Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Montag, 17. August 2009, 09:16
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Vogel im Pech

Sie kennen sie doch auch, diese Tage, an denen man meint nichts gelinge. Alles was man anfäßt würde man gescheiter von Anfang an liegen lassen.
Manchmal denke ich mir gut, dass diese Zeiten nicht nur uns "kleinen" Bürgern widerfahren. Zum guten Glück geschieht dies auch den sogenannten Promis, Politikern und sonstigen "Größen". Dies ist ja immer wieder nachzulesen in den diversen Gazetten.

Aber was meinem Nachbarn die letzten Tage passierte, das ist schon fast unglaublich.
Voller Stolz fuhr er vor zwei Wochen mit seinem neuen Auto vor. Die Marke nenne ich nicht, sonst gibts wieder Haue wg. Werbung etc.
Jedenfalls glänzte das Gefährt mit dem Gesicht des Nachbarn um die Wette. Alle männlichen Nachbarn der Umgebung kamen und stellten sich um das Auto. Jeder lobte und freute sich mit ihm. Einige fuhren ganz andächtig mit ihren Händen über das Blech. Die Felgen wurden gestreichelt und die Reifen beklopft.
Besagter Nachbar wuchs über sich hinaus und er lud einen nach dem anderen ein und fuhr eine Runde um den Block. Die Euphorie war kaum zu toppen. Es wurde geklatscht, gejohlt und gepfiffen.

Ich beobachtete die Szene mit einem Grinsen von meinem Balkon aus.
Als er zur letzten Runde ansetzte, kam eine große Rabenelster vorbeigeflogen, sie muß durch das Glänzen angezogen worden sein. Sie flog als Geleit mit. Plötzlich erschall ein so großes Gelächter, dass ich doch mal über die Brüstung gucken mußte. Die Rabenelster saß auf den Autodach des fahrenden Autos, wie ein Surfer auf seinem Brett. Nachbar wunderte sich, wieso alle lachten. Als er ausstieg sah er den Vogel und er wollte ihn weg scheuchen. Von wegen sich da einfach vertreiben lassen. Nix wars. Sie hatte Besitz von diesem hübschen Auto genommen. Alles wurde unternommen um dem Vogel zu zeigen, wer der Besitzer ist. Nichts gelang. Selbst als ein Besen zum Einsatz kam, dachte der Vogel nicht davon zu fliegen. Er flatterte zwar, aber flog nicht. Keiner wußte Rat und man meinte, man lasse ihn einfach mal sein, es werde ihm schon langweilig und er fliegt weg. So stellten sich die Männer etwas abseits des Autos und machten auf uninteressiert.
Vogel putzte sich genüßlich, die Herren wurden ungeduldig. Ständig äugten sie hinüber, aber nichts rührte sich. Wie ein Denkmal stand er da. Der Kopf bewegte sich ab und zu, aber ansonsten passierte nix.
Die Herrengruppe löste sich langsam auf.
Plötzlich fing die Rabenelster an zu krächzen, das es kaum auszuhalten war.
Alle liefen wieder zum Auto und schauten, was los sei. Der Vogel flatterte und flatterte, nix passierte. Er hob nicht ab. Es sah aus, als ob er festgeklebt wäre.

Wie sich später herausstellte, nachdem man den Förster benachrichtigt hatte, war der Vogel tatsächlich angeklebt gewesen.
Einen genauen Hergang kann man nicht präzise nachvollziehen. Aber es muß wohl so gewesen sein, dass der Vogel eine Tube Sekundenkleber im Gefieder hatte. Wie die dorthin kam, weiß niemand. Die Tube lief aus und klebte den Vogel am Autodach fest.

Resultat: Ein toter Vogel und ein neues Autodach.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Woche ohne Schrecken.

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