Alle 455 Texte von Irma

Ich hänge in den Seilen und komme nicht ein Stück voran. Der Weg ist steinig, doch gibt es kein Zurück. Die weißen Gipfel glühen im abendroten Schein. Ein Eiswind weht, ich fühle mich ohne dich allein. Mein Mut verlässt mich. Schwindelt...

Der Marktschreier Billi(g) aus Riefen, sitzt oben im Kirschbaum, dem schiefen. Trennt Doppel- und Dril- lings-Früchte mit Zwil- len, schleudert das Steinobst in Tiefen.

„Wie spät ist es?“, frage ich den alten Mann, der mir eine Münze in mein Cappy wirft. „Schlag fünf!“, erwidert er. Seit dem frühen Morgen sitze ich in der prallen Sonne, und meine Kehle ist staubtrocken. Ich zähle meine Tagesbeute,...

Franz, Graffiti-Sprayer aus Stanz, verzichtet seit neuestem ganz aufs Sprühen und meidet die Wände. Er leidet an Lackdoseintoleranz.

Der Bergmann Hans Höhle aus Rohr trat sichtlich beim Bohren hervor. Er stach Stalagmiten und brach Stalagtiten, stieß vor durch die Wand bis zum Ohr.

Sie steht ganz vorn um acht, und alles tuschelt, schwätzt. Man buht und johlt und lacht sie aus. Sie ist verletzt. Der Metzger hat die Macht, er stichelt und zerfetzt. Die Beutegier erwacht, die Meute folgt ihr, setzt gleich noch eins drauf. Sie...

Mein Blick streicht über mürbe Bücherrücken dreht Runden um den schmucken Wetterhahn. sucht Sammeltassen zwischen Einzelstücken von einer alten Märklin-Eisenbahn. Ich bücke mich, um einen Schein zu zücken, schnapp mir die Schallplatte von...

Die Blechlawine rollt in Richtung Berge. Zum Wintersport nach A schiebt man aus B und andernorts. Die Schlitten tragen Särge. Sie stecken auf den Straßen fest im Schnee. Das Skigebiet ist restlos überlaufen, am Schlepper muss man Ewigkeiten...

Schuh. Wieder schwingt sie sich aufs schneeweiße Ross, fühlt Brautkleid und Schleier im Winterwind wehen, fliegt leicht wie ein Täublein zum Festtanz ins Schloss und lässt die Gedanken im Walzerschritt drehen, fegt selig im Prinzenarm übers...

Bemüht ihr Tagwerk zu verrichten, melkt sie, dann füttert sie die Kühe und hackt noch Rüben in der Frühe. Als Stallmagd hat sie viele Pflichten. Am Abend liegt sie brach. Doch spät wird sie vom Bauerssohn als Feld nach seinem Gutdünken...

vom Weinnachthimmel. Mandelaugen leuchten hell. Wangenglut auf Marzi- panhaut. Honigmund und dazu Speku- latiusküsse schmecken gut. Die drei Printen lecken Zucker- guss. Sie knien, hocken nieder, liegen beim Rosinen- stuten. Dunkelbraune...

Professor Profen hockt in Profen mit schmerzendem Zeh hinterm Ofen. Es lindert sein Weh Frau Doktor in spe. So lockt ihn Frau Ibu zum Schwofen.

Zwei Mädel geben heut dem Schiff mit bunter Farbe neuen Pfiff. Die eine, die lackiert fein Nägel, die andre streicht sogleich die Segel.

Zwei Damen schwärmen immerzu vom hohen Absatz ihrer Schuh’. Die eine denkt an den Verkauf, die andere, die steht darauf.

Zwei Knaben stehen sich im Wald nackt gegenüber. Schrecklich kalt ist einem, er friert ungelogen. Der andre fühlt sich angezogen.

Zwei Reiche stellten sich zur Schau mit einer hübschen, jungen Frau. Der eine kauft ihr Yacht und Haus, der andre hält sie nicht mehr aus.

Wenn im Harz die Bratkartoffeln blühen, es nach dicker Nebelsuppe riecht, wenn vom heißen Wein die Wangen glühen, jedes Würmchen auf den Wurmberg kriecht, wo sich fette Pistenraupen drängen, Sessellifte aus dem Boden schießen, und auf...

Was für ein Gesicht meine Eltern wohl gemacht haben, als sie mich das allererste Mal in den Arm nehmen durften? Meine Augen sind ausgesprochen groß und hervorstehend, auffällig hoch in der Stirn gelegen. Ich schiele in alle Richtungen, kann...

Im Straßennass liegt rotes Licht. Gelb blinkt hektisch, Leute stehen dicht beim Ränzlein und die Räder drehen langsam rund. Kein Blau in Sicht. Verkehrsstillstand. Der Fahrer bricht zusammen, kann es selbst nicht recht verstehen: Viel zu spät...

Sie stakste unschuldig-naiv auf Stöckelschuhen. Niemand ahnte, wie sie ihren Aufstieg plante. Sie wollte ganz nach oben, schlief sich bis zur Chefetage hoch, um sich gewieft den Boss zu krallen. Als der dann schließlich vor ihr kroch, ließ sie...

Am Fenstersims klebt Taubenschiss. Das Glas durchzieht ein langer Riss. Die Krähe knackt sich eine Nuss. Schon wieder hält ein leerer Bus. Der Zeitungskiosk macht gleich Schluss. Ob du noch kommst, ist ungewiss.

Er wünscht sich einen Knaben, ‘nen frechen Lausebengel. Doch den will sie nicht haben. Sie träumt von einem Engel mit Löckchen, golden, fein. Ein süßes Püppelein, so lieblich, zart und klein und artig soll es sein. Das Englein kommt bei...

Romina und Giulio - ein Trauerspiel in drei Akten Prolog: Langsam öffnet Giulio den schweren Vorhang, und das Sonnenlicht fällt auf die vergilbte Bildergalerie an der grau getünchten Wand des verfallenen Hinterhofzimmers in Verona. Akt I: Ein...

Der Kleine wollte seinen Brei kaum schlucken. Das Vorgekaute hat ihm nicht geschmeckt. Er muckte, um am Schluss sogar zu spucken! Der Boden war komplett orange gescheckt. Da lohnt es sich doch, untern Tisch zu gucken: Der Hund hat sich geduckt,...

Sie singt, als sie im Graben liegen, sie schaukelt, ihre Arme wiegen den stillen Knaben. Aus dem Schoß fließt ein Rinnsal rot ins Moos. Im Krankenhaus wird ihr verschwiegen: Ein Kind kann sie nie wieder kriegen. Ein Dämmern schnellt ins...