Freie Radikale

Gedanken müssen weder gelebt werden noch persönliche Ansichten darstellen, aber sie können beißen.


Eine archivierte Kolumne von  Erdenreiter

Montag, 24. November 2014, 02:02
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Wer schläft, wacht auf

Wer schläft, wacht auf, und wer aufwacht, schläft ein. Vielleicht ist der Wachzustand nur ein starrer Traum, der nur schwerer zu beeinflussen ist. Wer einmal einen Klartraum hatte, der weiß, wie leicht die gesamte Realität im Schlafzustand zu verändern ist. Innerhalb der Hypnose hat man das wissenschaftliche Experiment gemacht, den Versuchspersonen unter selbiger zu erzählen, dass man sie gleich verbrennen wird, und hielt ihnen wenige Sekunden einen harmlosen Gegenstand an eine bestimmte Stelle ihres Körpers. Danach wurden sie wieder zurückgeholt, und es passierte, bei einem gewissen Anteil der Versuchs-Personen, etwas Merkwürdiges, es bildeten sich an der entsprechenden Stelle Verbrennungen. Das ist wohl physikalisch nicht zu erklären. Die Realität scheint nicht das zu sein, wofür wir sie halten.

Ein Traum ist eigentlich immer so realistisch wie der Wachzustand, und kann sogar um einige Male realistischer sein. Ein Problem bei vielen Menschen ist der Übergang beim Aufwachen, und ihr konditioniertes Denken es ist ja nur ein Traum, der durch mantraartiges, einstig gedankliches und oder gesagt bekommendes Wiederholen von Worten, wie eine Art Selbsthypnose bis Hypnose, und oder durch Verdrängung zu etwas Nebulösem wird, wenn man sich denn überhaupt noch an etwas erinnert. Lautere Geräusche beim Aufwachen machen es den meisten Träumern schier unmöglich, den Traum in den Wachzustand mitzunehmen. Am leichtesten ist es, wenn man kurz bevor der Wecker klingelt selbst aufwacht, was quasi jeder Mensch kann, indem er sich vorm Schlafen sagt, wann, was auf die Minute genau funktioniert, man aufwachen will. Warum das funktioniert, kann die Wissenschaft nicht genau sagen. Einfach mal ausprobieren.

Zu träumen bedeutet innerhalb des Traumes zu sein, in Echtzeit, mit allen Fähigkeiten, Sinne et cetera, und darüber hinaus, die einem auch im Wachzustand zur Verfügung stehen. Man kann denken, Berührungen spüren, sich mit anderen unterhalten, wobei man wohl zumindest fast alles im Traum selbst ist und erschafft, und wie es auch im Wachzustand der Fall ist, wird ständig selbst erschaffene Realität produziert. Es ist ja sowieso, ob nun im Traum oder Wachzustand, alles Wahrnehmbare, was wir sehen und so weiter, das eigene Bewusstsein. Es gibt die faszinierende These, dass in den ersten Jahren, in denen ein Mensch zwischen Wachzustand und Traum noch nicht unterscheiden kann, zwischen beiden Persönlichkeiten, die in jedem Mensch vorhanden sein sollen, zunächst eine Art Kampf stattfindet, wer im Wachzustand und wer im Traumzustand lebt. Für den Erzähler ist es einfach eine faszinierende Vorstellung.

Was nicht abzustreiten ist, für den Träumer mit praktizierenden und guten Fähigkeiten des Träumens, während der Körper in einem komatösen Zustand irgendwo herumliegt, dass das Traum-Ich tatsächlich aufwacht, wenn das Wach-Ich einschläft, und das Traum-Ich tatsächlich einschläft, wenn das Wach-Ich aufwacht, was, je nach dem, wie schnell es passiert, auch zur plötzlichen Ohnmacht im Traum führen kann. Bei den meisten Menschen soll sich das Ich im Traum- und Wachzustand sehr stark unterscheiden, und man könnte schon von zwei quasi schizophrenen Persönlichkeiten sprechen; wobei der Erzähler diesbezüglich keine großen Erfahrungen hat, da der Unterschied nicht besonders groß ist, oder in anderen Worten, beide stehen sich sehr Nahe. Den zwinkernden Smiley muss man sich jetzt denken. Vermutlich wird sich dann bei den meisten Menschen das Traum-Ich für die reale Persönlichkeit halten, so wie sich das Wach-Ich für die reale Persönlichkeit hält. Vielleicht gibt es auch Menschen, da weiß der eine nichts vom anderen.

