Alle 640 Texte von GastIltis

Ich komm dir beziehungsweise, / der Flötistin komm ich leise, / jeder Alten angemessen, / der Poetin, die besessen / ihre Verse zu den Sternen / (hochverdichtet, halt: entfernen) / zeig der Malerin die Kleckse. / Und dann? Ist es kurz nach...

Der Wind reißt Blätter aus den Fibeln. Die von den Bäumen sind längst hin. Wer will es denn dem Wind verübeln, es ist für ihn ein Lustgewinn. Gewiss, der Wind, er kann nicht lesen, und wenn, wie sollt' er es verstehn? Das Zeichen Zeit...

Es steht vor dem uralten Berg ein Gemäuer / mit Efeu umrankt und verwurzelt im Grund, / der Eingang verwittert, der Weg nicht geheuer, / versteckt und bestimmt mit dem Bösen im Bund. / Und keiner geht rein, denn wer reingeht, bleibt...

Hatt' ich Sex auf den Seychellen? / Konnte man die Uhr nach stellen. / Und auch auf den Malediven? / Dort den extra intensiven. / Und wie war's auf den Lofoten? / Nicht auf Schiffen oder Booten. / Andrerseits auf den Hebriden? /...

Der Himmel schwebt ganz knapp über den Dächern, / er wird nur durch Masten und Türme gestützt. / Wenn Opa los donnert, ertönt 's laut und blechern, / dann bleibt schön ernst, damit 's nicht noch blitzt. / Wo gar keine Häuser...

nach Joachim Ringelnatz Kann Schnee in Träume verwandeln und Träume zurück in Schnee. Mit Märchen und Tränen handeln, den Mond versenken im See. Ich könnt ihn dir heute schenken, nun tu doch nicht so empört, andre schenken ohne Bedenken,...

Es fährt ein Schiff voll lauter Narren, das heißt, es ist ein Eselskarren, den muss nicht mehr der Esel trecken, er kann getrost die Zähne blecken, weil ihn die Narren, halt: die Weisen, auf allen ihren langen Reisen, statt ihn zu peitschen...

O Mensch, verweile in den Sternen, das irdisch Leid ist dann vorbei. Ein Wort genügt, es zu entfernen, und alles bricht wie Glas entzwei. Der Schein, der Trend, die Zeit, die Treue. Ein Hauch, und sie entfliehn im Nichts. Und weißt du, worauf...

Ein jeder Wind hat seine Reise / und jeder Regen seinen Fluss, / die Nachtigall singt ihre Weise, / dass uns der Atem stocken muss. / Es sind der Ewigkeit Geschenke, / gedämpft vom Raunen ferner Flur, / die Meereswesen, Muschelbänke, /...

Stumm steckt ein Tannenzweig im Stiel vom alten Besen Stelzenbein. Das scheint nicht grade eben viel und zeugt vom steten Einsamsein. Ein Lichtlein wäre für den Zweig, (sein Schicksal ist oft ungewiss), und die Natur ein Fingerzeig, die Nacht...

Fahr mit stolz geblähten Segeln raus aufs Meer der Phantasien. Und ich kenne keine Regeln, die dich je nach Hause ziehn. Geh mit einem Bündel Fragen kühn in jene Zauberwelt. Und ich kann dir heut schon sagen, dass es dir darin gefällt. Flieh...

(nach Bruno Nagel) Drinnen in der Sprachbehausung Fehlt am Loch ein alter Nagel Abfahrt Schluss Licht Dach Verpausung Schlug der Gott verdammte Hagel Einen nach dem Wandern nieder Alles eine Wein Krampf Übung Beifuß Bleifuß steife Glieder...

Endet nicht, wenn alles endet, auch die Zeit, die wir verbracht, blendet nicht, wenn sie schon blendet, uns die Sonne heute Nacht, ist, was weicht und webt und windet, bleicht und schwebt im Morgenrot, und das aus dem Herzen schwindet, schwinden...

(Titel frei nach Goethe) Manchmal gleitet mir mein Anker in die Richtung, wo ein Wesen sich bewegt, das sichtbar schlanker ist als jeder andre Besen. Manchmal werfe ich den Anker in die Gegend einer Schönen in der Hoffnung, dass ihr danker-...

Das ist das Tragische am Posttraumatischen, dass selbst das Magische vor dem Dramatischen verstellt, verbellt, verblendet bleibt. Wenn man gestelzt, gespelzt, geschändet schreibt, dann fehlt idyllisch, sybillinisch, ja saturnalischer Gesang. Ein...

Hätt ich Sex mit distinguierten / Frauen oder edlen Krypto-Wachteln, / würd ich auf die Kacke hauen / und in einer Bitcoin-Blase / goldnen Kaviar verspachteln. / Schnappte Annalena Ichkannkanzler, / ließe Klima Preiselbeeren / preisen,...

Eine Maus läuft die Asphaltstraße entlang, fällt um, ist tot und war vorher nie krank. Sie hatte das We- sentlichste vergessen: zu saufen, den Kom- pass und was zu fressen. Und die Moral? Unter a) gilt, wer solchen Schwach- sinn von sich gibt,...

Traumes Mantel, Schlafes Mütze, / Wolkendunst und Nebelschwaden, / unstet, rastlos, wenig nütze, / wandeld auf verlornen Pfaden. / Traumes Bilder, Schlafes Zeichen, / trügerischer schöner Schein, / müssen der Enttäuschung weichen, /...

