Wanda und das Weltgeschehen

Aktuelles


Eine archivierte Kolumne von  Songline

Samstag, 17. März 2012, 14:09
(bisher 320x aufgerufen)

Wer die Wahl hat ...

Es gibt Tage, da bewahrheiten sich Sprichwörter, die frau nicht leiden kann. „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ ist so eines davon. Ich hatte ja gehofft, dass jetzt erst einmal für eine Weile Ruhe wäre mit der Wählerei – aber nein! Die FDP beschloss ihren politischen Selbstmord in NRW und stimmte dem Haushalt nicht zu. Daraufhin löste sich der Landtag auf und ich muss jetzt dabei helfen, dass es einen neuen gibt. Na prima. Heißt: Urlaubssperre am 13. Mai und – was noch viel schlimmer ist – die schwierige Entscheidung, wem ich meine Stimme gebe.

Nun sind ja die Entscheidungsprozesse, die zum Kreuzchen führen, sehr unterschiedlich. Manch einer liest sich alle Wahlprogramme durch. Andere wählen die Partei mit der hübschesten Spitzenkandidatin, wobei ich mich nicht dazu äußern möchte, ob ich Frau Kraft oder Frau Löhrmann hübscher finde. Bei mir käme auch eher eine Begutachtung der Männer in Betracht, aber ehrlich: Ich finde weder Herrn Röttgen noch Herrn Lindner sonderlich attraktiv. Was nicht weiter schlimm ist, denn der Herr Röttgen verliert sowieso und bleibt in Berlin und die FDP scheitert an der 5 % Hürde. Also muss ich abwarten, wen die Piraten ins Rennen schicken, vielleicht haben die ja ein schnuckeliges Kerlchen in ihren Reihen.

Nun höre ich schon die geneigten Leser aufschreien, dass man doch nicht das Kreuzchen nach der Attraktivität der Spitzenkandidaten machen soll. Da haben die geneigten Leser auch Recht. Andererseits: Wenn ich mich an den Luftblasen orientiere, die alle Parteien jetzt aus wahlkampftaktischen Gründen steigen lassen, kann ich auch gleich zuhause bleiben. Die Partei, die all das macht, was ich gerne möchte, gibt es nicht. Jede macht halt ein wenig davon. In den Wahlprogrammen aller Parteien steht etwas, was mir die Hand vor die Stirn treibt und ein immerwährendes Kopfschütteln hervorruft. Und jetzt? Jetzt könnte ich tun, was manche tun, und wählen, wen sie schon immer wählten, weil ihre Eltern sie auch wählten. Oder ich könnte wählen, was mein Mann sagt, wenn ich denn einen Mann hätte, von dem ich mir was sagen ließe.

Aber ich hör mal auf zu stöhnen. Andere haben es ja auch nicht leichter als ich. Die Angie zum Beispiel. Also ich meine natürlich die Frau Merkel, unsere Bundeskanzlerin. Die hatte vor knapp zwei Jahren die Wahl zwischen Herrn Wulff und Herrn Gauck und hat sich für den falschen entschieden. Sie hat aber jetzt das Glück, dass sie das heute wiedergutmachen kann, weil der Herr Wulff zurückgetreten wurde. Nun kann sie den Herrn Gauck wählen, obwohl sie ihn damals nicht wollte, oder doch wollte, aber nicht wollen durfte, weil der Vorschlag nicht von ihr war. Wenn ihr mich fragt, hätten die damals schon den Gauck nehmen sollen. Aber mich fragt ja keiner.

Während Herr Gauck unser neuer Präsident wird und im Anschluss bestimmt einen Blumenstrauß bekommt, drehe ich eine Runde durch den Park und gucke mir Krokusse an. Vielleicht zwitschern mir bei der Gelegenheit die Vögelein, wen ich im Mai wählen soll. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Dann mache ich halt meine Kreuzchen da, wo ich sie immer mache: In dem runden Kreis auf dem Stimmzettel.

Bis bald mal
Wanda

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (18.03.12)
Also nichts für ungut Wanda, aber das Ersetzen von "man" durch "frau" hat ein derart große piefig-feministische-altkluge Besserwisser-Attitüde, dass Du Dir dadurch vermutlich unnötig Sympathien verscherzt. Das ist wie "Zum Bleistift" statt "Zum Beispiel" sagen, o.ä.! Manche sprachliche Sachen sind für eine Weile okay und haben durchaus ihre Berechtigung, aber dann ist einfach Schluß. Finde ich.

 Songline (18.03.12)
Lieber Dieter, als regelmäßiger Leser meiner Kolumne wirst du feststellen, dass einige Dinge immer wiederkehren, was ja als Wiedererkennungseffekt bei der Kolumnistin durchaus erlaubt ist. So wird maximal einmal im Text "man" durch "frau" ersetzt. Ich denke, dadurch wird Wanda nicht zu einer hyperfeministischen Emanze.

 Dieter_Rotmund (19.03.12)
Nungut, ich glaube allerdings nicht, dass Du Elemente für ein Wiederkennen brauchst. Ich finde die Gefahr des immergleichen, dann vielleicht doch irgendwann langeweilenden Schreibstils größer...

 Dieter_Rotmund (24.03.12)
Heute kein Weltgeschehen (?!).

 Dieter_Rotmund (24.03.12)
Upps, verwechselt, das ist ja 'ne Sonntagskolumne...
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram