Freie Radikale

Gedanken müssen weder gelebt werden noch persönliche Ansichten darstellen, aber sie können beißen.


Eine archivierte Kolumne von  Erdenreiter

Montag, 27. Oktober 2014, 09:00
(bisher 896x aufgerufen)

Aus der Sicht des Ursprungs

Als ich die Erde als Paradies erschuf, und die Menschenfrau hineinsetzte, wurde mir Größenwahn vorgeworfen, und alles wäre viel zu genial entworfen. Trotzig schuf ich den Menschenmann, und die Kritik verstummte in einem bestürzenden Schockzustand. Natürlich ist die Aussage, die Frau wurde aus der Rippe vom Mann erschaffen, nur üble Nachrede der beleidigten männlichen Menschheit. Ja wen will der Mann denn mit seinen Brustwarzen stillen? Ich verpasste den Männern damit einen Wink mit dem Zaunpfahl, aber, da sie zu meinem Verständnis wohl nicht befähigt sind, die Botschaft ging unter. Spaß bei Seite. Es gab noch nie eine Gesellschaft, die ein gewisses Maß an Bewusstsein besaß und oder besitzt, innerhalb derer die Frau nicht auf einer Stufe mit dem Mann stand, oder etwas über ihm auf Augenhöhe. Es ist ja schließlich die Frau, die Schöpfungskraft, die Fähigkeit besitzt Leben auf die Erde zu lassen. Eine quasi Halbgöttin, und als Gewissen der Erde gedacht, die es auch erhalten kann, das Leben stillt. Das nährende weibliche Prinzip. Die ältesten und ursprünglichen Gesellschaftsformen, die der Wissenschaft bekannt sind, wurden natürlich von der Frau bestimmt, die allein aufgrund der Tatsache Schöpfungskraft zu besitzen, ob sie nun Mutter war oder nicht, hoch geachtet war unter den Männern. Die Mutter und Mütter des Menschleins waren alle seine weiblichen Verwandten, deren Umgang oder Vermeidung es selbst wählen konnte, und einen Vater gab es natürlich nicht. Der Bruder, oder der nächste männliche Verwandte der leiblichen Mutter kümmerte sich auch ums Menschlein, also um seine eigene Familie. Der leibliche heute Vater genannt kümmerte sich auch üblicherweise nur um seine Familie, zu der sein leibliches Kind nicht zählte. Interessant auch, von zwei Wissenschaftlerinnen gehört, die sich mit den frühesten Gesellschaftsformen beschäftigen, die der Wissenschaft bekannt sind und von Frauen bestimmt waren, dass der Bruder der leiblichen Mutter, genetisch gesehen, mehr mit dem Menschlein verwandt ist als der leibliche Vater. Menschen, die nicht tragbar waren, also Männer, wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, und mussten sich allein durchschlagen. Diesbezügliche Wissenschaftler gehen davon aus, dass aus diesen ausgestoßenen Asozialen, dann später sich die ersten Männer beherrschten Gemeinschaften gründeten. Aber genug der Lobhudelei über Männer. Es ist das Geburtsrecht eines von einer Frau Geborenen, und es wäre auch absolut natürlich eine Mutter zu haben. Eine heutige Vaterrolle ist durchaus sinnvoll, die früher am ehesten der Bruder der leiblichen Mutter, oder ihr nächster männliche Verwandte übernahm, auch wenn es mit heutigen Vorstellungen nicht viel zu tun hatte; aber es sollte nur eine zusätzliche Rolle sein, keine hauptsächlich, gar alleinige.

Alle Dinge haben im Rücken das Weibliche
und vor sich das Männliche.
Wenn Männliches und Weibliches sich verbinden,
erlangen alle Dinge Einklang.
( Laotse, Tao Te King )

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 TrekanBelluvitsh (27.10.14)
Ja... nein... Nein.
Dies Trennung in weiblich und männlich ist nur eine spirituelle Überhöhung, um sich - ja nach Sichtweise, was das Bessere ist - besser zu fühlen. Und letztlich überhöht man sich selbst über andere. Landläufig nennt man so etwas Rassismus.

Die Wahrheit ist doch eher: Frauen und Männer sind grausam, verblödet und niederträchtig!

 Dieter_Rotmund (27.10.14)
"Spaß bei Seite"? Ist das ab Sicht?
Graeculus (69)
(27.10.14)
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 Songline (27.10.14)
Ach Graeculus, musst du mal wieder was anzweifeln. Ich nehme an, du wirst auch in diesem Falle auf deiner Meinung beharren, und wenn die gesamte Weltmeinung eine andere wäre.

 Songline (27.10.14)
Aber Inis!, Du solltest doch nicht immer die Interna anderer Leute verraten!
Graeculus (69)
(27.10.14)
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Graeculus (69)
(28.10.14)
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 Erdenreiter (28.10.14)
TrekanBelluvitsh
In dem Text wird die Frau nicht über den Mann gestellt. Die Formulierung etwas über ihn auf Augenhöhe ist eine Sichtweise zumindest innerhalb eines Naturvolkes. Diese Stelle ist für den Lesenden geschrieben, der Freude am Erkennen hat. Dass Du bei diesem Text auf Rassismus kommst, finde ich gelinder gesagt nicht gescheit. Der Text ist unter anderem aus der Sicht der damaligen Menschen geschrieben, soweit man das ins heutige Deutsch übersetzen und wissenschaftlich noch feststellen kann.