Das Jahr. Es ist nun fast zu Ende. Na und? Ich stehe da als ob. Ich stehe da. Und leere Hände, sie recken sich … noch nicht … halt stopp! Ich stecke sie, jawohl ich stecke die Hände in die Taschen rein. Dann gehe ich um jene Ecke, halt, es...

Er ist der Schlitz in diesem Kleid, setzt sich dem Leben, dem Verlangen als Sehnen der Unendlichkeit, als ein Gefühl von tiefem Bangen, setzt er sich fort bis zu den Sternen, und strebt, dem Dasein zu entfliehn. Ein Hauch von endlos weiten,...

Der Unglückswurm, / wenn man ihn fragt, / springt nicht vom Turm, / weil man ihm sagt, / dass Treppensteigen, / genauso wie / das Spiel der Geigen, / geübt sein muss / bis zum Verdruss. / Und daran hapert’s, / kurz und knapp. /...

Die Sonne hat ihr Licht / im Wettstreit zwischen / Schatten, Ängsten und Schemen / als Pfand gesetzt und findet es / vorerst nicht wieder. / Nun sucht sie unter all den Themen, / die ihr die Wolken, Schauer, / Staub-, Stein-, Dunst- und...

Der Windwald hüllt sich nun in Schweigen. Das heißt, dass alle Bäume ruhn, dass sie geruhen, uns zu zeigen, sie haben nichts mit uns zu tun. Zwar viel gepriesen und besungen, - die Stille ist ihm immanent - fernab dem Schwall der Engelszungen,...

Nicht weil und auch nicht dass es uns gefiele: Des Lebens Sinn entzieht sich dem Verstand. Der Mensch steckt sich im Dasein hohe Ziele Und bleibt sich selber völlig unbekannt. Nur schemenhaft erhebt sich all sein Deuten Aus mühsam...

Die Sichel fragt: Wo ist der Hammer? Da sagt man ihr: Wo soll er sein, rechts, in der Asservatenkammer. Da müssen solch Relikte rein. Verschwinden bald auch Stars und Streifen, zusammen mit manch anderm Tand, sind sie dann nachweislich zu...

Es gibt so viele Lüste, / wohl auch die Lust auf mehr. / Selbst wenn ich alle wüsste, / ich nähm die letzte her. / Ich würde bei dir liegen, / allein mit deiner Lust / und könnte soviel kriegen, / hätt’ ich das bloß gewusst. /...

nach Zeilen von Lothar Sauer (1930 - 2018) / Die Ratlosigkeit ist das Wissen um / die eigene Dummheit. Sie tritt vermehrt auf, / wird aber selten gesichtet. / Ihre Verstecke sind öffentliche Plätze, / Veranstaltungen und Demos. Dort...

Herr, lass doch in diesem Leben Alpha-Drohnen um mich schweben. Wieso das? Man sollte meinen, dass von all den Heilgenscheinen einer doch von Nutzen wäre, weil die andern mehr ins Leere, in den Kehricht, den so feuchten, oder in die Hölle...

Ach Liebeshauch, / du Schmetterling, / du sehnsuchtsbanges Warten, / kein Baum, kein Strauch, / kein zarter Wink / lockt mich in deinen Garten. / Allein mit dir, / mit dir im Sinn, / in deinem Garten Eden. / Doch sollten wir / woanders...

Endlich rauscht der Zeiger wieder einmal übers Ziffernblatt, seufzen wir die alten Lieder, heulen uns am Damals satt. Hat die Liebe uns vergeben, haben wir das Einst versäumt? Standen Ziffern für das Leben, war das Blatt doch nur geträumt....

Lothar spricht mit seiner Katze: „Atze“, denn so heißt das Vieh, und dann meint er nochmal „Atze, sag mir, warum stirbst du nie?“ So ein Tier hat sieben Leben. Manche Päpste haben keins. Denen kann man viel vergeben. Nicht dem siebzehn...

Ich höre dich und schwöre dir, / du bist nur ein Amöbentier. / Und wenn ich dich betöre, / dann zahle ich zwei Öre. / Die Öre gibt’s auf Krankenschein / von meinem Doktor Frankenstein. / Den lös ich nicht in Frankreich, nein, /...

Mitnichten ist es wie mit Neffen,sie irgend oder so zu treffen,wenn sie sie reffenwie die Fichten,die Zweige,und dazu noch nicken,sie zu verpflichtenzu Belangen,die man nicht weiß, nicht will,und bangen,mit tiefen und verträumten Blicken,man...

Nein. Dafür nicht! Wofür denn dann? / Für den, der will und nicht mehr kann, / für den, der viel hat und nichts schenkt / und den, der lacht und andre kränkt? / Vielleicht für ihn nicht, dann für die, / wenn man sie mag, die Poesie? ...

Das Drehmoment ist ein Moment, / das man vorm ersten Schluck erkennt. / Es wird durch die Bewegung kenntlich / und wer es weiß, erklärt verständlich: / Wenn man nun mehr als ein Objekt, / das ist etwas, was jeder checkt, / an einen Punkt...

Wahrlich, wenn ein Korn ins Bett fällt, ist es schon ein andrer Samen. Das verändert nicht die Welt und versaut sie auch nicht. Amen.

Es lebte einst in Rotterdam ein angesehener Gelehrter. Ob Damen oft zum hoch gelobten Erasmus kamen, ist ungewiss. Ein fehlender, sprich gut gespielter, ist sowieso und meistenteils dank wissenschaftlicher Belege für den Bestand der Welt nicht...

Wir Mittelschichtler, dem Gehobnen Verschworenen, tun immer etwas für die Eingeborenen. Und senden unbesehen jedem Erdmännchenweibchen je geworfenem Sonntagskind warme Leibchen. Das sind wir den ewig Unterdrückten schuldig, weil sie...

Das Abschieds-Chanson der verlotterten Seele, es kommt heute nicht. Ich als Sänger empfehle all denen, die es schon im Traum nicht mehr hören, man braucht eine Stimmung, um die zu betören, die fast nicht mehr da sind und kurz vorm Ertrinken...

Ich seh des Winters Rosengarten, des Frühlings eisverhangnen Glanz. Kann auf die Träume nicht mehr warten, ersehnen kaum der Nymphen Tanz. Der Herbst lässt noch den Sommer grüßen. Ich liebe ihn, bis ich vergeh. Er lässt mich alle Freuden...

Die Welt ist voller Schlechtigkeit. Der Held kämpft für Gerechtigkeit. Der Sturm zerzaust das frische Grün. Vom Turm sieht man die Fische ziehn. Die Kuh ist schwarzbunt oder braun. Und du? Dir ist niemals zu traun. Das Rentier stapft durch...

Lass uns in deinem Schatten ruhn, / du Lebensbaum der Zuversicht. / Die Nacht wird wandeln und wir tun, / als wüssten wir es nicht. / Deck uns mit deinen Zweigen zu, / der Wind weht kalt herab von Nord. / Erschöpft sind wir trotz aller...

Man fragt sich in der Walachei: kommt nicht bald ein Walhai vorbei? Vor Ostern nicht! Die Walacheier bemalen erst mal Wachteleier. Das Insichgehen in Walhalla entfällt. Man ruft nur Ballaballa. Am Fuße des Monte Roncalla äst fröhlich die...

Was hast du, Windwelt, uns zu geben? Der Wolken Bilder in Pastell und Licht, die Drachen, die sich flatternd heben, für manch verstörendes Gesicht? Du, Windwelt, hast doch all die Sterne oftmals so ganz für dich allein. Und nichts versperrt...

Ach Herz, was nützt dein heftig Schlagen, / wenn ein Poet daherkommt und die Schönen weinen lässt. / Und kommt der Sänger erst und hört man seine Stimme klagen, / Dann haltet euch, ihr Holden, irgendwo am Baume der Erkenntnis fest. / Mit...

Ich bin gelernter Wortverdreher / und schreibe Lieder und sonst nichts. / Ich frage alle Fraunversteher: / Seid ihr Propheten des Verzichts? / Ich bin besoldeter Beamter / und tue nichts, was man nicht soll. / Sagt man trotzdem: Idiot,...

Der Tod ist da. Wir wissen es. Genauso wie das Sterben. Die Straßenbäume müssen es. Sie stehn dicht am Verderben. Im Herbst wächst über sich hinaus, was uns bisher gefehlt hat. Wer noch ein Haus hat, zieht bald aus, weil er verkehrt gewählt...

Ich bin schon ein Freund der geschliffenen Sätze, - drum halt deine Schnauze, sonst flippe ich aus, komm, räum deinen Dreck weg, du schäbige Laus - Hier strahlen versunkene sprachliche Schätze. Man wirft doch des Genitivs güldene Netze, - du...

Wäre ich ein großer Dichter, säh ich viele kleine Lichter unter, hinter, fern von mir. So, als kleiner Buchstabierer, gehe ich wie ein Hausierer weiterhin von Tür zu Tür. Wäre ich ein großer Kenner, könnten all die kleinen Penner mich mal...

Die Ziegen stehn am Mittelstreifen. / Nun rollen Panzer auf sie zu. / Es ist nicht einfach zu begreifen. / Wahrscheinlich liegt es am IQ. / Die eine nennt sich Annalene. / Sie denkt, das wäre jetzt Irtysch. / Und Ob. Dafür ein molto bene....

Schon schlug ich lang hin. Die Menge erfreut's. / Dann rief einer an. Wer kam? 's Rote Kreuz! / Ich hatte genug. Und sprang in die Weser. / Wer holte mich raus? Genau. Die Malteser. / Dann roch es nach Mandeln und schmeckte auch...

Kochrezepte Bibelsprüche / und Politiker-Zitate / gelten a) für Abgeschleppte, / dann natürlich in der Küche / und besonders fürs Private. / Grundgesetze Eides-Texte / oder dann Gerichts-Urteile / füllen viertens Logenplätze, /...

Die Zeit ergreift zum letzten Mal / den Strohhalm biedrer Ehrbarkeit. / Dann sagt sie sich, ist scheißegal, / es ist doch schließlich meine Zeit. / Der Umgang, den sie bisher pflog, / heißt pflegte, wie sie sich verhielt, / als sie die...

Der Ort liegt in Thüringen und ist durch das Geburtshaus des großen Erziehers, Lehrers und Erfinders des Kindergartens Friedrich Fröbel (1782 bis 1852) bekannt geworden. / Das wunderschöne Fachwerkhaus, in dem Fröbel einen Teil seiner teils...

Der Mensch vermutet in der Kreide von einem Urgespenst die Scheide. Und sucht im Zweifelsfall im Schiefer von dem Gespenst den Unterkiefer, um nun im Umkehrschluss zu mitteln, dass das Gespenst zu fast zwei Dritteln, vom Kopf bis hin zum Genital,...

Als märchenhaft sich die Gebrüder Grimm Grimassen für des Kaisers neue Kleider schneidern ließen, die Grimassenschneider hießen, um gleich siebenfach mit Streichen Riesenhaftes zu erreichen, waren tapfre Leute leider rar wie nunmehr...

