Mein Senf aus der Gerüchteküche

"IM"- Küchenschabe deckt auf


Eine archivierte Kolumne von  bratmiez

Montag, 28. März 2005
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"Weshalb der Friedl keine Hüte mag"

Die Mama war schon seit Stunden fertig. Heute brauchte sie nicht zu kochen,
weil der Papa sie alle zum Essen eingeladen hatte und es sollte ein
besinnlicher Ostermontag werden. Sollte! - Wenn da nicht die dumme Sache mit
dem Hut gewesen wäre, die den ganzen Haussegen, den die Mama mühsam von den
drei Heiligenbildern, vom Weihwasserkessel und vom Buchrücken der Bibel
zusammengekratzt hätte, fortwehte. Fort! Und weg war er, noch ehe die Mama
dagegensteuern konnte.

Man muss wissen, die Mama hatte es immer gern, wenn alles harmonisch zuging.
Zumindest, wenn die Öffentlichkeit dem familiären Wirken beiwohnte. Die
'Leute' müssen sich nicht über uns das Maul zerreissen, meinte sie dann
immer, während sie sich unruhig den Kragen zurecht zupfte und nach links und
rechts umsah. Und wenn dann der Friedl, die kleine neugierige Nase, wissen
wollte, ob die alte Frau Simmlerbauer, über welche die Mama hinter geschlossenen
Türen sich immer lauthals ausließ, auch zu den 'Leuten' zähle, dann sagte
die Mama immer nur schnittig, er solle nicht so viele Fragen stellen.

blabla

..und Hüte mag der Friedl nicht, weil die Tante Oridame auch immer einen
trägt. Einen mit Stickmuster, der riecht ganz modrig, ganz so als würde die
alte Tante ihn nur zu Ostern aus dem alten Bauernschrank rausfuchsen, um ihn
dann wieder für ein Jahr lang einzulagern. Naja, gegen den Hut kann er
eigentlich gar nicht so viel sagen, aber die alte Tante, die kann er eben
bei Gott nicht ausstehen. Immer muss er ihr einen Kuss geben und freundlich
lächeln. Und wenn er sie auf ihren alten schrumpeligen Lippenstiftmund küsst
streift unweigerlich der Hut sein Gesicht, und dann ist sich der Friedl
nicht sicher, was modriger riecht: Der Hut oder die Tante. Somit hat er sich
entschlossen beides zu hassen.

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