Dienstags bei Inge

Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen


Eine archivierte Kolumne von  IngeWrobel

Dienstag, 25. August 2009, 07:11
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Abgeschnitten von der Welt – der Tragödie zweiter Teil.

Nein, das hätte ich nicht gedacht, dass sich sowas wiederholt: Anrufe dringen nicht bis zu mir durch – der Anrufer erfährt durch eine Ansage, dass es die gewählte Telefonnummer nicht gibt. (Was selbstverständlich nicht stimmt. Es gibt mich und meine Telefonleitung, und man sollte solchen elektronischen Ansagen nicht über den Weg trauen! Gemeine Verschwörerbande!!!)
Natürlich werde ich später gefragt, ob ich meine Telefonrechnung nicht bezahlt habe. Eine rhetorische Frage, auf die es nur eine Antwort geben kann; denn selbst wenn es so wäre, gäbe ich es nie zu!
Nein, von meinem Konto wird jeden Monat die Flatrate-Pauschale abgebucht ... da kann also die Ursache für das Problem nicht liegen. Inzwischen weiß ich, dass es mit meinem Ansinnen zusammenhängt, meine Uralt-Telefonnummer zum neuen Anbieter mitzunehmen. „Portieren“ nennt man das.
Ist doch klar, dass man die Tel.-Nummer, die sich über 20 lange Jahre in die Köpfe der Freunde und Bekannten eingeprägt hat, die Einzug und Eintrag fand in private und öffentliche Telefonbücher, dass man die gerne behalten möchte – oder? Aber da steht der Wille der Telekom vor.
Nachdem ihr in den letzten Jahren nach und nach alle Privilegien einer Monopolgesellschaft genommen wurden, klammert sie sich jetzt an mein altes fünfstelliges Nümmerchen und straft mich damit dafür, dass ich sie als Anbieter nicht mehr liebe. Die letzten trotzigen Zuckungen eines Verlierers, der sich mit Würde aus dem Vertrag hätte verabschieden können. (Stattdessen liegt mir ein Anwaltsschreiben mit einer Zahlungsaufforderung vor – tztztz!)
Aber mein jahrelanges unseliges Verhältnis mit der ehemaligen Post wäre nicht nur ein Kolumnenbeitrag, sondern füllte locker ein Buch – angereichert durch aberwitzigen Schriftwechsel und Beschreibung von Vorgängen, die sich jedem rationalen Verständnis entziehen.
Doch das will ich ja hier gar nicht kolportieren, sondern ernsthaft und tiefenpsychologisch über meine Gefühle schreiben. Also darüber, wie es diesmal war, als ich von der Welt abgeschnitten, nicht erreichbar war ....
Tja, auch das, fürchte ich, sprengte jetzt diesen Rahmen – und deshalb heb ich mir das für wann anders auf.
Ohne Gefühlsduselei: es war genau so, wie Andreas Wupperzeit es unter meinem vorigen Beitrag kommentierte/beschrieb: mir fehlte der Komfort. Wobei ich einen funktionierenden Telefonanschluss eher als nötigen Standard denn als Komfort ansehe.
Aber um bei seiner Zuordnung zu bleiben: Mobiltelefone waren bis vor kurzem für mich Luxus. Ich hasste sie – und habe mir meines nur zugelegt, um auf Reisen erreichbar zu sein, bzw. selbst zu erreichen. Bei meiner jüngsten Reise war ich dann doch sehr froh, meine Freunde laufend über den aktuellen Stand der Zugverspätungen und meiner voraussichtlichen Ankunft Auskunft geben zu können. Spätestens seitdem betrachte ich das Handy nicht mehr als Luxus, sondern als Komfort. Und jetzt, in meiner festnetzanschlusslosen Zeit, war ich auch recht froh darüber, vom Handy aus die lange Zeit in der Warteschleife der Hotline der Telefonanbieter vertrödeln zu können.
Für Deinen Domaine-Absturz, lieber AndreasH, fühle ich mich übrigens nicht verantwortlich. Selbst wenn ich telepathische Kräfte hätte würde ich sie nie gegen Dich einsetzen – versprochen!

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Maya_Gähler (25.08.09)
och Ingelein... du bist nicht alleine... meine Arbeitskollegin erzählte mir genau das, was du hier beschrieben hast... ein letztes Aufmucken eines vermeintlichen Riesen, welcher zum Zwergen avanciert... auch sie hatte alles ordnungsgemäss erledigt wie in den letzten 20 Jahren... und nun... tot... alles still... auf Anfrage (nach stundenlangem Hängen in der Warteschleife) hieß es nur: Das muß an ihnen liegen, hier ist alles in Ordnung...
ich kann deinen Unmut gut verstehen!
Grüßle aus der Schweiz
Gudrun
wupperzeit (58)
(25.08.09)
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