan von uns und wollte sich diesen Auftritt nicht entgehen lassen. Ich blickte unsicher hinüber zu der kleinen Engelshaften Gestalt, die mich nun auffordernd anlächelte. Und ihre Augen glühten mir geheimnisvoll entgegen. Was dann geschah, das weiß ich nicht mehr, denn irgendwie hatte ich mich in mir selbst verloren und eine Energie erfüllte mich, die ich noch nie gespürt hatte. Man sagte mir später, das dies unser bisher bester Auftritt gewesen sei.

(c)by Arcana Moon

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