KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Dienstag, 28. Juni 2011, 10:10
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totenschädel

258. Kolumne

Mir zerfließt der Schädel...
Dann gieße ich mich. Ich setze meine Schöpfung gegen das sinkende Dasein, auch wenn dann gelbe Flammen mich bedrohen. Ich erschaffe mich, sinnlos, selbst. Der Verwesungsprozess, der ja Lebensprozess ist, geht weiter. Ich kann nicht widersprechen, obwohl mir im einzelnen die triviale Anschauung meines Lebens gelingt, ich kann mich schnell mit einem Espresso betrügen und mir das Sein, das nur mein Sein ist, als schön und wahr einreden, weil ich mich und mein Leben als Theaterspiel begreifen kann, doch zum Ende hin wird es immer schwerer. Mein Leib reinigt mich.
Determinismus des leibhaftigen Lebens. Der Herd, die Schöpfungskraft, das Hirn aus Glas, abhängig vom Körper. Hirnkörper. Unser Fleisch denkt.
Denken wird dann wieder Körper.
Bedeckt nur Haut noch meine Knochen, wird der Körper fast nur noch aufs Skelett reduziert, auf seine Struktur - die jedoch arm erscheint, ausgehungert und ausgebrannt.
Das Leben - ein Konzentrationslager.
Und dann taumle ich doch immer noch ins Licht, die Motte, ich muss, ich kann nicht anders, ich habe mich selbst erjagt, skalpiert, den Kopf am Gürtel. Ich nehme meinen Kopf in meine Hände, bilde mit dem Hände-Körper sozusagen einen neuen Kopf, will meinen Kopf durch Zeigen, völlig irrsinnig, retten, indem ich ihn symbolisch verdopple, will mir ein Nest bauen, oder graben, gleich folgt ja die Urne des Gesichts - erneut wird Lebensmöglichkeit in Frage gestellt. Doch ist ja Bewusstsein da, das Augenlicht. Der Vokal, oder wenigstens der Schein, der Glanz des Worts, die Schöpfung des Bewusstseins, das Werk, das Gedicht, wehrt alle Dämonen ab!
Ich will leben. Aber erst durch den Tod kann ich leben, ich kehre durch den Tod zurück. Ich frage mich, wie. Aber der Narr ist vielleicht der Dichter, die Wüste die Zeit, und zurück kehrt nur das Gedicht.
Vielleicht wird das Sein als Schmerz und Qual und Wunde überwunden durch den Tod. Das eigentliche Ich, nicht das Narren-Ich, kann sich finden, weil es endlich der Entfremdung durch das Leben entkommt, es wird den Körper los, sein Bewusstsein, die Blüte, es befreit das leidende Ich sich vom Ichsein-Müssen, und so ist am Ende Leben ein höllenhaftes Spiel der Natur, der Tod die Ruhe, die Summe aller Möglichkeiten, also Alles. Das Leben als Wahl einer bestimmten Möglichkeitsentwicklung ein fataler Kausalnexus: Nichts. Mond nicht und nicht der blutvergiftete Himmel - nicht die Schale der Erde, auch so ein Kopf, so ein Über-Kopf... da vernetzen sich Mond, Himmel, Erde, Kopf - Geist und Materie. Kann ich mir das alles noch einmal erklären?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 AlmaMarieSchneider (15.07.11)
Sprachlich einfach toll.

 Dieter_Rotmund (18.07.11)
.....neee, is' mir zu manieriert!
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