An(ge)dacht

Anspruch und Zuspruch für die Woche


Eine archivierte Kolumne von  SimpleSteffi

Samstag, 26. Januar 2008, 19:28
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Wer hat an der Uhr gedreht...?

Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31,16)[/i]

Für die kommende Woche möchte ich euch die Losung für Montag mit auf den Weg geben.

Zeit. Was ist schon Zeit. Viele weise Sprüche gibt es über sie. „Die glücklichen Stunden vergehen so schnell, man könnte tausende an einem einzigen Tag erleben.“ „Nimm dir Zeit für…“ und dann eine lange Reihe an Psychohygienemaßnahmen, „In den härtesten Zeiten wird der Charakter gebildet“ etc.
Letztlich bleibt sie wie vieles eine Maßeinheit, die wir Menschen uns anhand natürlicher Gegebenheiten wie Tag, Nacht, Mond, Ebbe, Flut, Kälte, Hitze, Regen und Schnee gebastelt haben, um unser Leben zu strukturieren. Benannte Gegebenheiten waren weit vor uns da, und auch wenn wir sie z.T. durch unser Verhalten beeinflussen können ( Klimakatastrophe etc.) – es bleiben feste Größen, denen gegenüber der Einzelne ziemlich machtlos ist.
Mich beruhigt das sehr. Ich kann mich natürlich umweltbewusst benehmen und in meinem Umfeld darauf achten. Aber den Mond werden wir auch alle gemeinsam nie vom Himmel holen, Kunstschnee wird nie der ersten echten Flocke des Winters gleichkommen, keine Sekunde meines Lebens kann ich wieder erleben oder überspringen. Keinem schlechten Erlebnis aus dem Weg gehen, wenn Gott denn entscheidet, dass ich es brauche. Ich habe keine Macht über Leben und Tod. Wir alle dürfen uns dieses Recht nicht anmaßen. Aus Erfahrung weiß ich, dass wir das auch letztlich nicht können. Schon manchen liebgewonnenen Menschen durfte ich in meiner Arbeit auf der Wohngruppe durch unterschiedliche Zeiten bis hin zum Tod begleiten. Es gibt gute und sinnvolle Therapien, die Leben verlängern, Sterben erleichtern. Wir sollten uns aber bewusst sein, dass wir diese nicht ad absurdum führen sollen, dass das letzte Wort nur einer spricht – nämlich der, der uns dieses Leben auch geschenkt hat.
Ich glaube, Gott ist uns nicht böse darum, dass wir in unserer Ohnmacht solchen Themen gern aus dem Weg gehen; die Macht, die wir sonst immer haben nicht abgeben wollen, gerade wenn es „ans Eingemachte“ geht.
Andererseits: wenn ich vorher um schlechte Zeiten wüsste, wenn ich mir voll bewusst wäre „an dem und dem Tag wirst du sterben“ – ich würde nichts anders machen im Leben. Mancher behauptet, mit solchem Wissen ließe sich bewusster leben. Ich glaube nicht. Ich glaube eher, der Druck ließe die meisten verrückt werden. Das einzige Bewusstsein, das sich erweitern würde, wäre wohl das der Angst. Gerade die Ungewissheit lässt uns doch Pläne schmieden und wieder über den Haufen werfen, Menschen kennen lernen, Dinge ausprobieren, auch und gerade unter „wirtschaftlichem“ Blick Zeit zu verschwenden. Und die Summe dieser Dinge nennen wir Leben.
Ich finde, Leben soll Leben bleiben. Wir dürfen unsere Macht- und Ahnungslosigkeit genießen.
Und uns trotzdem um unser Leben kümmern, gut mit ihm umgehen. Unser Leben lieben. Weil Gott, der uns liebt, es uns geschenkt hat. Andere Menschen Mensch sein lassen. Weil Gott auch sie liebt und ihnen das Leben geschenkt hat.

Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden!

Amen.

Euch allen eine gute und gesegnet Woche!

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

bernard.bonvivant (59)
(27.01.08)
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Nicola (80)
(27.01.08)
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wupperzeit (58)
(27.01.08)
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