bookishasearlgrey schrieb am 08.11.2012: "
Längst überfällig ist ein Autorenkommentar zu wupperzeit.
Manches Mal wünschte ich mir eine Neue Sachlichkeit, nach den sympathischen Moralisten eines Kästners oder den alltäglichen Leiden einer Vorkriegskaléko. Eine Literatur, die sich nicht mit Städten und Dörfern als solche beschäftigt, sondern vielmehr einen Schnitt durch die oberflächlichen Kulissen sezierend durchführt, durch die Tankstellen und Mietswohnungen in die Kaffeebecher, zu den Menschen und ihren Haustieren. Die den Zauber der Epiphanie der Masse durchbricht und sich der Einsamkeit des Individuums annimmt. Als ich anfing, Andreas Kurzprosatexte zu lesen, fand ich die Erfüllung dieses Wunsches nicht lyrisch, sondern prosaisch, nicht dramatisch-wütend, sondern leise und zerknirscht. Ich sah ein Puppenhaus vor mir, inmitten einer aus Brotboxen und Pappmaché von Kinderhand gebauten Landschaft, die eine Modelleisenbahn zerfährt, um die entlarvende und entzaubernde Schlucht aufzutun.Was sieht man, wenn man hineinsieht? Eine sachliche Zerknirschung also, die Literatur eines "unsicheren Deutschen," wie sich Sarah Diehl jüngst selbst bezeichnete, eine Literatur, die grummelt, anstatt zu kuscheln, die aber auch eher einräumt, als anzuklagen.
Ich wünschte mir, wupperzeit würde auch heute mehr Beachtung als Autor finden, und gern hätte ich einmal eine Laudatio für junge (im Sinne von neue und wirkliche) Literatur für ihn geschrieben."
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