kann mich selbst nicht lieben

Gedanke zum Thema Zerrissenheit

von  michelle

ich hatte nie wirklich eine mutter. ich kann nicht wissen, wie es sich anfühlt,
von einer mutter aufrichtig als tochter anerkannt, angenommen und geliebt zu werden.

diese beobachtung zieht sich über die bandbreite all meiner mißhandlungen.
ein in die arme nehmen und sekundengleiches fallen lassen, im sinne eines kreislaufes.
die mutter ist das symbol, die personifizierung meines ursprungs.
jedoch kann ich diesen ursprung nicht lieben, kann mich selbst nicht lieben.

ich projeziere ihr schizophrenes fallen lassen, reuemütiges in die arme nehmen als
zirkulation in meiner entwicklung, in meinem dasein auf mich.
so pendelt sich in meinem leben ein stetiger kampf ein.
in erster linie ein kampf gegen mich selbst, gegen mein inneres brutales kind,
auf der suche nach liebe und aufmerksamkeit. in zweiter linie ein kampf gegen mein umfeld.
meine narben aus früher kindheit treiben mich dazu, im zwiespalt zu leben und genau dieser ist
es, der auf jegliche beziehungs- und alltagsmuster übergeht.

ich bin entweder böse oder gut, entscheide mich für schwarz oder weiß.
meine mitte ist eine große leere, wüste nichtigkeit, die keine fußspuren auf ihren pfaden trägt.
wer innerlich so stark auseinander lebt, braucht eine quelle unerschöpflicher kraft.

mal ziehe ich meinen überlebenswillen aus den seufzern nach liebe,
die ich in mir hege - mal aus den klingenscharfen, fleischzerfressenden aggressionen,
deren röte die augen meiner mutter tragen.

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Kommentare zu diesem Text

C.S.Steinberg (43)
(12.02.06)
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 warmeseele01 (12.02.06)
Ein sehr berührender Text, der genau den Kern, vieler trifft.
Wie man versucht, sich einen Sinn zu geben, oder irgendwo zu finden, um sich zu Ergünden. Und dann, vor dem "warum" landet, bis man es, bei jemand findet der einen, vielleicht, versteht, wenn man Glück hat. Zumindest würde ich dies, für mich so einschätzen wollen. Auf jeden Fall ist der Text- für mich, Super geschrieben.-) ,ich wünsche dir einen schönen Tag, verneig,Tom.*LG*
seelenliebe (52)
(12.02.06)
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duschka (82)
(13.02.06)
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Marcel (47)
(16.02.06)
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 TrekanBelluvitsh (08.05.13)
Das etwas fehlt/gefehlt hat, bemerkt man oft erst dann, wenn die Wunden bereits vernarbt sind. Das ist dann auch oft die Zeit, in denen man den Satz "Stell dich nicht so an" öfters hört. Auf gewisse Art und Weise bleiben wir unser Leben lang Kinder und kämpfen darum mit dem, was dem Kind widerfuhr - oder eben auch nicht.

Die eigentliche Härte deiner Worte überzeugen und machen sie, so widersprüchlich das sich auch anhört, darum zu einem gefühlvollen Gesamtbild.

 RainerMScholz (08.11.23, 23:01)
Als das Kind in dem Film "Systemsprenger" aufgefordert wurde, in den Wald hinein zu rufen, und es "Mama" schrie, hat mein Atem kurz gestockt.
Grüße,
R.
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