Ich liebe, dicke Wespentaille, / dich um und um. Und dich zu sehn, / das sind zwei Seiten der Medaille, / die ich versuche zu verstehn. / Es ist ein Zugang zu Vergleichen: / ein Lustschiff ohne Rundumblick. / Fast wie ein Bahnhof, nur mit...

Als mir der tote Hase einst die Kunst erklärte / und mit den Farben, Bildern, Blumen auch die Welt, / schon war es da, dies schimmernd Unbeschwerte, / das wie die Seifenblasen alles schwebend hält. / Ja, schwebend, drehend, schwerelos, mehr...

Das Trugbild hinterm Horizont verbirgt sich optisch sehr gekonnt. Denn was sich uns da vorenthält sind Aktientaschen voller Geld. Von unserm Geld. Die Sonne sinkt. Wenn das nicht echt zum Himmel stinkt, dass unsre Aktien samt Verschluss zum...

Was hülfe es uns, wenn wir gegen die ganze Welt gewönnen und verlören doch gegen die Färöer?

Manchmal, da wird er depressiv. / Er fällt so ungeheuer tief, / dass nichts ihn aufzuhalten scheint. / Er liegt dann irgendwo und weint. / Er liegt und weint und schläft nicht ein. / Von Trost kann keine Rede sein. / Er? Das ist der, der...

Es war die Einsamkeit, mich zu bewahren, den Fluss zu queren in nachtschwarzer Zeit. Die Qualen ließen nach in all den Jahren und reichen doch bis in die Ewigkeit. Mich hielt die Müdigkeit, das Boot zu nehmen, um ihn zu zwingen, diesen kalten...

Ich hab dich auf Rosen gebettet. Es ging um Leben und Tod. Ich habe dein Hiersein gerettet. Und gab vom täglichen Brot. Du musstest dich überwinden. Hab dich auf den Kopf gestellt. Wer sucht, der wird etwas finden. Das ist der Wahlspruch der...

Ach, wäre es der Sturm, und nicht der Wind, / und zög er uns hinein in diese Wellen, / dann nur, wenn wir zusammen sind, / um uns dem Unheil dieses Meers zu stellen. / Vielleicht, im Kampf mit Fluten Strudeln Schäumen, / geläng es uns...

Das Nebelhorn ertönt nicht mehr. / Der Nebel legt sich bleiern schwer / auf Land und Meer und Ufer nieder. / Die Wellen samt den Wasserhosen / sie ziehn mit Rauschen und mit Tosen / hinfort bis zu uns Ahnungslosen, / umpeitschen unsre...

Sie haben viel an mir verdient, die Winterkorn und Stadler. Wär ich doch bloß, wie früher noch, ein hoffnungsvoller Radler. Bat ich sie manchmal um Kulanz, vernahm ich ihr Bedauern. Doch wer nicht helfen will, mag ganz alleine weiter mauern.

Es riecht bei dir nach falschen Haaren. / Hast du vielleicht im Schrank ein Pferd? / Ich möcht mich gerne mit dir paaren, / samt Gegenwart als Gegenwert. / Es schmeckt bei dir nach blauen Bohnen. / Ich lieb auch ohne mit Gewähr. / Lass...

Rechts zieht sie, die alte Oder, rechts zieht sie an mir vorbei. Und das Land verkommt im Moder. Ach, es ist mir einerlei. Links, da liegt das bessre Ende, links bis hin zum Vater Rhein. Wenn ich je das Gute fände, sollte es dazwischen sein.

Ich liebe sie, die Promiskusen. / Man muss nicht lächeln und nicht schmusen, / kein Händchenhalten, Kerzenschimmer, / wenn sie nicht will, die andre immer. / Es nickt der Kopf, es zuckt die Braue, / und hurtig rappelt’s in der Kaue. /...

Ich warte hier in Humphreys Garden, / es kann auch Manfreds Garten sein, / noch auf den Sprung des Leoparden / im Dämmerlicht beim Kerzenschein. / Statt einen Dujardin zu trinken, / erzählen wir von Pimpernellen. / Ich könnte dir mit...

Das Leben hat den Patriarchen erfunden. Klar! - Doch nicht dafür, dass er alleine sich zum Schnarchen hereinschleicht durch die Hintertür. Es hat sich auch den Bigamisten nicht ausgedacht nur zu dem Zweck, mit irgendwelchen Hinterlisten sich...

amphybrachischer Gruseltext / Die Schluchten mit all ihren Schauergedanken: / von Mördern, gedungen, und Geistern mit Pranken, / von Unheil, Gemeuchel an Wandergesellen / und Gastfreundlichkeit an vergifteten Quellen. / Die Sümpfe und...

Die Lüge ist der Ausstieg aus dem Leben. Die Wahrheit läuft verzweifelt hinterher. Mit Wissensdurst durch Wüstensand zu streben, ist wie die Fahrt auf dunstverhangnem Meer. Der Bootsmann ahnt vorn links ein rotes Leuchten, als wäre es des...

Das All ist Nähe und auch Ferne. Ist gegensätzlich und erfasst das Liebesspiel im Glanz der Sterne. Ist Abstand und verträumtes Geben, ein Hauch erhoffter Wirklichkeit. Das All ist Sehnsucht nach dem Leben, es ist die Wahrheit, die wir sehen,...

