BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 07. Juli 2014, 20:18
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Frontbericht: "Nordic Nexus of Nemesis and Night Light"

Am Karfreitag herrschte bundesweit ein absolut schwachsinniges Tanzverbot. Zum Glück kein Konzertverbot, weshalb ich mich nach Hamburg aufmachte, um meiner Liste an  lokalen Konzertlocations eine weitere hinzuzufügen. Diesmal war das "Grünspan" mein Ziel, wo die "Nordic Nexus of Nemesis"-Tour von STRATOVARIUS und AMARANTHE Station machte.
Aber bevor es zu einem Konzert geht, ist erst einmal Aufklärung und Vorbereitung angesagt. Gut, ich wusste, wo das "Grünspan" liegt und um ein Hotel mache ich mir nie Gedanken, wenn ich in Hamburg bin. Ich weiß, wo ich da die Nacht auf St. Pauli verbringen kann. Später dazu mehr.
Was mir also im Vorfeld nur zu tun blieb war, mich um Zugverbindungen und -tickets zu kümmern. Gesagt, getan. Und wenn ich sehe, dass eine Fahrt in der ersten Klasse im Sparangebot gerade mal 10 € mehr kostet als die in der zweiten Klasse, dann schlage ich da doch zu.
Die Zugfahrt an sich und die wirklich bequemen Ledersitze in Verbindung mit ungewohnter Beinfreiheit überspringe ich mal, genauso wie mein Abendessen im Restaurant "Zur goldenen Möwe" im Hamburger Hauptbahnhof (was für ein Wortspiel), das mit 6,89 € sogar günstiger war, als das vergleichbare Angebot hier in der lokalen Filiale.
Nach einer kurzen Fahrt mit der S-Bahn zur Haltestelle "Reeperbahn" und einem noch kürzeren Fußweg die "Große Freiheit" hinauf kam dann das "Grünspan" in Sichtweite. Und damit auch eine Schlange, die ich in der Form (sprich Länge) nicht erwartet hätte. Zumal ich erst nach Einlassbeginn dort ankam. Aber egal. Als anständiger Metaler stellte ich mich also hinten an und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Welche sich als drei weitere Metaler entpuppten, die sich hinter mir anstellten und sich gegenseitig dämliche Witze dieser Kategorie erzählten:
"Zwei Russen treffen sich in Berlin, also nach dem Krieg, und unterhalten sich über die Wohnungen, die sie bekommen haben. Der eine sagt: "Ich haben Wohnzimmer, Küche, Bad und 2 Schlafzimmer." Sagt der andere: "Haben ich auch alles. Und dazu noch Schnurzimmer." Fragt der erste: "Was sein denn Schnurzimmer?" Sagt der andere: "Ist Zimmer mit Schnur und wenn ich ziehen dran, dann kommt Wasser.""
Man kann sich vorstellen, dass das die wohl längsten Minuten meines Lebens waren, bis ich endlich im Club war.

Drinnen wurde es zum Glück besser. Opener waren SEVEN KINGDOMS aus den USA, die nicht ganz zum Motto der Tour passen. Musikalisch lieferte die Band einen Mix aus EVANESCENCE, Power und Symphonic Metal. Wenn die sich mal für eine Richtung entschieden haben, dürfen sie gern wieder kommen. Potential ist auf jeden Fall vorhanden, auch wenn die Sängerin wie eine zu kurz geratene Version von MADONNA anno 1998 aussieht.

Die darauffolgende "Signing Session" von STRATOVARIUS hätte auch mehr Potential gehabt, wenn die gesamte Band aufgetaucht wäre. So konnte ich mir lediglich die Autogramme des Gitarristen, des Bassisten und des neuen Schlagzeugers sichern und verbrachte den Rest der Umbaupause damit, auf AMARANTHE zu warten.

