Spion im Bad

Innerer Monolog zum Thema Denken und Fühlen

von  Isabell.Joyeux

Es war ein Dienstagmorgen. Gegen 4 Uhr wurde ich auf dem Sofa wach. Ich hatte so wie fast jeden Abend, nicht den Weg ins Bett geschafft. Langsam reckte und streckte ich mich.
Die Straße vom Haus ist leer und ruhig. Kein Auto fährt, nur die Regentropfen klopften leise ans Fenster der Terrasse.
Am Vorabend legt ich mich aufs Sofa, um nur zwei Stunden zu schlafen, immerhin hatte ich noch einiges an Büroarbeiten zu erledigen. Doch ich hatte den Weckruf des Weckers nicht gehört. Die Sporttasche mit den Schwimmsachen blieb unberührt im Flur stehen. Die Einkäufe lagen noch so in der Küche, wie sie am Vorabend von mir abgelegt wurden …
Und nun sitze ich auf dem zerwühlten Sofa, bin ausgeschlafen und doch habe ich keine Lust etwas zu machen.

Ich zwang mich aufzustehen, Zähne zu putzen, zu duschen und zu frühstücken.
Mhh frühstücken kann man das nicht nennen, ich knabberte an einem alten Brötchen und trank Milchkaffee. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf.
Ich dachte über den Tag nach, was ich gerne machen möchte und machen muss.
Um einen klaren Kopf zu bekommen stellte ich mich auf den Balkon und lies mir die kalten Tropfen übers Gesicht laufen. Es war ein seltsames Gefühl, hätte mich jemand gesehen, hätte man meinen können, ich würde weinen. Ich beschloss ins Schwimmbad zu fahren.

Im Autoradio lief keine Musik die zu meiner momentanen Stimmung gepasst hätte, somit legte ich eine CD ein. Laut aufgedreht und singend fuhr ich zum Schwimmhalle.
An einigen Ampelkreuzungen, merkte ich dass ich beobachtet wurde.
Konnte man die Musik hören? Oder sogar mein Singen? Sah mein Auto so komisch aus?
Oder ist es unnormal singend Auto zu fahren?

Bei der Schwimmhalle angekommen, parkte ich.
So, wie es sich für eine Frau gehört, über zwei Parkplätze.
Ein Vorurteil der männlichen Welt * Frauen gehören an den Herd und nicht hinters Steuer *, aber ehrlich gesagt es ging nicht anders, da bereits die Autos Links und Rechts so mies eingeparkt hatten, das mir nichts anderes übrig blieb.

Beim Betreten der Eingangshalle, sah ich eine lange Schlange an der Kasse stehen.
Als ich an den Leuten vorbei lief, fielen die Blicke auf mich. Ich hätte zu gerne gewusst, was die Leute dachten. Ich zückte am Automaten  meine Karte und konnte ohne zu warten die Treppen zu den Umkleiden hinunter laufen.
Ein komisches Gefühl hatte ich, ich konnte spüren,  wie die Leute mir hinterher geschaut haben? Jeder kann so eine Karte kaufen, man muss nicht anstehen und auch nicht mit Bargeld rumlaufen. Jetzt wussten die Leute das. Hoffentlich!

Meine Lieblingsschränke waren noch frei. Ja Schränke! Genau genommen Zwei. Einen Schrank belegte ich mit meiner Kleidung, den anderen mit meinen Duschsachen.

Als ich die Schwimmhalle betrat, kamen mir die Schwimmmeister entgegen gelaufen.
Ich senkte meinen Blick und lief an ihnen wortlos vorbei. Wieso ? Nun bis vor kurzem konnte ich nicht allein irgendwo hingehen. Mittlerweile habe ich keine Ängste mehr, mich sehen zu lassen. Obwohl ich kann einige Frauen gut verstehen, die am liebsten durchs Hintertürchen ins Wasser gelangen wollen. Nicht Jede Frau sieht gut aus im Badeanzug oder Bikini.
Bei Männern ist das anders.

An diesem Morgen waren verschiedene Variationen im kühlen Nass.
Ich bezog im Wasser Stellung, schwamm einige Runden und beobachtet.
Vorteil ist eine Schwimmbrille, als Tarnung und Sichtfenster unter Wasser.
Wie jeden Morgen war auch wieder diese älter Herr im Bad, der tauchend die Weiblichkeiten beobachtete. Mit so einer Taucherbrille fällt es auch gar nicht auf, wenn man sich provokant am Beckenboden platziert.
Beim schwimmen meiner Bahnen, merkte ich wie mich ein Gesicht fast hypnotisierte.
Das machte mir Angst und ich ging zum Kraulen über. Da hat man den Kopf im – unter Wasser und muss mit keinem Kontakt aufnehmen.

Beim Wassertreten kann man die Schwimmgäste gut beobachten. Zwei junge schlanke Frauen betraten die Schwimmhalle und schon konnte man die Köpfe der Männer aus dem Wasser ragen sehen. Fielen die zwei in ihr Beuteschema? Anscheinend ja!

Komisch was Männer alles anstellen um Kontakt aufzunehmen.
Erstmal Bauch einziehen! Man muss ja gut aussehen, nur nicht atmen, sonst könnte man ja den Bierbauch sehen!
Mhh, aber  nicht nur Männer ziehen den Bauch ein, auch wir Frauen ziehen den Bauch ein, wenn wir die Schwimmhalle betreten. Ich auch! Wieso macht man das?
Nun, weil man Komplexe hat. Mit sich und seinem Körper  nicht im reinen ist.

Ich wusste gar nicht, dass man als Mann sehr behaart sein kann. Ein Schimpanse ist  gar nichts dagegen. Und das bei Frauen die Achselbehaarung fast wie eine Dauerwelle aussehen kann. Ich beschloss nach 1500 geschwommenen Metern nach Hause zu fahren.

Als  ich zu meinem Auto kam, konnte ich erblicken, wer die Autofahrer sind, die rechts und links neben mir geparkt hatten. Männliche Wesen! Und da sagt noch einer *Frauen* .


                                                      K.I.

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Kommentare zu diesem Text

Thor (30)
(22.03.07)
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 Isabell.Joyeux meinte dazu am 25.03.07:
Hallo Tim ..... thanks ..... ich hoffe du hattest beim Schwimmen einen schönen Tag mit Taucherbrille und Bauch *schmunzel* schläfrige Grüße Kathi
Melancholic. (31)
(12.08.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isabell.Joyeux antwortete darauf am 22.08.08:
Ja aber ich war schon sehr lange nicht mehr Schwimmen. .... Isabell
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