Mein Senf aus der Gerüchteküche

"IM"- Küchenschabe deckt auf


Eine archivierte Kolumne von  bratmiez

Montag, 14. Februar 2005, 02:28
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Thema: "Bahnhof"

Wie sagte einst ein weiser Mann?
"Wenn Du die Menschen kennenlernen willst, so studiere ihre Entschuldigungsgründe!"

"Kannst Du mich zum Bahnhof fahren?"

"Ich bin müde.", " keine Zeit.", "Später", "Jetzt nicht."
"Kann ich Dir nicht versprechen.", "Keine Ahnung?", "Vielleicht.", "Keine Lust.",
"Sicher, aber dann schuldest Du mir etwas!"

Na prima! Ein klares "Nein" hätte auch gereicht.
Aber was tut man nicht alles, um dieses eine Wort nicht zu benutzen?!

Wie oft hast Du schon geflucht, weil du wieder einmal zu einer dieser "netten" Geburtstagsfeiern
musstest? Dein Chef klopft Dir auf die Schulter und sagt, dass Du das beste Pferd im Stall bist
und Du doch bitteschön am Wochenende beim Empfang präsent sein solltest!
Dein bester Freund hat sich wieder einmal im Suff in den Ruin getrieben und fragt Dich, ob Du nicht vielleicht noch ein paar Euros übrig hättest, er weiß ja überhaupt nicht weiter....
"Denkst Du an den Müll, Schatz? Und vergiss nicht das Hemd aus der Reinigung abzuholen!"
Das Telefon klingelt: "Kann ich heut vorbeikommen?" ......

"Ja, ja, ja und zum Bahnhof fahr ich Dich auch noch.."
Macht das Sinn?

All diese unangenehmen Situationen nehmen wir einfach so hin oder erfinden irgendeine blöde Entschuldigung. Warum tun wir uns nur so schwer mit dem "Nein-Sagen"?
Ich finde, darüber sollten wir nachdenken und öfters mal das aussprechen, was wir auch wirklich denken. Selbiges erwarten wir doch vom anderen auch.
Wenn wir "Nein" denken und dabei "Ja" stöhnen, kommt es im Endeffekt eh nur zu Missverständnissen.
Und wer versteht schon gerne "Bahnhof" ?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Symphonie (73)
(14.02.05)
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 BrigitteG (14.02.05)
Es ist zum einen die Angst davor, den anderen zu verletzen, und zum anderen die Angst, dass der andere sich zurückzieht. Und zum dritten die Erziehung, die uns eingebleut hat, dass wir zu anderen immer freundlich sein sollen. Und deswegen ist es so schwer, ein echtes Nein auszusprechen. LG Brigitte

 AndreasG (15.02.05)
Als Kind war es ganz einfach, anfangs. Doch dann wurde mir systematisch das Nein-Sagen aberzogen. Vielleicht kennen das auch andere: meine Mutter war sofort eingeschnappt und forderte Gründe, wenn ich mal etwas nicht wollte. Da ließ ich mir halt Ausreden einfallen und irgendwann ging es in Fleisch und Blut über. Was dabei verloren ging? Nicht nur die Ehrlichkeit, sondern auch die Offenheit. Auch zu mir selber. Irgendwann kam dann logischerweise die Scham vor dem eigenen Inneren dazu. Und schon dreht sich der Kreisel. - Schön durchmixt mit dem anerzogenen “Männerverhalten“ entsteht eine Maske, an die man(n) selber glaubt und die kaum noch abzusetzen ist. Eine Rüstung, die zum Gefängnis wird.
Von daher hast Du, Bratmiez, Recht zu schreien. Gerade wo es sich so lohnt, wenn man die Maske auch mal absetzen kann. Ich danke Dir, Dein Beitrag hat mich wieder einmal nachdenklich gemacht.
Liebe Grüße, Andreas
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