Du kemmst mich nicht, ich kemme dich, ich heiße Thomas Kemmerich. Ich kemme rum in dieser Welt; das Kemmen ist, was mir gefällt. Die Welt ist groß und wer mich kemmt, dem ist rein menschlich nichts mehr fremd. Wer mich nicht kemmt, der ist...

wenn ich auf den spiegelglatten / blauen Wässern gleiten könnt’, / bis zum Horizont, dem matten, / der mir keine Ruhe gönnt / sehnte ich mich nach den Wellen / oder Böen hin und her, / würde gern nur vorwärts schnellen, / wortlos...

(nach einer Zeile von Friedrich Hölderlins „Andenken“) Im Hofe wächst ein Feigenbaum. Zum Saitenspiel lass uns mit Tänzen den goldgefärbten Liebestraum verwandeln und mit Feigenkränzen entschlummern und verspielt im Reigen, im Zauber...

Wir liebten uns im gelben Mohn / und bei den lila Garben. / Die nackte Freude war der Lohn / und ein paar falsche Farben. / Wir liebten uns im Traum von Nichts / und stürzten ins Verlangen, / mit uns die Bürde des Verzichts / und...

Es war ein Kartenhaus, das man einst Leben nannte, das lichterloh an allen Ecken brannte, mit Mühn, das Lodern einzudämmen. Nun, Schwamm darüber. Indes: woher mit all den Schwämmen? Man kann aus einem Ofenloch voll abgebrannter Kohlen nur...

Haste, sage ick ßu Ede, / nich für mir noch een Kassiba? / Ick hab zweje, doch für beede / is een dritta ßu mir lieba. / Fragt mir Ede: Für Penunze, / oder schreibste noch wat Flinket? / Nee, sach ick, nich eene Unze, / 'k...

Wie er so durch die Türe schreitet, von dieser schönen Frau begleitet, siehts ganz so aus, als wär es ich. Wie er dann ein Getränk bestellt, für sich und diese Frau von Welt, da scheint es fast, als wärs für uns. Und wie er vor ihr...

Der Dachs strebt aus dem Bau ans Licht. / Was zeigt er uns? - Sein Dachsgesicht. / Ein Reissack, der in China fällt, / verändert nicht den Lauf der Welt. / Verlagert er auch sein Gewicht, / was weiter fehlt, ist ein Gesicht. / Wie komm...

Platon: „Ja, du [Hermes] sollst in meinem Namen das Gesetz geben, dass, wer nicht imstande sei, sich Scham und Recht zu eigen zu machen, dem Tod verfallen sei; denn er ist ein Geschwür am Leibe des Staates.“ Spitz auf Knopf und hart auf...

Es ist April und Mitternacht. Kein Mensch weiß das genauer. Denn schliefe ich, wär ich erwacht im Dunkel einer Mauer. Ich schlafe nicht und wenn, dann schlecht. Doch heute muss ich warten. Denn nachher bellt im Wald der Specht, dann klopft im...

Das Übrige, das wir nicht sehen, käme es einst ans Tageslicht, wir könnten es leicht übergehen. Es übergeht uns aber nicht. Es hält uns unsre Zuversicht. Selbst wenn wir uns den Hals verdrehen, und tun, als übten wir Verzicht, es lässt...

(nach Georg Trakl) / Lasse ich der Nacht das Träumen, / das ich sehnend immer mag, / und das dunkelblaue Säumen, / wartend auf den neuen Tag. / Purpurn bringen erste Strahlen / schon die Kühle uns herbei, / schenken uns ein farbig...

Könnten wir die alten Psalmen noch liturgisch untermauern, tschilpten Spatzen von den Palmen lustig runter: wir bedauern! Hülfe es, die Altchoräle kosmologisch zu behandeln, sollte sich manch arme Seele krähenflügelig verwandeln. Und geläng...

Kreton kommt mit Gleichgesinnten / inselquerend schräg von hinten, / um am Strand sich zu versammeln / mit dem Ziel, herum zu gammeln. / Wartend auf den ersten Anschiss. / Das geschieht grad auf Atlantis. / Und schon tönt es vorn am Ufer ...

Ich sage: „Morgen Tschomolungma!“ / die Katze maunzt: „Miau, miau!“ / Und weiterhin: „Is schon mein Trunk da? / Ick hau jetzt ab und such die Frau.“ / Dann mein ich: „Hallo Sagarmatha!“ / Der Hund schnauzt nur sein kurzes:...

Manchmal weiß man nicht, warum man bestimmte Dinge tut. Wahrscheinlich, weil es alle so handhaben oder weil die Sinnlosigkeit einem erst viel später bewusst wird. So war es mit dem Anlegen von Hecken vor fünfunddreißig Jahren um unser...

Die Frau liegt lose im Gemach und seufzt ein hoffnungsfrohes Ach. Vom Saale her naht Ungemach: Graf Kunz von vor wie Echternach. Das Lautenspiel im Musensaal verklingt in spröder Einfachheit. Das Ungemach vom Ehgemahl verschweigt des Sängers...

Das Meer fällt in ein tiefes Loch. Ich denke hämisch: Soll es doch! Die Menschen stürzen hinterher. Sie wollten immer schon ans Meer. Die Fische auf dem Meeresgrund, sie jappen. Das ist ungesund. Den Möwen fehlt die Nahrungskette. Ich...

Ich sah dein Bild in einer Flasche / ganz vorn an einem Geisterschiff. / Als Galionsfigur, als rasche, / und dann als erste auf dem Kliff. / Du solltest sie davor bewahren: / das Schiff, die Flasche und das Bild. / Kann niemals wieder mit...

Wenn man strikt das Sexuelle trennte vom Geschlechtlichen, könnt das Individuelle man geschickt vom Rechtlichen fern behalten. Und gerieren, allenfalls nicht ohne Grund, dass dann durch das Abstrahieren manches, was sonst kunterbunt werden...

