andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Mittwoch, 10. Februar 2010, 22:01
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Tierquäler?

Letztens wurde ich als Tierquäler bezeichnet, weil ich meinen Hund “bei diesem kalten Wetter” für zwei Stunden im Auto ließ. Der Wagen war vorher schön vorgeheizt und stand im Parkhaus, die Außentemperatur lag über 5° C und Paul schlief friedlich im noch warmen Auto, als ich zurückkam.
Leider fand sich nur ein böser Brief mit den Anschuldigungen hinter dem Scheibenwischer, doch vermutlich hätte auch ein persönliches Aufeinandertreffen nichts gebracht, denn diese vermeintlichen Tierschützer und –liebhaber zeichnen sich durch fundamentalistische und oft absurde Hartnäckigkeit aus. Darum ist es für mich viel bedauernswerter, dass mein Paul nicht einige Jahre jünger war, denn damals wagte es niemand an “seinem Auto“ etwas hinter den Scheibenwischer zu klemmen.
Natürlich habe ich mich trotzdem geärgert. Da half es auch nichts, dass der/die BriefeschreiberIn die Situation nur nach den groben Umständen beurteilt hatte und er/sie in ähnlichen Situationen vielleicht Recht gehabt hätte. Zumindest eine kritische Prüfung des Anscheins kann man schon erwarten (das sieht man den Hunden nämlich an), vielleicht sogar die Gehirnakrobatik, dass ein Auto in einem Kinoparkhaus nicht einen halben Tag verweilen dürfte.
Vermutlich hätte aber auch das nichts gebracht, wie wir das ja auch von unserer Literaturplattform kennen. Da werden allzu oft harmlose Texte oder Gedichte - egal ob unter Satire, Humor oder Parabel - mit todernster Miene angegriffen, weil darin die armen Tierchen verunglimpft werden. Manchen Menschen sind Tiere heilig und kein Frevel wird hingenommen.
Den Kontrast fand ich dann letzten Sonntag im Fernsehen. Bei “Tiere suchen ein Zuhause“ (WDR), einer überaus tierfreundlichen und in der Regel für alle Alters- und Bildungsklassen weichgespülten Sendung, wurde ein kleiner Bericht über gelebten Tierschutz eingeflochten: die Arbeit der Steffi Ackermann.
Frau Ackermann geht es um die Rettung von Tieren aus kanarischen Tierheimen (Gran Canaria). In spanischen Tierheimen ist es nämlich üblich (und gesetzliche Pflicht), dass aufgegriffene Tiere nach 21 Tagen hingeri… ähm … eingeschläfert werden. Das hat viele logisch klingende Gründe (etwa: Abholfrist von 3 Wochen für entlaufene Tiere, Seuchenschutz, Kostendruck, fehlende Chance einer Vermittlung …), spiegelt aber im Grunde nur die Wegwerfmentalität der Menschen wider. Und gegen Mentalitäten kann man nicht anargumentieren; sie können sich wandeln, müssen es aber nicht.
Die Zahlen der getöteten Tiere sind Schätzwerte (auf Gran Canaria über 4.500 Hunde jährlich), da nicht gerne darüber geredet oder Buch geführt wird. Die meisten Tiere sind Streuner, also vorher ausgesetzte oder entlaufene Hunde … oder die Nachkommen davon.
Frau Ackermann hat sich nun einer schweren Aufgabe angenommen: Sie sucht diejenigen unter den Todgeweihten heraus, die vermittelbar erscheinen. Aber natürlich nur so viele, wie sie auch vermitteln kann. Oder besser: nur so viele, wie sie zuvor vermittelt hat, denn die Vermittelten nimmt sie mit nach Deutschland, um sie ihren neuen BesitzerInnen zu übergeben. Nur dadurch wird Platz geschaffen für die Neuen ...

Schindlers Liste ist doch ein Begriff, nicht?


Links:
 WDR

 koerbchen-gesucht.de


Andreas Gahmann

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Fremdkoerper (33)
(11.02.10)
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my.sister.whispers (31)
(21.02.10)
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