Alle 640 Texte von GastIltis

Ein Vollweib, (eins), das ist ein Weib, es frönt als liebstem Zeitvertreib in erster Linie seinem Leib. Was oben ist, der kleine Rest, schwebt meist erst in der Phase Test. Manch Schraube scheint noch nicht ganz fest. Nachdem es auf dem...

Wir Mittelschichtler, dem Gehobnen Verschworenen, tun immer etwas für die Eingeborenen. Und senden unbesehen jedem Erdmännchenweibchen je geworfenem Sonntagskind warme Leibchen. Das sind wir den ewig Unterdrückten schuldig, weil sie...

Sagte letztens eine Gräte, weiblich, spitz und altgelbquitte: „Zeihung, dass ich mir verspäte, aber ab jetzt durch die Mitte!“ Schnippte querbeet ein Gerippe, sächlich, klappernd, tiefschwarzaurich, riskutierte keine Lippe: „Los...

Die Demo ist aus. / Ein Schild ist zerfetzt. / Es ist nicht Gottes Wille, / liest man noch entsetzt. / Zwei gehen nach Haus. / Sie nimmt die Pille. / Nun reißen sie sich / die Klamotten vom Leib. / Aus nackter Verzweiflung / und...

Es gibt so viele Lüste, / wohl auch die Lust auf mehr. / Selbst wenn ich alle wüsste, / ich nähm die letzte her. / Ich würde bei dir liegen, / allein mit deiner Lust / und könnte soviel kriegen, / hätt’ ich das bloß gewusst. /...

Wenn im Herbst die Nebel steigen, / seh ich kaum mein Pils vor Augen, / von dem Klaren ganz zu schweigen. / Taste mich durch dunkle Schwaden, / während Nebelhörner tönen, / lande ich im Destill-Laden. / Lungre rum auf Nebelbänken, /...

Die Welt liegt auf dem Trockendock, als wär sie nie auf große Fahrt gegangen. Und baumelt da nicht an der Fock ein Tau? Dort hat dereinst der Mond gehangen. Nun ist die letzte Fahrt vorbei. Es hat die Welt den Mond von Bord gelassen. Er taumelt...

Gut. Wenn ich jetzt Bahnhof lese, denk ich: Bahnhof! Alte Zeit. Manche machen ein Gewese. Tut sich eh nichts. Tut mir Leid. Oder Straßen. Gibts denn sowas? Ich geh da lang, wos mir passt. Sitzen ein paar Casanovas und erzähln sich was vom...

Ich sitz zu Haus auf dem Bidet und hör Musik. Von Georges Bizet. Und wenn es unten rinnt und rauscht, voll Andacht man den Tönen lauscht. Bald hat ein flinker Architekt dies Spiel als Marktlücke entdeckt. Ein Saal wird mit Bidets bestückt....

*mit einer Zeile von und für Sibylla Schwarz (1621 - 1638) Entübrigt sich in all den Jahren nicht unsrer Fröhlichkeit Begehr, das ich bei dir, mein Herz, erfahren. Wo nehm ich meine Freunde her? Vermögen Götter zu erkiesen, wo Mars die...

Es steht wohl ein Olivenbaum im alten Städtchen Kapernaum. Dort grübelt noch in seinem Bett ein Mann am See Genezareth. Hätt ich, denkt er, gar viele Bäum’, so erntete ich Petroleum. Und wär die Menge noch so klein, gäbe es nur Protein,...

Orplid, Orplid, dein fernes Leuchten lässt Könige am Ufer knien, bis Nebelschwaden sie befeuchten und sie zurück ins Nirgends ziehn. Die Götter täuschten ihre Wachen. Sie ruderten für immer fort. Die Treueschwüre, die sie brachen,...

Herr Haro ist ein Mann der Spitze. Und war doch niemals in Brabant. Nein, er erfand die Breitbandlitze, mit der man Löcher im Verstand, wenn man sie quasi holografisch, doch dimensionslos transferiert, und ebenflächig wie quadratisch abschirmt...

Im Zweifelsfall schlürft auch der Elch den Wein aus einem Silberkelch. Die Pointe sitzt. Schon hüpft das Zwerch- fell samt dem Träger übern Berch. Mit Wollust räkelt sich ein Knilch davor / danach in Eselsmilch. Ein Lust-, doch kaum ein...

Die Welt ist eine Art Gewebe, man nennt dies Hallunkination, die alles andre hält in Schwebe, nur nicht den Rest von Illusion, der vor dem Gravitätsbeginne, dem alten Urban oder so, mit grobem Quantitätsgewinne von Null auf Wirkungsquantum zwo...

Der Korreferent sprach zur Kohlrybenfähe, wer weiß, ob beim Sex man die physische Nähe, gespreizt, wie wir reden, auch psychisch verkraftet, wenn Ihnen das Stigma des Abstands anhaftet, wobei Distanziertheit im mittleren Rahmen, ich fragte Sie...