Das Kind im Manne klopft auf Holz. Drauf schlägt der Mann (samt Kind) Kabolz. Das heißt, er tut es nicht, denn leider fehlt ihm noch der Kabolzenschneider. Nun klopft es an sein Trommelfell, das Kind im Mann. Und das so schnell, dass der,...

Ein Feigenblatt hat sich verschoben, erhoben sich das Publikum. Es staunt, indes nicht einer wettert, entblättert sich die Venus stumm? Der Zimmermann hat den Insassen bei Flugangst, so beim Looping-Drehn, ein zellmembranes Leak gelassen....

Fehlten diese Zwischenräume, wäre unsre Welt kompakter. Und, wärn wir im Land der Träume, nähme ich deinen Charakter, den ich mehr von fern besähe, wahr, als wirkte er abstrakter. Beim Betrachten aus der Nähe schien er bloßer, reifer,...

Neulich war ich mit Frau Stolze, wirklich eine stolze Frau, irgendwo im Unterholze. Ich werd nicht mehr aus ihr schlau. Ob sie sich diskret verstellt hat, vorher, nachher, zwischendurch, weil sie denkt, in ihrer Welt hat keiner Angst vor Frosch...

Ich liebe dich - so ungefähr, ich liebe dich - bis zum Erbrechen. Du meinst, wir sollten drüber sprechen? Warum denn nicht - doch hinterher. Schon ist das „Hinterher“ erreicht. Und eine Schwalbe macht noch keinen Juli. Was möchtest du -...

Die Wanduhr schlägt - nicht an die Wand. Die Standuhr geht - nicht aus dem Stand. Die Digitaluhr, die nicht tickt, misst auch die Zeit, die man verpennt. Die Turmuhr wäre oft getürmt. Doch steht der Turm, weils selten stürmt. Die Sanduhr uns...

Ach, nun kommst du mir, mein Liebchen, noch mit einem Partizipchen. Schmollend kommst du oder wollend und ich weiß nicht, wo ich steh. Sehe ich, was ich nicht seh? Nimmst du mir des Lebens Sehnen, muss ich all mein Leid erwähnen? Wissend,...

Ratz Der Einstieg (oder: die Fortsetzung) Wenn man zu dem Text über eine Familie, die sich aus dem kriminellen Milieu „zurückzieht“, eine Fortsetzung schreiben will, braucht man einen Anlass. Die Familie indes verhält sich ruhig. Also...

Bestimmt. Das Alter ist es nicht. / Es ist die Wut zu lesen. / Wer schreibt denn so ein Scheißgedicht? / Ich bin es nicht gewesen. / Das soll ein Stückchen Liebe sein? / Bei näherer Betrachtung / ist es das Wo zum Lassmichrein / mit...

Oft fehlt mir die Erinnerung. / Ich weiß jetzt auch warum. / Ich bin zu alt oder zu jung, / und manches Mal zu dumm. / Mein Denken flattert fort im Wind / wie Vögel, Blätter und / Papiere die so wertlos sind / wie Banknoten in Pfund. /...

„Sachma, Keule, haste Fühlung?“ „Fühlung? Is det bissken schwül? Oder ziehste noch ne Spülung janz nehmbei mit int Kalkül?“ „Fühlung! Det hat wat vont Jreifen, du bejreifst ooch janüscht mehr! Springst wien Affe durchn Reifen.“...

(oder von der Bedeutungslosigkeit / irdischen Seins) / Der Fuchs schleicht nüchtern aus dem Bau / und denkt sich, schönes Wetter heut. / Er weiß, man hält ihn schon für schlau, / ein Umstand, der fast jeden freut. / Schnell schwingt er...

Das Vermächtnis des Herrn / Benoît Mandelbrot (1924 – 2010) / Die Mauern waren das Verderben, / denn Steine wurden weich wie Brei. / Ein See bestand aus lauter Scherben / und auch der Vollmond brach entzwei. / Ein Lichtstrahl irrte um...

Haldenwang, er ist Chinese. / Will er abhaun mit Gewese, / tritt ihn kräftig ins Gemächte. / Er ist sowieso der Schlechte. /

Achtlos trunken wie vertan, trügt das Sein im Dämmerlicht. Nebelmeer und Größenwahn, leuchten uns am Abend nicht. Schluchzen ist der Sehnsucht Boot, Seufzen spätes Liebespfand, Tränen, die gen Morgenrot tröpfeln, sickern in den Sand....

So, Kinder, in der nächsten Stunde / behandeln wir die Wurzelkunde. / Die Wurzel ist ein großes Übel, / schreibt das in eure Oberstübel. / Sie steht für jedes Leid der Welt / und ist deshalb ein weites Feld! / Die Narren schreien, dass...

Mit Verboten lasst uns Meere und mit Booten Leere queren. Lasst mit Quoten uns vermehren und die Brotvermehrung lehren. Wolln Idioten uns bekehren, lasst uns wehren, lasst uns wehren. Lasst Verkehrtes uns entbehren, uns nicht um das Schwere...

Ein Mandsch lebt in der Mandschurei / und hat dort einen Handschuh frei. / Der freie Mandsch benötigt zwei. / Nun sucht er in der Mandschurei / umsonst ne Handschuhmacherei. / Er wandert bis zur Seidenstraße, / dort nimmt ein Händler...

Der Frühling gibt die Freifahrtscheine heraus für Felder, Wald und Flur. Von Menschen, Vögeln und den Schweinen wird sie verschandelt, die Natur. Sie schmeißen Gummis, Pissoire, samt Inhalt in den nächsten Teich und hängerweise...