Das Warten sollte sich lohnen, schließlich sind die Schweden von AMARANTHE einer der Aufsteiger der letzten beiden Jahre. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, schließlich sind einige der Mitglieder schon seit längerem in anderen Bands in der Metalszene aktiv (u.a. Sängerin ELIZE RYD als Backgroundsängerin bei KAMELOT). Selbige hatte zwar während des Gigs immer wieder mal Probleme mit ihrem Mikro aber das tat der Show keinen Abbruch und so konnte sie trotz alledem im Wechsel mit Sänger JAKE E. und dem neuen Growler HENKE ein ums andere mal den dreistimmigen Wechselgesang zelebrieren, der eins der Markenzeichen dieser Band ist. Weiteres Markenzeichen ist der fast schon poppige Elektrosound, der der Musik einen modernen Touch verleiht und Songs wie "1000000 Lightyears", die Halbballade "Amarantine" oder die grandiose Zugabe "Automatic" so einzigartig macht. Der Auftritt machte auf jeden Fall Lust auf das neue Album "Nexus", das ich mir auf jeden Fall noch zulegen muss. Auf CD natürlich.
Der Musikstil wird als eine Mischung aus IN FLAMES, FREEDOM CALL, CHILDREN OF BODOM und ROXETTE beschrieben. Passt und gefällt.
AMARANTHE waren ja auch einer der drei Gründe, weswegen ich diesen Trip gemacht habe.

Der zweite Grund waren STRATOVARIUS, die finnischen Großmeister (mit schwedischem Keyboarder) des Melodic Power Metal. Ich hatte diese Band letztes Jahr beim "70000 Tons" verfolgt, während ich im Hot Tub saß und freute mich, sie jetzt auch mal wieder im "Trockenen" sehen zu können.
Und wie heisst es so schön? Im Trocken ist gut rocken. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall lieferte die Band einen beeindruckenden Querschnitt ihrer nun fast 30jährigen Karriere inklusive Songs des aktuellen Albums "Nemesis". Highlights waren neben dem Superhit "Eagleheart" und dem erst in der Zugabe dargebotenem "Hunting high and low" (inklusive klassischem Mitsingspielchen mit dem Publikum), das Bass-Solo (eines der besten, die ich je gesehen/gehört habe), sowie das Keyboard-Solo. Aber wenn man mit JENS JOHANSSON einen der besten Keyboarder der Welt in seinen Reihen hat, ist das eigentlich auch Formsache.
Nur auf das Schlagzeug-Solo hätte man gut und gerne verzichten können. Dass der neue Mann hinter der Schießbude ein guter ist, hat es auch so während des Konzerts schon redlich bewiesen.

Nach dem Ende des Konzerts (mit einem weiteren Beuteshirt in der Tasche) und einem Besuch der "Goldenen Möwe" auf der Reeperbahn (hier sage und schreibe 7,99 € für das gleiche Menü wie vorher am Hauptbahnhof) ging es zu meinem dritten Grund für diesen Trip. Den Ort, an dem ich diese Nacht verbringen wollte, wie ich es schon etliche Male zuvor getan hatte: dem "Night Light", einer Heavy Metal Kneipe aufm Kiez.
Wie ich dann also so am Tresen sitze und mein Bierchen trinke, sehe ich irgendwann ein paar langhaarige Gesellen reinkommen. An sich nichts besonderes, wenn es nicht ein Teil der STRATOVARIUS-Mitglieder + Crew gewesen wären. Die Gelegenheit nutzte ich um ein paar Worte mit o.g. JENS JOHANSSON zu wechseln und mir auch noch sein Autogramm zu holen. Leider war Sänger TIMO KOTIPELTO nicht dabei, so dass mir seine Unterschrift auf der Eintrittskarte leider verwehrt blieb. Aber ich denke mal, er blieb im Tourbus, um seine Stimmbänder zu schonen. Um Punkt drei Uhr wurden dann auch die restlichen Bandmitglieder vom Tourmanager wieder zurückbeordert und der Laden leerte sich damit merklich.