Frauen sind keine besseren Menschen. Aber sie sind mir die lieberen. ( Sten Nadolny, Netzkarte )

 Erdenreiter (28.10.14)
Dieter_Rotmund
In irgendeinem Jahrhundert wird es schon richtig gewesen sein, wobei es dann vielleicht bey heißen müsste ? Du kannst meine Rechtschreibfehler ja als Deine persönliche Schwellenerfahrung betrachten.

Nur wer sich dafür entscheiden kann, nichts zu sagen, kann auch frei reden.
( Sten Nadolny, Selim oder die Gabe der Rede )

;-)

 Erdenreiter (28.10.14)
Graeculus
Die Informationen im Text beziehen sich unter anderem auch auf neuste wissenschaftliche Ergebnisse, und in meinen Augen auf die Ergebnisse sehr guter wie diesbezügliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es gibt wohl zu allem gegensätzliche Meinungen. Ich weiß nicht, was Du Dir, vereinfacht gesagt, unter dem im Text nur eben aufgezeigten, damaligen Matriarchat vorstellst, aber, wenn man so will, war es auch egalitär. Zumindest das damalige Matriarchat, kann man sich nicht als Gegenteil vom Patriarchat vorstellen. Aber vielleicht sollte ich mich besser mit Deiner Gattin unterhalten, oder hat sie Dir schon gesagt, was Deine Meinung ist?
Graeculus (69)
(29.10.14)
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Graeculus (69)
(29.10.14)
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 Erdenreiter (30.10.14)
Graeculus
Es bezog sich auf einen Kommentar von Dir zu einem Text der Kolumne, als Du bei Deiner Gattin etwas nachgefragt hattest. Der Smiley hat ja gezwinkert, und es war als Späßchen gemeint. Es war nicht meine Absicht, Dich dadurch zu verärgern. In meinen Augen besteht kein Zweifel daran, dass man die Persönlichkeit eines Menschen abspalten kann, dass es Schizophrenie gibt und so weiter. Wenn ich mir durchlese, was Du zum Matriarchat sagst, was Deine Meinung dazu ist, dann müsstest Du wohl sagen, nichts genaues weiß man nicht. Ich beziehe mich im Text der Kolumne auf Wissenschaftler, Experten, die sich damit Jahre und Jahrzehnte beschäftigt haben. Und dies nicht behaupten, weil sie mal eine Figur gefunden haben, die weiblich geformt war, sprich worauf Du Dich da beziehst. Dein Hinweis auf den Amazonen-Mythos, in Bezug zum Matriarchat, da würde ich sagen, wenn dies hier ein Boxkampf wäre, Du boxt unsauber. Ein Punkt Abzug in dieser Runde

 Erdenreiter (30.10.14)
Al_Azif
Was die Kelten betrifft, soweit ich informiert bin, passt alles, was man heutzutage noch wissenschaftlich über sie weiß, feststellen kann, auf ein paar Seiten. Von daher hat es Bernhard Maier wohl geschickt gemacht, ein Buch über die Dekonstruktion solcher historischer Konstrukte herauszugeben. Aber ich kenne seine Bücher nicht. Die Germanen wurden sicher von den Römern falsch dargestellt, und viele Beschreibungen ihrer Feinde, der Barbaren und so weiter, sind ja eher Selbstbeschreibungen, als sie sie niedermetzelten. Der Kriegsgewinner schreibt die Geschichte, und in meinen Augen werden die Römer zu verherrlicht dargestellt. Dass es auch egalitär war, meinte ich eher im Vergleich zum Patriarchat, und es ist natürlich vereinfacht gesagt.

Es gibt, streng geurteilt, gar keine «voraussetzungslose» Wissenschaft, der Gedanke einer solchen ist unausdenkbar, paralogisch: eine Philosophie, ein «Glaube» muß immer erst da sein, damit aus ihm die Wissenschaft eine Richtung, einen Sinn, eine Grenze, eine Methode, ein Recht auf Dasein gewinnt.
( Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral )
Graeculus (69)
(31.10.14)
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 Erdenreiter (09.11.14)
Graeculus
Grabbeigaben können auch ein Hinweis auf einen Glauben an ein Leben nach dem Leben sein. Warum ist es zum Erstaunen? Sind es Menschen zweiter Klasse in Deinen Augen? Finde ich zumindest merkwürdig, dass Du da von nicht einmal sprichst.

 Erdenreiter (09.11.14)
Al_Azif
Man braucht ja nur in gewisse Länder schauen, wie sie bestatten, und da wird es wohl auch nicht sichtbar werden, was für eine Gesellschaft bestattet hat. Du hast in meinen Augen Recht, dass es nichts aussagt.
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