Der Mensch als Freund des Ungefähren kann sich sein Hoffen oder Bangen, sein ganzes Dasein nicht erklären. Im reziproken Nichtverlangen hält er sich dem Perfid-Fragilen mit dem Gesicht eines Ergrimmten so fern wie dem Morbid-Senilen,...

Dem großen Didi.Costaire mit einem kleinen Augenzwinkern gewidmet Nun, ein Septett ist etwas für Idioten, voll Poesie, doch praktisch zum Verrecken. Rein planungstechnisch ist es ja verboten: denn wer will hinter Versen sich verstecken? Nun...

Ach, die schöne Garonne, lass sie uns noch befahren, mit der alten Sestine, die man uns schon vor Jahren geschenkt hat, geliehen, zum letzten Gedenken, um sie hinter Bordeaux in der Flut zu versenken. Lass sie steuern bei Nacht nach Gehör und...

Denn alles fließt, so Heraklit. Doch irgendwer mit einem Schnitt, vielleicht jetzt bildhaft mit der Schere, kommt einem Fluss nun in die Quere. Zum Beispiel baut er ein paar Wehre und staut damit des Flusses Lauf. Hört nun der Fluss zu fließen...

Der Tod ist nur ein Tangotänzer. / Und du lässt zu, dass er dich führt. / Man sieht dich fast nur noch im Spencer / und ahnt, dass niemand sonst verliert. / Dein Neigen ist ein innig Gleiten. / Wohin, fragt niemand, der dich sieht. / Es...

Ach Liebste, nimm dein Nachtgewand, und leg es in den Dämmerschein. Berühre mit der zarten Hand, was du erkennst von meinem Sein. Ich bin kein Stock und auch kein Stein, kein Fisch im Wasser und an Land. Bin ohne dich allein allein auf deinen...

Der Mensch sehnt sich als Erdenwurm / nach lodernd schönen Flammen. / Erobert er sie sich im Sturm, / dann braust etwas zusammen. / Indes, geht er als Tatzelwurm / mit glühend heißem Odem / und Feuerschlund zum Hungerturm, / gibt es...

Es /   hängt der Mensch am Tropf der Zeit. Den Glauben, dass die Ewigkeit, bevor sie sich im All verliert, ihm noch ein Abschiedsfest serviert, mit seinem Traum vom Paradeis, den legt die Ewigkeit auf Eis. Dagegen steht das Weltgesetz mit...

Man mag den Tag vorm Abend loben, / denn rings geschmückt auf unserm Globen, / gern sagt die Mehrheit auch Globüsse, / da stehn und blühn hübsch angezoken / am Wegrand und auf Beeten Kroken. / Die frisch Verliebten sehn Kroküsse. /...

Die Demo ist aus. / Ein Schild ist zerfetzt. / Es ist nicht Gottes Wille, / liest man noch entsetzt. / Zwei gehen nach Haus. / Sie nimmt die Pille. / Nun reißen sie sich / die Klamotten vom Leib. / Aus nackter Verzweiflung / und...

alleine der gedanke / man steht an einer schranke / dahinter liegt der horizont / nicht mal ein haus das unbewohnt / kein weg kein feld / nicht diese welt / kein zeichen aus / dem nirgendwo / vielleicht ein zipfel / null punkt zwo /

Gut. Das war die Nacht. Früh zog ich mir noch von Fridolins* Gedichten „Aus dem Hochparterre“ ein paar Zeilen rein. Dann rieselten aus den billigen Nachtklamotten jede Menge schwarze Fusseln auf die Fliesen. Als ob man ein Bad nicht auch...

Und wieder bin ich in einer Welt, die anders ist, weniger, weicher, wo alles schwebt und nichts niederfällt. Nur die Blumen, sie werden bleicher. Und wieder bin ich in einer Zeit, wenn sie stillsteht, ist sie vergessen. Ob ich allein bin oder zu...

Das Schicksal nimmt den Vorschlaghammer / und haut dem Amboss ein paar rein. / Das ist natürlich als Metapher / mehr Schwarte als Filet vom Schwein. / Dem Amboss beben noch die Flanken. / Er wäre gerne aus Granit. / Doch während mit ihm...

ich habe nichts / und davon gebe ich / die hälfte dir / zu treuen händen / du wirst dich freuen / und sie so für mich / verwenden / dass ich zufrieden / bin mit dir / und angesichts / der fähigkeit / dir blindlings / zu vertrauen ...

Wer sich jetzt auf den partei-politischen Hintergrund orientiert oder einen Bindestrich vermisst, liegt völlig daneben. / Eigentlich haben beide Orte nur zwei Gemeinsamkeiten: sie liegen in Mitteldeutschland an der Mulde und sind benachbart....

Eine Jungfrau, fest im Glauben, lässt sich gern vom Katholiken mehr als ihre Unschuld rauben, kurz gesagt, ihn sehr tief blicken. Ist sie sich nicht ganz so sicher, könnten ihr auch Evangelen mit Gewieher und Gekicher das vorhin Gesagte...

(nach Arno Holz) Kukk / es gihbt gantz vihle Gründgens / itzt ein Lachen / Rohsen⸗Mündgens / willstu nicht an Morgen däncken / komm / laß unß zwey Hertzen schäncken / ich eins halb / und deineß gantz / hastu noch...

