Alle 197 Texte von Möllerkies

Darf man in diesen Virentagen noch richtige Satiren wagen? Dass überall die Viren tollen, wird keiner dementieren wollen. Und Furcht und Angst regieren Welten, auch wenn sie kleinsten Viren gelten. In vielen Körpern ackern Viren, das gilt auch...

Ihr batet mich, zu predigen – / das will ich gleich erledigen. / Ich bitte die Geduldigen, / die Störung zu entschuldigen, / und danke allen Tüchtigen, / die sich nicht gleich verflüchtigen. / Doch Schluss mit dem Bezichtigen, / ich komme...

Man muss sich nach dem Steinigen / die Hände gründlich reinigen. / Versprich dich besser nicht beim Segnen, / sonst könnte es Beschwerden regnen. / Du willst, dass sich das Brot vermehre? / Mach erstmal eine Bäckerlehre! / Die Wasser gern in...

Trete ich vor meinen Richter, / fragt er: Was hast du vollbracht? / Ich erkläre: Ich war Dichter, / hab geschrieben Tag und Nacht. / Sagt er gleich: Ich fress ’nen Besen, / wenn ich deine Texte mag. / Wo ist denn dein Werk zu lesen? / Sage...

Die Steppe ziert, nach altem Brauch, gelegentlich ein dürrer Strauch. Und was, wenn nicht?, hör’ ich euch fragen. Dann hat der Strauchdieb zugeschlagen. Zitronentee schmeckt gut, doch passen Zitronen meistens nicht in Tassen. Drum braucht der...

Man sang dir an der Wiege, Kant, / du würdest einst – und wie! – gekannt. / Wer deine Fantasie gekannt, / bejubelt ihre Siege, Kant. / Wie hoch man dich auch höbe, Kant, / dir wäre jede Höh’ bekannt. / Wer liegt vor dir im Staube, Kant?...

Ach Saskia, ach Saskia, wie bin ich dir verbunden, hast ohne Unterlass Lia‐ nen mir ums Herz gewunden. Ach Saskia, ach Saskia, ach deinen Sang zu h��ren. Im Alt, Tenor und Bass pia‐ no, um ihn nicht zu stören! Ach Saskia, ach Saskia, du...

Dem Jungen, der zur Tat gedungen, wär’ das Verbrechen fast gelungen: Ins Haus des Opfers eingedrungen, hat er mit diesem kurz gerungen und hat es in die Knie gezwungen. Dann ist im Kampfe, engumschlungen, das Messer, das er wild geschwungen,...

(nach Erich Kästner) Es gibt nichts Tristes, außer: Man ist es. Es gibt nichts Schlichtes, außer: Man spricht es. Es gibt nichts Sattes, außer: Man hat es. Es gibt nichts Feuchtes, außer: Dich deucht es. Es gibt nichts Breites, außer: Ihr...

Still trittst du zu mir herein gleich, in mein Häuschen hinterm Rheindeich, wo ich grade Wäsche einweich und dem Gast ein Gläschen Wein reich, sprichst: / �Verzeih, dass ich mich einschleich, es ist Zeit, folg mir in mein Reich. Deine...

Einst entzweist du dreist die Fürsten von den treuen Untertanen, scharst die, die nach Freiheit dürsten, unter blutigrote Fahnen. Königstreue schlagen zünftig dir die Schneidezähne ein, dein Appell / �Feid foch verfünftig! / � rettet nicht...

Gabis Mannschaft saß am läng’ren Hebel, denn sie nutzte konsequent den Nebel: Anja beispielsweise spielte eine ganze Halbzeit lang für sich alleine, weil man sie im Nebel nicht mehr sah. Nach der Pause war sie wieder da. In der...

Der Samurai spricht zu dem Knappen: Ich leite lasch den lauen Lappen. Der Knappe blickt entnervt gen Himmel: Du hast vom Leiten keinen Schimmel.

Wenn die Leser Sehnsucht haben, wird das Dichterwort sie laben. Denn was Dichter kunstvoll weben, lässt den Leser froher leben. Was die Dichter aufgeschrieben, Leser werden’s innig lieben. Dichter thronen einsam oben, lassen sich vom Leser...

Ede sagt zutiefst empört zu Atze, dass er, Ede, gleich vor Ärger platze, weil er, Atze nämlich, mit ihm, Ede, nur in indirekter Rede rede. Atze kontert frostig mit dem Satze, dass er, Ede, dämlich sei: Er, Atze, müsse leider sagen, dass er,...

Im Hörsaal stürmten sie ans Pult und brüllten: Dieser Mann ist schuld! Vergesst Nobelpreis und IQ, er ist der Täter von / �Me Too / �! Ich sprach: Was haben Sie im Tee? Ich heiße Einstein – ohne W!