Natürlich ist jeder Mensch sein Traum-Ich und sein Wach-Ich, so wie jeder sein Unterbewusstsein und sein Bewusstsein ist, das ja nicht getrennt voneinander existiert, sondern miteinander verbunden, im Fall vom Bewusstsein eine Fokussierung ist. Allein schon die Beschäftigung mit dem Thema Träumen, wie in dieser Veröffentlichung, erhöht die Wahrscheinlichkeit beim Lesenden sich wieder an einen Traum zu erinnern. Du hast die Wahl, nur scheinbar bewusstlos herumzuliegen, oder eine ganze Welt zu erleben, die Du selbst erschaffst, um daraus aufzuwachen und wieder in eine anderen weiter zu leben. Es kostet doch nichts, bis auf Selbsterfahrung. Es gibt so viel Wunderschönes, Wunderbares zu entdecken, auch über sich selbst zu erfahren; dem Traumlosen davon zu erzählen, wäre sinnlos. Natürlich gibt es auch Alltägliches, Kurioses, Fantastisches, Schreckliches und Grausames und so weiter zu entdecken. Vielleicht weiß der Lesende jetzt auch, warum Menschleins nach einem Alptraum völlig fertig sind, etwas erlebt wurde, das so realistisch war, wie der Wachzustand, während sie hören, es war doch nur ein Traum.

Wer seine Träume verdrängt, sie höchstens vielleicht als etwas Verschwommenes wie Nebulöses in Erinnerung hat, dem möchte der Erzähler folgendes sagen, reiß Dich doch mal zusammen, Du Lutscher! Träume sind da um geträumt zu werden, und ja, auch Du träumst, und versteckst sie in Deinem Unterbewusstsein. Den anderen mutigen Lesenden, die wieder anfangen wollen zu träumen, denen empfiehlt der Erzähler, um die Fähigkeit wieder zu aktivieren und auszubilden, zunächst jeden Traum nach dem Aufwachen sofort aufzuschreiben, sonst wird kaum jemand selbigen im Gedächtnis behalten können, ihn kurze Zeit später wieder vergessen. Dies wird bei den meisten nötig sein, weil sie die einfachsten Fähigkeiten verlernt haben, die man sogar schon beherrschte, bevor man ein Ich-Bewusstsein hatte.

Es wird ungefähr drei Monate dauern, bis man sich mehrmals in der Woche an einen Traum erinnern kann, sie realistischer werden, und bis der erste völlig realistische Traum geschieht, in dem man eins zu eins drin steckt, wie im Wachzustand. Viel Spaß beim Träumen, beim Erleben Deiner selbst erschaffenen und eigenen Welt, die einen Besuch wert ist. Eine Reise durch Dein Bewusstsein, die zu Selbsterfahrung und Bewusstseinserweiterung führen kann, und begleitet wird durch die Ehrlichkeit Deines Unterbewusstseins, das Dich mit Dir selbst konfrontiert, in einem unendlichen Universum der Möglichkeiten und Zustände.

"Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, wie es scheint."
( Friedrich Hebbel )

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (24.11.14)
Vielleicht ist das jetzt ein Paradoxon, aber ich glaube relativ bewusst zu träumen. Es ist mir einige Male passiert, dass ich aus einem Traum erwachte, weil ich zur Toilette musste. Ich versuchte, so gut es ging, den spannenden Trauminhalt festzuhalten, um ihn weiterträumen zu können. Das geschah dann auch tatsächlich.
Wer seine Träume nachzuvollziehem versucht, weiß mehr von sich selbst.

 Erdenreiter (25.11.14)
Jack
Im Traum habe ich im Grunde keine Angst, auch nicht bei, wenn man so will, Alpträumen.

 Erdenreiter (25.11.14)
EkkehartMittelberg
Was Dir helfen könnte, dass sie noch realistischer werden, wenn Du Dich noch an einen Traum erinnern kannst, den Du irgendwann einmal hattest, der vom Wachzustand nicht zu unterscheiden war. Dann weißt Du, dass Träume zumindest so realistisch sein können wie der Wachzustand. Und ich sage, eigentlich ist es jeder Traum, nur kann er halt verschwimmen. Auch der Traum, der einen verschwommen erscheint, war absolut realistisch. Natürlich wird kaum jemand jeden Traum so erleben wie die Realität im Wachzustand, doch zumindest hin und wieder, und es wird bewusster, realistischer, klarer und so weiter. Wenn Du es willst, wirst Du sicher einen solchen Traum irgendwann haben, und Du kannst ja dann hier ein Feedback abgeben. In meinen Augen ist der Hauptgrund, der Träume nebulös erscheinen lässt, die eigenen Vorstellungen, dass ein Traum so ist, und ein anderer Grund kann auch Verdrängung sein, weil man sich nicht an den Traum erinnern will.
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