Während ich die Verse schreibe, fällt ein Gärtner vom Geäst. Als er fällt, ruft er: ich bleibe … Offen ist, genau: der Rest. Bleibt der Satz im Eifer stecken, ist das erstmal ziemlich krass. Es gibt Leute, die verrecken, und es denkt sich...

Es schleppt sich hin, dieses Zebrale. Und ist sehr schwierig zu begreifen. Erst stirbt das Helle, dann das Schmale. Nun liegt es da als Zebrastreifen. Behüpft von Kindern mit Laternen, ganz vorn steht ein Rollator quer, ein Alt-für-Dumm-Schild...

Als ich dereinst mit Otto Sander am Strand auf einer Sandbank stand, da machten wir uns miteinander, kurzum: wir machten uns bekannt. Ich meinte, dass vor vierzig Jahren wir Graßhoff zeitgleich rezitiert. Wir wollten beide mehr erfahren und er...

Der Regen fällt in Erinnerungslücken. / Ein Gleitschirm kommt aus der Balance. / Das Wunderkind verkauft Hängebrücken / als Spielzeug an die Résistance. / Am Morgen verfliegen die Nebelschwaden / nach Westen, nach Süden und nach Nord. ...

Wenn ich doch ein Schwärmer wär, und nicht grad ein Siebenschläfer, sucht ich wie von ungefähr einen mehr als flotten Käfer, der die Fühler nicht zum Licht, und die Flügel nicht zum Schlagen, sondern beides auf Verzicht und auf hoffendes...

Liegt die Wirtin dir im Magen, mach die Rechnung ohne sie. Kannst im nächsten Wirtshaus fragen, ob man dort die Poesie lieben könnte und verehren. Jedes Spiel hat seinen Preis. Will man dir die Kunst verwehren, dann verrenk dir nicht den...

Ich reise nie. Nur wenn ich muss. Das Reisen ist mir eine Qual. Der Bahnhof und dann all die Schranken - Relikte aus der Kaiserzeit. Die Uniformen und die Knöpfe: Man hat die Zeichen dieser Welt verschlafen oder nur vergessen. Beim nächsten...

Was bist du, bist du etwa Sprache, bist Haus du, Flur, Verrücktheit, Sein, Kultur, Vertrautheit, Lichtung, Brache, nein, bist du nicht. Du bist das Nein! Das Nein zur Liebe und zum Leben, zum Guten und zu dem, was ist, das Nein zum Nehmen und...

Im Nebel wandeln die Konturen, / ein Traumbild einer Frau, ein Mund, / dahin. Sie wandeln über Fluren / und ändern mit der Zeit im Bund / Gestalt und Form und Licht und Schatten, / verzieren, drehn, verwirbeln sich. / Und was an...

(nach einem Gedicht von Felix Dörmann) Ich meide die dicken bequemen Kartoffeln. Sie machen bloß dumm. Verachte, was andere nehmen und seh mich danach nicht mal um. Ich meide die Landpomeranzen, wie Kürbis gezüchtet auf Mist, und andre...

Sagte letztens eine Gräte, weiblich, spitz und altgelbquitte: „Zeihung, dass ich mir verspäte, aber ab jetzt durch die Mitte!“ Schnippte querbeet ein Gerippe, sächlich, klappernd, tiefschwarzaurich, riskutierte keine Lippe: „Los...

Es steht im Raum, wir hätten Schatten. Dann stehn da noch ein Tisch, ein Bett, ein Mountainbike mit einem Platten und in der Ecke dieses Brett. Aus Sicht von andern ist das spärlich. Doch dafür ist die Aussicht gut. Vom Hauptbüro die...

Das Lied vom neuen Set Ich hab jetzt insgesamt vier Trichter. Zwei für die Nacht und zwei zum Pfeifen. Die für die Nacht schneiden Gesichter, was die zwei andern nicht begreifen. Denn denen fehlen fahle Lichter vom Morgenstern und...

Früher war ich ab- und zuchen wegen Linchen in Bräsinchen. Wo warst duchen? Heute fahr ich nicht mehr hinchen zu dem Linchen nach Bräsinchen. Warum dieschen? Ach, das Linchen aus Bräsinchen sieht von unten die Radieschen.

Im Frühlicht schwirrst du als Libelle geleitet von Auroras Glanz. Die Nacht ist deines Lebens Quelle. Ach Jungfer, lass von diesem Tanz. Du streifst die unbekannte Ferne, bestaunt, verfolgt wie ein Komet. Die Sterne sind es, nur die Sterne. Sie...

Die Kunst, sich unter einen Baum zu stellen, um dort zu warten, bis er Früchte trägt, beherrscht nicht jedermann. Und zu den Fällen, die man als Daseinsformen noch erwägt, kommt dann das Schweben zwischen all den Zweigen. Es mag ein Schwingen...

Es steht wohl ein Olivenbaum im alten Städtchen Kapernaum. Dort grübelt noch in seinem Bett ein Mann am See Genezareth. Hätt ich, denkt er, gar viele Bäum’, so erntete ich Petroleum. Und wär die Menge noch so klein, gäbe es nur Protein,...

Den Finnen fragte einst der Ugrier: Ist das nicht alles Lug und Trug hier? Wie, hörte man darauf den Finnen, das Ugrische ist längst von hinnen. Der Gote löcherte den Hunnen, ob man erst oben und dann unnen oder nur unnen seine Pfoten …...

constanzen mag ich / lieber mit als ohne / denn ohne int'ressiern sie mich / wohl kaum die bohne / sie sind ganz nett / doch nicht sonett wie ich / constanzen find im bett / ich hab durchaus nichts / gegen normen / zum beispiel lieb...