Dienstags bei Inge

Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen


Eine archivierte Kolumne von  IngeWrobel

Dienstag, 05. Mai 2009, 08:17
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Ameisen

In unregelmäßigen Abständen erfahren wir immer mal wieder durch die Medien über Studien, welches wohl das intelligenteste Lebewesen der Erde sei. Man geht allgemein davon aus, dass das nur der Homo sapiens sein könne; und so befassen sich die Untersuchungen der Wissenschaftler mit der „Rangfolge“ bei den Tieren. Schließt man von der Größe des Gehirns auf die Intelligenz, wird man sehr schnell den Glauben an die Vorrangstellung des Menschen als „Krone der Schöpfung“ ad acta legen, oder mindestens infrage stellen müssen. Marcus Anhäuser schrieb für den STERN einen sehr informativen und interessanten Bericht mit dem Titel „Intelligenz – Die Einsteins der Tiere“: http://www.stern.de/wissenschaft/natur/563423.html

Selbstverständlich fehlen in dem Bericht nicht die Ameisen, deren Gehirn zwar nur die Größe eines Stecknadelkopfes hat, von denen wir aber bereits einiges über ihr kognitives Verhalten wissen. Zum Beispiel, dass sie sich, wie die Menschen das Nutzvieh, Blattläuse halten, um sie zu melken. Außerdem kennen wir ihre Angewohnheit, Staaten zu bilden. Die Devise „Einigkeit macht stark“ ist real funktionierender Sozialismus in der Tierwelt.
Ein vielfältiges und interessantes Kapitel ist die Betrachtung der Ameisen und ihrer Überlebensstrategien: Da gibt es z.B. im Regenwald die Art Myrmica schumanni. Sie sind nicht ferrarirot und auch nicht die schnellste der Ameisenarten. Aber sie sind als „Gärtner vom Amazonas“ für die sogenannten Teufelsgärten verantwortlich. (siehe http://www.stern.de/wissenschaft/natur/546397.html ) In diesen Gärten sorgt die Ameise für eine Monokultur, indem sie andere, als ihre Wirtspflanze Duroia hirsuta durch Injektion ihres Giftes am Wachsen hindert.

Bei meiner Recherche zu diesem Artikel stieß ich auf eine solche Fülle von Besonderheiten, dass ich mich nur schwer losreißen kann von der Beschäftigung mit diesen erstaunlichen Tieren. Anlass war der Bericht  http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=090416021 über die südamerikanische Ameisenart Mycocepurus smithii, die nur aus Weibchen besteht. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung klappt offensichtlich hervorragend, denn M. smithii stellt von Argentinien bis Mexiko die auf dem Kontinent am weitesten verbreitete Art dar. Ob es diese Form des Matriarchats bereits seit 130 Millionen Jahren gibt, ist auch den Wissenschaftlern nicht bekannt. Aber es gibt diese (Über-)Lebensform, und sie funktioniert.

Selbstverständlich frage ich mich als emanzipierte Frau, ob auch der Mensch mit seinem hochentwickelten Gehirn eines Tages zum Fortbestehen auf die geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau verzichten kann. Konsequent weitergedacht: Wenn der Sex nicht mehr zweckgebunden ist, weil wir uns durch Klonen oder andere Techniken vermehren können….. macht er dann noch Spaß? Weniger oder vielleicht sogar mehr?

Im Radio lästerte ein Moderator, der offensichtlich diesen Bericht über den Weiber-Ameisen-Staat gelesen hatte. Er fragte seine Kollegin, wie wohl 500 Räume in einem solchen Bau zugeordnet würden. Die Antwort gab er sogleich selbst: 100 Zimmer seien zum Wohnen, und 400 für die Schuhe. Harrh, harrh!
Trotz solch chauvinistischer Äußerungen hoffe ich, dass wir Erdenfrauen noch lange genug Spaß an und mit Männern haben – ob zur Arterhaltung oder bei möglicher Parthenogenese. Wenn ich mir nämlich die weitere Entwicklung im Universum anschaue und die geschlechtslosen Aliens betrachte, die sich per Gedanken verständigen, da ihr überdimensionales Gehirn das ermöglicht, und deren Augenhöhlen keine Emotion erkennen lassen, erscheint mir das Erdenleben einfach zu schön, um in solche Tristesse zu steuern.
Bedienen wir uns also der Menge der Nervenzellen unserer Großhirnrinde, die den Menschen vom Tier unterscheidet, um dieses kurze Leben zu genießen und das zu tun, was Ameisen wahrscheinlich nicht können: Lieben, Lachen und die Freiheit des Geistes sinn- und lustvoll nutzen.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(05.05.09)
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 IngeWrobel (05.05.09)
Ja, die sind wirklich unterirdisch hässlich, diese Tiere. Keine Aggressionen? Neinnein, da bin ich doch froh, dass es die kleinen + großen Unterschiede bei uns Menschen gibt....... das wird wenigstens nie langweilig!
Dank Dir für den interessanten Beitrag, lieber AndreasH.
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