Freie Radikale

Gedanken müssen weder gelebt werden noch persönliche Ansichten darstellen, aber sie können beißen.


Eine archivierte Kolumne von  Erdenreiter

Montag, 19. Januar 2015, 03:00
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Negerkuss

Ein Negerkuss. Wir haben nur Schokoküsse. Dann nehme ich den Mohrenkopf ihr vorne. Das ist ein Schokokuss. Immer diese nachkriegsgeschädigten Kartoffelköpfe. Darf ich wegen Hitler nicht mehr Negerkuss sagen? Seine Art Bärtchen wird auch nur noch von Frauen getragen, also untenrum. Letztens las ich beim keinVerlag den folgenden Kommentar, wenn ich die Worte deutsches Volk höre, könnte ich kotzen. Deutsches Volk, deutsches Volk, deutsches Volk und jetzt setze ich noch eins drauf, das erhabene deutsche Volk, das friedliche deutsche Volk, das deutsche Volk von Denkern und Dichtern und das deutsche Volk hat sich den Himmel verdient. Friss es als bittere Arznei gegen deinen Nachkriegsschaden. Solange die Wissenschaft keine deutschen Gene entdeckt hat und Blutkörperchen mit Schnauzbärtchen, lass ich mich doch nicht anpöbeln, nur weil ich in Deutschland geboren wurde. Ich bin auch über den Boden gekrabbelt, nicht im Stechschritt marschiert. Texte einen anderen mit der These der Erbschuld zu, die auch Teil der Rassenlehre sein könnte, du eventueller, nachkriegsgeschädigter Kommentierer. Wenn es denn wenigstens ein Außerdeutscher wäre, aber nein, KartoffelBob Schwammkopf packt, mit dem Charme eines Steinzeitmenschens, die Nazikeule aus. Welche ursprüngliche Bedeutung hat denn das Wort Neger? Schwarzer. Und welche ursprüngliche Bedeutung hat das Wort Mohr? Im Ganzen Dunkel. Früher sagte man Krüppel, woraus dann auch ein Schimpfwort, etwas Negatives wurde. Dann dachte man sich, ach komm, wir ändern das Wort in Behinderter um, woraus dann auch wieder ein Schimpfwort, etwas Negatives wurde. Und warum? Weil viele Menschen gewisse Assoziationen mit dem Wort verbinden, in Bezug ihrer Sichtweise auf die Menschen, die mit einem solchen anfangs quasi neutralen Wort bezeichnet werden. Es bringt nichts wieder die Bezeichnung zu ändern, solange sich die Menschen nicht selbst ändern, ihre Sichtweise und Wahrnehmung. Negerkuss wie auch Mohrenkopf sind positive Assoziationen mit einer Süßigkeit, da die Sichtweisen und Wahrnehmungen im Allgemeinen positiv sind, außer vielleicht es schmeckt einem nicht. Und jetzt kommt es, in diesen positiv besetzten Worten kommt Neger oder Mohr drin vor. Diese Worte in Schokokuss umzubenennen, hätte auch der Vorschlag eines Neonazis sein können. Negerkuss müsste zum Wort des Jahres gewählt werden. Es lebe der Negerkuss! Es lebe der Mohrenkopf! Und natürlich, falls der nachkriegsgeschädigte Mensch aus Deutschland am Ende dieser Veröffentlichung wieder gnädig gestimmt sein sollte, das deutsche Volk! In your face. Vielleicht merkt KartoffelBob Schwammkopf jetzt auch, als ewig Gestriger, das der Ekel in ihm selbst und nicht in den Worten deutsches Volk steckt.

"Jede Philosophie verbirgt auch eine Philosophie; jede Meinung ist auch ein Versteck, jedes Wort auch eine Maske."
( Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse )

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (19.01.15)
Ich stolpere schon über den dritten Satz:
"Dann nehme ich den Mohrenkopf ihr vorne"
-> "ihr vorne"? Was soll das bedeuten?
Graeculus (69)
(19.01.15)
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 Dieter_Rotmund (19.01.15)
Nicht nur komisch ausgedrückt, praktisch unverständlich. Ansonsten geht es im Text überwiegend um die "political correctness", wie sie Gutmenschen gerne ins Feld führen, mich nervt das auch.
Wieder recht verquerer Text, lieber Erdenreiter!

 TrekanBelluvitsh (19.01.15)
Worte sind einem ständigen Wandel unterzogen. Das entscheidende ist, wie sie verwendet werden. Wenn ich nun schreibe Ich habe große Arbeit, für Polizei zu sorgen kratzen die meisten sich am Kopf: Hä? Dabei ist die Bedeutung ganz einfach: Ich habe große Mühe für Ordnung zu sorgen. (Könnte eine genervte Kindergärtnerin ausrufen.) Wir benutzen die Worte ARBEIT für MÜHE nicht mehr, ebenso wie POLIZEI für ORDNUNG (der Begriff Polizei ist aus diejenigen übergegangen, die für Ordnung sorgen).

Mit bestimmten Worten verbinden wir bestimmte Bedeutungen. Und das Wort Neger stammt nun einmal aus einer Zeit, als Weiße glaubten, auf dunkelhäutige Menschen herabblicken zu dürfen. Es ist einfach falsch, wen behauptet wird, es wäre jemals neutral gewesen. Das ist es die längste Zeit seiner Existenz eben nicht. Gleiches gilt z.B. auch für das Wort BARBAR, das ursprünglich im Griechischen nur jemanden beschrieb, der nicht in der Stadt lebte, aber die längste Zeit herablassen gemeint war.