(nach Bruno Nagel) Drinnen in der Sprachbehausung Fehlt am Loch ein alter Nagel Abfahrt Schluss Licht Dach Verpausung Schlug der Gott verdammte Hagel Einen nach dem Wandern nieder Alles eine Wein Krampf Übung Beifuß Bleifuß steife Glieder...

die Erde wäre echt eine Frohnatur / stünden da nicht die vielen Verrückten / und Häuser im Wald und dann / die Schienen im Flur sowie Lok- / schuppen für die Unterdrückten / und die Meere wärn Planschbecken / schwömmen da nicht die...

Die Sonne hat ihr Licht / im Wettstreit zwischen / Schatten, Ängsten und Schemen / als Pfand gesetzt und findet es / vorerst nicht wieder. / Nun sucht sie unter all den Themen, / die ihr die Wolken, Schauer, / Staub-, Stein-, Dunst- und...

sollst auch leiden wenn ich leide / trage mit an dieser zeit / einen teil der ewigkeit / dulde leide für uns beide / bist scheint’s keine feste größe / doch für mich das große los / weniger als nur ein floß / mehr als tausend...

Der Dichter lädt ins Narrenschiff / den Ballast alter Regeln / und fährt, nein, nicht damit aufs Riff, / denn er beginnt zu segeln. / Die Wogen schwerer Züchtigung / durchschneidet er im Fliegen / und lässt mit Kurs Verflüchtigung /...

Weißt du noch, ob denn die Mistel, Mistel, richtig, wie man’s spricht, vorkommt in der Versepistel des Herrn Bellman oder nicht? Hinterm Zaun wächst die Alraune. Einzeln oder auch zu zweit. Mal führt sie zu schlechter Laune, später wirkt...

Eine Jungfrau, fest im Glauben, lässt sich gern vom Katholiken mehr als ihre Unschuld rauben, kurz gesagt, ihn sehr tief blicken. Ist sie sich nicht ganz so sicher, könnten ihr auch Evangelen mit Gewieher und Gekicher das vorhin Gesagte...

Man fragt sich in der Walachei: kommt nicht bald ein Walhai vorbei? Vor Ostern nicht! Die Walacheier bemalen erst mal Wachteleier. Das Insichgehen in Walhalla entfällt. Man ruft nur Ballaballa. Am Fuße des Monte Roncalla äst fröhlich die...

Farben spür ich mit Entsetzen; allem Guten fehlt die Bleibe. Nachts seh ich die Bösen hetzen, nur weil ich Gedichte schreibe. Schlimmer als den Leu zu wecken, sind die Verse über Zahlen. Weil sie sich unendlich strecken, wie das Thema freie...

Lass dich einmal noch verfönen, / eh der Strompreis explodiert, / der die Welt mit lautem Stöhnen / in das Jenseits transportiert. / Lass ein Sonnenbad uns nehmen, / eh ein Schatten auf uns fällt, / und wir uns der Blößen schämen /...

Mönke sitzt in seiner Bude, / sieht hinaus aufs nahe Haff, / hat wie immer Amplitude / und ist sozusagen baff. / Sieht aufs Haff, wird baff und baffer, / peilt, ob draußen alles stimmt, / er ist Schiffer (oder Schaffer) / und der...

Nach fünfzig Jahren Schauspielschule erhielt er die Gelegenheit, beim Kochkurs für gehobne Schwule das Wesen der Einmaligkeit am Saugnapf vier des Fangarms sieben vom Oktopus Hieronymus, der in der Reuse war verblieben im Styx, dem alten...

In Amerika gibt’s Leute, die gern Flüssigasphalt trinken und am Ätna heiße Bräute, die mit Pech und Schwefel winken. Stets sieht man dort welche anstehn. - Daraus werden dann Gerippe. Viele holen sich vom Wegsehn oft den Tod, wenn nicht die...

Der Mensch kann sich ändern, selbst Männer und Frauen. Auch in andern Ländern, darauf kann man bauen. Vielleicht nicht in Spanien. Das liegt an den Mauren. Der Klang der Kastanien ist sehr zu bedauren. Die Männer verbieten beim Losen den...

Fisch hat Flügel und trägt Säge oder Sense. Weiß nicht mehr. Manchmal ist sich auch sehr träge. Dann schleppt Werkzeug Frau daher. Andre Fisch hat einen Hammer. Da er spielt mit Doppelkopf. Hängt das Werkzeug wo in Kammer, stinkt wie wie...

Nicht weil und auch nicht dass es uns gefiele: Des Lebens Sinn entzieht sich dem Verstand. Der Mensch steckt sich im Dasein hohe Ziele Und bleibt sich selber völlig unbekannt. Nur schemenhaft erhebt sich all sein Deuten Aus mühsam...

Der Koffer steht, der Bahnsteig fährt. Der Zug kommt wieder mal nicht mit. Die alte Bahnhofsuhr erklärt: „Der Bahnvorsteher ist nicht fit, er bleibt im Nachtasyl bis zwei.“ Schon bringt der Schaffner ein Signal, das blau aussieht, diskret...