Verspottet man die Weihnachtszeit, dann fährt die Polizei nachts weit, mit Blaulicht und es eilig habend, im Ernstfall auch am Heiligabend. Packt dich die Blödelei nachts wieder, verballhornst du die Weihnachtslieder, besingst Marie, die reine...

Kommissar will im Verhör einen Täter überführen, und er sagt, was alle spüren: Sicher war es der Frisör. Der Frisör sagt / �nein / �, und er schweigt beklommen. – Aber wer soll dann der Täter sein? Komm, gib’s zu, du bist’s! Dich...

Ein kühner Gedanke, wie leicht fliegt er fort, drum halte ihn fest im geschriebenen Wort! Geschriebenes Wort wird nicht schwanken noch wanken. Das klappt sogar ohne den kühnen Gedanken.

Ich sitz im Wirtshaus, grad kommt Bier, da schwankt der Boden unter mir, und jäh springt mich der Tresen an – nur gut, dass ich ihn stoppen kann. Und während ich noch überleg, macht sich die Kneipe auf den Weg, so dass ich, eh ich mich...

�Es gibt ein Vorbild, das mein Werk befeuert / �, so hör ich manchen jungen Dichter sprechen. / �Ich will ihm folgen, statt mit ihm zu brechen. Wenn das gelingt, hab ich genug erneuert. / � Um solche Dichter mach ich einen Bogen. Denn steht...

Der Strand, das Boot, der Steg, die Insel, / der Tang, die Muscheln, Möwen, Teer, / die Mole, Kutter, Farbe, Pinsel, / der Wind, die Sonne, Himmel, Meer. / Der Hafen, Schiffe, Anker, Fische, / Langusten, Krabben, ein Café, / der Leuchtturm,...

(mit lauter Stimme auf dem Königssee oder an der Loreley vorzutragen) / Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? / Wer geht gerne zum Boxen? / Wie wirkt man mit Scheitel? / Wann ist Bier besonders labend? / Wo graust es die Fremden? / Wo...

Jedes der folgenden Gedichte enthält den Namen eines berühmten Physikers. / Sprachführer Italien / In Rimini sagt man / �finito / �, / �vorbei / � an der Etsch wilden Fluten. / In Rom wünscht man / �buon appetito / �, / in Brixen am Eisack ...

Wenn eines später feststand: Wir trafen ihn am Feststand. Man ahnte, was bevorstand: Er fluchte auf den Vorstand. Das war doch wohl kein Zustand – kein Bier da, das uns zustand! Weil ihm das Haar wild abstand, ging jeder gleich auf Abstand....

Sie brüllte ihn so lautstark an, dass ihm die Haar’ zu Berge stann. Sie war so gemein zu ihm, dass sie so auch stehen bliem. Die Haare waren top in Form, doch seine Laune war verdorm. Männer brauchen keinen Kamm, wenn sie so ’ne Freundin ham.

Öd und menschenleer die Landschaft, links ein See, an dessen Ausgang die geröllbedeckte Schneise talwärts führt in weitem Bogen. Überm Wasser ragen Felsen, vielgestaltig und zerklüftet, aufgetürmt zu schroffen Wänden, die im Nebel sich...

Verliebt bin ich, verliebt seit ein paar Tagen, Ein Tierarzt hat mein Herz im Sturm erobert. Total verliebt bin ich, und er heißt Robert. Es rast mein Puls, es kribbelt mir im Magen. Ruft er mich an, dann spricht er oft vom Kriege, An dem er...

I. Prolog im Bierzelt Manchmal sitze ich im Bierzelt, denke nach über die Tierwelt. Wunderbare Welt der Tiere!, denke ich im Zelt beim Biere. Und als schönstes Tier der Welt kommt mir vor beim Bier im Zelt (die holde Philomele bannt er auf...

Ich bin froh, Lenz: Nolens volens muss der Winter weichen. Kommst du, stoppt er, praeter propter, muss die Segel streichen. Störenfriede, bona fide, singen nachts um dreie: schöne Szene, notabene, der mein Ohr ich leihe. Larifari pari pari...

Aus der dunklen Klosterenge dringen leise Osterklänge, und zu jungen Mönchen nächtig drängt es jetzt die Nönnchen mächtig. Mönche, zwischen Kelchen, Putten, raffen in Kapellchen Kutten – soll’n sich Klosterfrauen scheuen oder sich am...

Der Fußballspieler: Das Versprechen, das er abgibt, ist das Versprechen, dass er abgibt. Der Bandenchef: Das Argument, das er anführt, ist das Argument, dass er anführt. Der Resignierte: Das Leugnen, das er aufgegeben hat, ist das Leugnen,...