Nichtsdestotrotz blieb ich da, bis das Licht anging und unterhielt mich noch lange mit dem Besitzer und seinen anwesenden Kumpels.
Ich war zwar ein Fremder, aber das war denen $(#€!$$egal. Die Norddeutschen sind ein sehr offenes Völkchen, die sich auch nicht scheuen, einen Fremden anzusprechen und ihn/sie in die gesellige Runde mit aufzunehmen.
Ein Verhalten, von dem man sich in vielen anderen Ecken Deutschlands mal eine dicke Scheibe abschneiden könnte.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Konzerterlebnisse, die ich bislang in Hamburg hatte.

Platz 5: Den wohl besten Spruch der jemals vor einer Konzerthalle fiel: "Wenn ich die Chance hätte BRITNEY SPEARS zu f!(ken, würde ich ihr auf den Bauch $(#€!$$€n."

Platz 4: Mit meinem besten Kumpel beim Konzert von D.J. BOBO in der "Color Line Arena" (heute "O2 World") gewesen. Die zweitbeste Bühnenshow, die ich je gesehen habe.

Platz 3: Erste Reihe bei ZZ TOP im Stadtpark, später am Abend dann das "Night Light" entdeckt.

Platz 2: Mit o.g. besten Kumpel mit dem Konzert von JUDAS PRIEST, MEGADETH und TESTAMENT unser "Hard'n'Heavy-Weekend" gestartet. Das Konzi war an einem Freitag und den Samstag ging es dann noch zu AC/DC nach Düsseldorf. Saugeil!!!

und

Platz 1: 2006 hab ich mich am Morgen zwischen zwei BLIND GUARDIAN-Konzerten von meiner Ex getrennt. Zum zweiten Konzert sind wir zwar trotzdem noch zusammen gegangen, aber halt als frische Singles, was ich direkt ausgenutzt hab.
Aber nicht so wie ihr jetzt denkt.

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "It snows in Hell" von LORDI

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 TrekanBelluvitsh (02.04.13)
Wow,

bis gerade habe ich mich noch gefreut, dass Amorphis schon im November nach Deutschland kommen. Jetzt ärgerer ich mich, dass sie erst im November nach Deutschland kommen.


Meine heutigen Alltime-faves (Leute, von denen ich nie Shows besuchen würde):

Platz 5: DIE AMIGOS - Ich dachte immer, die Zeit der Bontempiorgel ist vorbei

Platz 4: HEINO - Da würde man mich auch gar nicht reinlassen, wegen den langen Haaren.

Platz 3: ROLLING STONES - Musik für iPhoneRebellen

Platz 2: MADONNA - Ich mag halt Livemusik

und

Platz 1: ANGELA MERKEL - "Denn si macht ja eigentlich nen guten Job, ne?"

 Dieter_Rotmund (02.04.13)
Gerne gelesen, auch wenn ich bekennen muss: Die Stellen mit den "Nebenhandlungen" wie Schlangestehen etc. finde ich viel interessanter und spannender als die ('tschuldigung) Litanei von Bandnamen in Majuskeln. Das liegt wohl daran, dass mir diese Namen nichts sagen und ich deren Protagonisten nicht für anbetungsüwrdig halte. Nun, ja.

Meine Top 5 von Metall-Popmusikensembles, die mir einfallen (mehr sind es sowieso nicht):

Platz 5: MÖTÖRHEAD (oder so). Ich war als Teenager sogar mal auf einem "Konzert", wenn man das so nennen will. Danach für mehre Stunden Gehörverlust, nur noch tiefe Frequenzen hören können..

Platz 4: METALLICA: Spielen sehr schnell, oder?

Platz 3: JOHN BON GIOVI (oder so): Widerlicher Womanizer.

Platz 2: AD/AC: Nun, ja. Einer mit kurzen Hosen. Aber ich gebe zu, die Stücke (mir fällt gerade kein Titel ein) haben Ohrwurm-Potential.

Platz 1: EUROPE, "Life is Life" und sowas. Extrem albern.

achja, dann gibt es noch "ROLLING STONES", aber das sind keine Metaller, oder?
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