Jubel vor der Mitteltafel / (Angebot an Volker Wissing) / Brennt ganz hoch an einer Ampe / straßenseits die grüne Lampe, / geht und fährt und rennt man los / und der Drang ist riesengroß. / Kommt doch mittig noch das Rundbild, /...

Wir widmen uns dem Hochgenuss / und lauschen gern dem Oktopus, / der Oper und auch den Chorälen, / für unsere geschundnen Seelen. / Wir lieben auch die Peristaltik. / Da irrt sich mancher ganz gewaltig. / Ob bei Inkasso und Renault, /...

nach Friedrich Hölderlins „Andenken“ Und braune Frauen gehn auf seidnem Boden. Die Nacht umhüllt behutsam sie im Duft. Ihr Zaubergang verschwendet Episoden, und goldne Träume flattern durch die Luft. Die Fremde suchen, werden Freunde...

Du bist, das wissen alle längst, im Karpfenteich nicht grad der Hengst. Du bist stets Vorletzte und Erste. Und damit wiedermal die Fairste. Du bist im Wettstreit Hase / Igel gehemmt. Als Maulwurf ohne Flügel. Du bist der Cedes ohne Mehrwert,...

Wenn erst die Liebesnacht es offenbart, / sie hätte ein Verhältnis unentdeckt, / das zauberhaft ist und unsagbar zart, / zu Träumen, unerfüllt, die man geweckt, / dann mag man bei des Tages Anbruch nicht / verhehlen, was der großen...

Willst du die Heimat neu entdecken, / dann komm in das Ukranenland. / Dort gibt es Feuerholz in Säcken / für weniger als Flaschenpfand. / Wer gut bewandert ist, braucht Zehrung, / damit er wachsam bleibt und stark. / Gezahlt wird nur in...

Schnürst Wandrer du die Wanderschuhe, / und stehst nach langer Fahrt am Rand / von einem Loch, behalt die Ruhe. / Und ist es schwarz, auch den Verstand. / Ergründe schürfend diese Schwärze, / vertiefe forschend deine Sicht. / Entzünde...

Muse, Muse, alte Schlampe, gehst du jetzt sogar mit dem? Siehst du seine fette Wampe, macht sie ihn nicht unbequem? Muse, Muse, doofe Ziege, hat er dich so eingeseift? Machst du etwa noch die Fliege, eh er dich zum Hades schleift? Muse, Muse,...

Zuletzt war ich in Bitterfeld. Da bin ich umgestiegen. Das ging auch gar nicht groß ins Geld und lief ab wie gediegen. Der Anschlusszug stand schon bereit und fuhr direkt nach Halle. Kaum war ich drin, war die Zeit um, und was sonst mitfuhr,...

Es sprach der Rotdorn zum Holunder: Die alte Welt war vordem Plunder. Vielleicht ein Punkt, ein wenig ländlich, noch ohne Übung, wenn auch endlich, und völlig ohne Rotverschiebung. Als Ding ein siebenschläfrig Röllchen, im Grunde noch ein...

(Der Text basiert auf einer behutsamen Translation aus dem Alt-Pomadischen über das Nehrungskurische ins mittlere Ostpreußisch) Emul, sachtse, machst ne Zwejbul? Nej, ne Zwejbul mach ich nich. Ich mach hejte lieba emul, nej, ne Zwejbul, mach...

Haste, sage ick ßu Ede, / nich für mir noch een Kassiba? / Ick hab zweje, doch für beede / is een dritta ßu mir lieba. / Fragt mir Ede: Für Penunze, / oder schreibste noch wat Flinket? / Nee, sach ick, nich eene Unze, / 'k...

Was mag im Mondenscheine uns begegnen? / Das Licht es ist so fern, so sanft, so mild. / Die Sterne lassen ihre Taler regnen. / Und selbst der Mond verliebt sich in das Bild. / Der Mensch in seiner Einsamkeit verkümmert. / Die Obhut, die ihm...

eines berühmten lebenden KV-Dichters, der genau / wie sein großes Vorbild mit je einem „t“ im Vor- / und Nachnamen gewappnet ist, aber nicht / genannt werden möchte / Wurde ziemlich jung geboren. / Ist ne eigene Geschichte. / Hätte...

Es fährt ein Schiff voll lauter Narren, das heißt, es ist ein Eselskarren, den muss nicht mehr der Esel trecken, er kann getrost die Zähne blecken, weil ihn die Narren, halt: die Weisen, auf allen ihren langen Reisen, statt ihn zu peitschen...

Wenn erst im Wald nur Sein und Haben stehen, vergeht den Bäumen, ach, ihr mildes Wehen. Wenn auch die Wiesenblumen nicht mehr sprießen, die Bäche träg und widerstrebend fließen, dann werden uns die Träume bald verlassen, die Freunde fremd...

Liegt in der Natur der Sache nicht das Starke und das Schwache, überdies das Allgemeine, nicht das Große und das Kleine? Schläft denn nicht in allen Dingen erst ein Grollen, dann ein Klingen, andrerseits das plötzlich Neue, die Verführung...