Ehrste die Dritte? Eine Sexte entzweite mich und die Vierte. Er versiebte die Fünfte, doch ich achte die Neunte.

Ja, die Pop-Musik ist flach, ordinär kommt sie mir vor: haftend wie ein Wurm im Ohr, abba musikalisch schwach. Na, und Rock-Musik? Der Krach nervt gewaltig, sag ich dir. Strom, ob wechselnd oder gleich – ehrlich, der ist nicht mein Bier. Bald...

Herr v. Morgenstund geht ohne Furcht zum Zahnarzt. Eine Krone wird gebraucht, so der Befund. Krone fertig, sie sitzt klasse, das Dentallabor macht Kasse, Morgenstund hat Gold im Mund.

Der Wecker klingelt früh um vier, man sieht den Wurm sich strecken. Willst du was schaffen, sagt er dir, dann lass dich zeitig wecken. Er scheut nicht Regen und nicht Sturm und kriecht aus seinem Haufen. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Ich sag...

Welche Wörter, fragt sich Goethe, reimen sich auf meinen Namen? Hirtenflöte, Morgenröte – das trifft den Geschmack der Damen. Das Geschwätz des alten Goethe lässt bei Schiller Missmut keimen: Hungersnöte, Knoblauchkröte zählen auch zu...

Bevor ich einschlag, noch drei Fragen, dann gibt es später keine Klagen. Ich wüsste erstens gerne mal: Okay, wenn ich in Raten zahl? Die zweite Frage: Ist Hawaii bei diesem Angebot dabei? Und drittens noch: Der geht retour, der Typ mit der...

Ein frischer Brie bereitet Wonne, zu Brei zerläuft er an der Sonne. In Wien besucht man gern den Prater, der Wein verursacht einen Kater. Die Biene sticht rein prophylaktisch, die Beine sind zum Gehen praktisch. Das Siel führt Wasser aus der...

Die Meise spielt auf ihrem Flügel wie Wagner auf dem Grünen Hügel. Da tritt der Stier verzückt nach vorn und bläst dazu auf seinem Horn. Kann das auch dein Gefallen wecken? Dann schlage kräftig auf dein Becken.

Der Mensch, er ist ein nacktes Tier, er komponiert Sonaten, er sieht gern fern bei Chips und Bier und zählt zu den Primaten. Des Menschen Dummheit ist immens, da hilft ihm auch kein Beten. Er nennt sich Homo sapiens und schießt gern mit...

Jetzt zieht ins Land der holde Lenz – nur eines stört: die Inzidenz. Den Winter zwingt er in die Knie wie wir (vielleicht) die Pandemie. Mit Tulpen und mit Osterglocken will er uns aus den Daunen locken. Da jubeln Balten, Bayern, Basken, so...

Wie ist der Brunnen vor dem Tor?  Na, tief. Wie wurzelt dort der Ginsterbusch?  Na, tief. Wie ist das Blau des fernen Meers?  Na, tief. Wie seufzt der Bauer auf dem Feld?  Na, tief. Wie fliegt die Schwalbe um das Haus?  Na, tief. Wie...

Der Herr steigt forsch vom Kutterrand, / geht trocknen Fußes bis ans Land. / Ein Wunder! Doch da stört ein Rufer: / Ja und? Der Kutter liegt am Ufer! / Daheim, nach seiner Wasserquerung, / vollzieht der Herr die Fischvermehrung / und spricht...

Wer Käse isst beim Brief / �lecken, / verschickt die Post mit Brie / �flecken. / Das gute alte Ramm / �schwert / hat heute nur noch Ramsch / �wert. / Nur Meister können Top / �flö / �ten / aus einem alten Topf löten. / Die freie Sicht aufs...

Astern – schwälende Tage – Moment mal, ich hab da ’ne Frage: Was wollen Sie uns da erzählen? Dass Tage schwälen können? Schwälen? Wie kann man solche Wörter wählen? Das Wort, das gibt’s doch gar nicht: schwälen! Sie sollten Leser...

Welches sein von zwei Gebissen, wollte Brod von Kafka wissen. / �Max / �, beschied ihn Kafka, / �mein Gebiff iff daff da. / �

Leben heißt – wirken und weben, trachten und streben, nehmen und geben, mal einen heben, sich übergeben vom Saft der Reben, mal holprig, mal eben, manchmal daneben, mal ruhen, mal beben, mal stolpern, mal schweben, sich niemals ergeben,...

Atmung, dir sei heut das Lied gesungen, dir, der steten Tätigkeit der Lungen. Auf und nieder geht der Korb der Brust: Sauerstoff, wir atmen ihn mit Lust. Aus den Lungen führen Blutes Wellen ihn zu den Geweben und den Zellen. Der verbrauchte...

Niveauvolle Akrostichen erkennen Banausen erst nachträglich.