Schon gar nicht hat de begriff Neger etwas mit einer Nazikeule zu tun. Hier vermischst du etwas. Und niemand, der ernst genommen werden möchte, redet heute noch von einer Erbschuld. Diese Zusammenhänge gibt es so einfach nicht (mehr). Darum wirkt deine Aufregung ein wenig seltsam auf mich, zumindest trifft sie keine relevante gesellschaftliche Diskussion.

Und noch etwas zu dem Wort SCHWARZER. Tatsächlich steht die Farbe Schwarz in der europäischen Tradition für Unheimliches und Bedrohliches. Auch ein Graf Dracula trägt nicht umsonst einen schwarzen und keinen Weißen Umhang.

 Regina (19.01.15)
Das Wort "Mohr" bezeichnete unrsprünglich die Mauren, die Einwohner Mauretaniens.

 niemand (19.01.15)
Am lustigsten finde ich, wenn man angewiesen wird "Farbiger" zu sagen. Ich suche dann immer die Regenbogen-Farben, genauso wie ich beim "Weißen" das Dash-Weiß suche, wir waren noch niemals weiß, außer vielleicht ein besonders rothaariger Typus, dessen Haut in der Tat ziemlich ins Weiß tendiert. "Extrempigmentierter" habe ich auch schon gehört und finde es zum Brüllern komisch. Ich denke die Deutschen haben irgendwo einen Schuss weg. LG niemand

 DerHerrSchädel (19.01.15)
Manchmal nerven mich die Auswüchse politischer Korrektheit auch, aber ich halte es dennoch für richtig, bestimmte Begriffstraditionen zu hinterfragen. Zum Beispiel war's in meiner Heimatregion (und längst nicht nur dort) bis vor zwanzig Jahren durchaus üblich zu Knallfröschen "Judenfurz zu sagen". Sollte man auch diesen Begriff beibehalten?

Klar, die Veränderung der Sprache ändert nichts an der Mentalität der Menschen, aber trotzdem ist es gelegentlich sinnvoll, Begriffe auf deren ideologischen Hintergrund zu abzuklopfen und ggf. zu ersetzen.

Und nur weil in anderen Ländern der ethno-nationale Kollektivismus noch immer hochgehalten wird, muss das nicht heißen, dass sich die Deutschen dem wieder anschließen müssen.

 EkkehartMittelberg (19.01.15)
Der Wandel der political correctness zu dem Begriff "Neger" ist inzwischen komisch. Am Anfang stand das wohl allgemein als diskriminierend angesehene "Nigger". Der Wechsel zu Neger änderte aber nichts an der Diskriminierung. In dem darauf folgenden Begriff "Schwarzer" kann ich nichts Diskriminierendes erkennen. Dann folgte "coloured people". Die inzwischen als korrekt anerkannte Bezeichnung ist wohl "coloured people of zum Beispiel South Africa". Diese Bezeichnung scheitert an ihrer Umständlichkeit.

 Erdenreiter (19.01.15)
Dieter_Rotmund
Du kannst Dir den Anfang als fiktive Szene in einer Bäckerei vorstellen. Ich bin davon ausgegangen, dass der Lesende es erkennt, wenn er darüber nachdenkt.

 Erdenreiter (19.01.15)
Graeculus
Das liegt wohl an den Sichtweisen und so weiter vieler Menschen. Es gibt in der Kolumne das Beispiel mit den Worten Krüppel und Behinderter, das sich auf die Realität bezieht.

 Erdenreiter (19.01.15)
TrekanBelluvitsh
Dass die Worte anfangs quasi neutral waren bezog sich eher, aber nicht nur, auf das Wort Krüppel und Behinderter, um ein Beispiel aufzuzeigen, wie Worte durch die Wahrnehmung einer gewissen Anzahl von Menschen negativ aufgeladen werden. Immerhin wurde das Wort Krüppel im Laufe der Zeit so negativ, dass man dann Behinderter sagte, und man hat ja schon heutzutage öfter darüber nachgedacht, ob es in Anführungsstrichen eine bessere Bezeichnung gibt. In diesen Fällen sieht man schön, dass es nicht am Wort selbst liegt, sondern an den Menschen, wie sie andere Menschen, die mit solchen Worten bezeichnet werden, wahrnehmen. Die Nazikeule in der Kolumne zu verstehen, ist natürlich durchaus eine Herausforderung für den Lesenden, was auch die Erbschuld betrifft. Es geht mir ja nicht darum, einen Text nach den Vorstellungen von TrekanBelluvitsh zu schreiben, bei dem seine einzige Reaktion ein “Jau“ ist.

 Erdenreiter (19.01.15)
Regina
Auch wenn ich Wikipedia nicht gerne zitiere, tue ich es an dieser Stelle.

“( … ) Der teilweise von dem Begriff Neger abgelöste Ausdruck Mohr macht seinem Ursprung nach ebenfalls eine Aussage über die Hautfarbe. Er ist ein Lehnwort aus dem lateinischen Wort maurus für die Bewohner Mauretaniens, selten auch für alle Afrikaner, das wiederum vom griechischen ἀμαυρός (amauros, „im Ganzen dunkel“) stammt.“
( Wikipedia, Neger )

 Erdenreiter (19.01.15)
niemand
Dann wäre das Gegenteil von Extrempigmentierter wohl Minimalpigmentierter

 Erdenreiter (19.01.15)
DerHerrSchädel
Was Deine Frage betrifft, ist das Schöne in meinen Augen an dem Wort Negerkuss, dass es ein Wort ist, das üblicherweise eine positive Assoziation auslöst. Laut damaligen Umfragen fühlte sich auch nicht wirklich jemand dadurch diskriminiert.

 Erdenreiter (19.01.15)
EkkehartMittelberg
Es gibt auch noch das Wort Andersfarbiger, wobei es relativ bekloppt klingt.
SchorschD (78)
(21.01.15)
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