Mein Senf aus der Gerüchteküche

"IM"- Küchenschabe deckt auf


Eine archivierte Kolumne von  bratmiez

Sonntag, 22. April 2007, 01:17
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Die Akte: "Waldemar"

gestern schaute ich seit langem mal wieder das "sandmännchen". erst sah man zwei undefinierbare plüschgestalten, die sich gegenseitig die augen verbanden und später tauchte dann der typ mit dem "untenrum-bart" auf.
das ganze szenario erinnerte mich an einen unterhaltungsnachmittag auf der psychostation im städtischen krankenhaus. der sandmann lief, mit dem baumwollschal vor den glotzen, gegen einen bettpfosten und die zwei gestalten hielten sich im hinterhalt die bäuche vor lachen.
einer, der beiden holte dann den obligatorischen fernseher.
jetzt saßen alle drei vor der glotze und starrten wie paralysiert auf den flimmernden monitor. ein lied wurde abgespielt. ein lied von waldemar.
waldemar ist der imaginäre freund eines 5-jährigen.
in diesem lied wurde den zuschauern nahegelegt, daß es völlig normal ist, daß man keine richtigen freunde hat.
der kleine junge zog durch die stadt und unterhielt sich mit einem unsichtbaren hasen.
er ging mit ihm eis essen, ins schwimmbad, auf den spielplatz und letztendlich auch noch ins bett. waldemar ist sein bester freund, singt er. (und alle nicken mit.)
schizophrenie im kindesalter ist normal geworden. jeder lebt nur noch für sich selbst!
der sandmann hat immer recht! hat er das? er hat! ich hätte nie gedacht, wie gezielt mit unserer gesellschaft umgegangen wird?! genau sooooo erzieht man kleine sklaven!
einer allein ist leicht zu bewältigen, nicht wahr?!
das thema "zusammenhalt" wird schon von anfang an gestrichen.
wer sich in der grundschule ein paar freunde erhascht hat, wird spätestens in der 5. klasse die grausame realität zu spüren bekommen. das auswahlverfahren nimmt erste züge an:
gymnasium, realschule, hauptschule!
freunde werden zu gegnern, talente gehen unter, menschen werden zu leuten!
und später?
die gymnasiasten gehen studieren ... nach jena, erlangen, dresden, berlin ...
die realschüler versuchen eine ausbildungsstätte zu finden ... bundesweit ...
die hauptschüler melden sich arbeitslos und schauen sinnlose talkshows in der glotze ...
jeder geht seinen eigenen weg, nicht wahr?
die jahre vergehen.
der sandmann verstreut seinen verblendersand in die menge und alle sehen hin!
an der ecke neben dem supermarkt sitzt eine verwahrloste frau und alle schließen die augen!
wir besitzen sonnenbrillen und regenschirme, wir lachen, weil es "lustig" ist, wir zeugen kinder in eine kontrollierte zukunft! heute.
dann kam der abspann. onkel sandmann griff tief in die schlafsandtüte und die zwei plüschwesen stritten sich um den baumwollschal. er hatte erreicht, was er wollte! die hände der imaginären freunde waren unsichtbar, die augen der streitenden weit offen, der schal lag zerrissen neben dem fernseher und der weg zur manipulation stand frei ...

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 AndreasG (24.04.07)
Der Sandmann in Dortmund ist tot. Er verstarb am 18. April 2007 … - Ist das jetzt besser für die lieben Kinderlein? – Herbert, so nannten ihn Eingeweihte, war einer der wenigen Meister in dieser Region (zumindest wurde er 1956 und 1957 mit Borussia Meister und war 1951 Westdeutscher Meister geworden, mit Schalke). Allerdings stand er auch dafür, dass schon Kinder zusammen, und nicht alleine, nach Erfolg streben sollen (auch wenn es dabei oft nur um zehn weitere Kinder geht, mit denen sie zusammenarbeiten sollen). So war der Sandmann Herbert halt … Mit einem Hasen wurde er übrigens nie zusammen gesehen … habe ich gehört. – Liebe Grüße, Andreas
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