Cathcart, Thomas / Klein, Daniel:

Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar...

Philosophie verstehen durch Witze


Eine Rezension von  JoBo72
veröffentlicht am 29.04.08

Die Harvard-Absolventen Thomas Cathcart und Daniel Klein stellen in Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar... Philosophie verstehen durch Witze die großen Fragen der Menschheit anhand von Witzen dar und besorgen damit einen humorvollen Durchgang durch die Welt des Denkens. Das Unternehmen nennen sie „Philowitzie“. Die Autoren liefern dabei keine platten Gags über Philosophen und ihre (angeblichen) Eigenarten, sondern Witze, anhand derer man das philosophische Thema, das sie illustrieren, auf den Punkt gebracht bekommt. So sorgen Cathcart und Klein in vielen Bereichen der Philosophie, die sie systematisch abarbeiten, für so manches erhellende „Aha-Erlebnis“.

Einige Beispiele dafür, wie sich im Witzigen das Tiefgründige klar und deutlich herauskristallisiert. Thema: Empirismus. Morty kommt unverhofft nach Hause und erwischt seine Frau und seinen besten Freund Lou nackt zusammen im Bett. Morty will gerade losbrüllen, da springt Lou aus dem Bett und ruft: „Bevor du was sagst, alter Knabe, wem glaubst du mehr? Mir oder deinen Augen?“ Thema: Utilitarismus. Er: „Würdest du für eine Million Dollar mit mir schlafen?“ – Sie: „Eine Million? Wow! Nun ja, ich denke schon.“ – Er: „Und für zwei Dollar?“ – Sie: „Verpiss dich, du Depp. Was glaubst du, was ich bin?“ – Er: „Das haben wir gerade geklärt. Jetzt wird der Preis ausgehandelt.“ Thema: Perspektivismus: Im Radio kommt die Durchsage, dass ein Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs sei. – Fahrer: „Einer? Hunderte!“

Dazwischen finden sich immer wieder Erklärungen in farblich unterlegten Kästen, am Ende eine lustige Genealogie des philosophischen Denkens und ein Glossar mit Fachbegriffen, die ebenso knapp wie witzig definiert werden.

Cathcarts und Kleins Angebot, das in vielen Fragen freilich an der Oberfläche und in der Darstellung von Religion und Glauben auf dem bescheidenen Niveau des „neuen Atheismus“ verbleibt, ist ein niedrigschwelliges. Allerdings erspart das Büchlein nicht die ernsthafte und manchmal mühselige Quellen- und Literaturarbeit und stellt auch keine Alternative zu den historischen Einführungen dar. Vielmehr setzt es gewisse Kenntnisse der Materie schon voraus. Nur wer sich der philosophischen Probleme bewusst ist und die vielen (zumeist gescheiterten) Anläufe, zu Lösungen zu kommen, kennt, kann über die „Philowitzie“ lachen – und aus ihr lernen. Insoweit eignet sich Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar... Philosophie verstehen durch Witze für die Leserin / den Leser im fortgeschrittenen Stadium der Auseinandersetzung mit der Philosophie. Studierende werden mit dem einen oder anderen Witz ihr Referat bereichern können und nach abgeschlossener Promotion oder Habilitation kann die „Philowitzie“ den Kandidaten wieder auf das Wesentlichen stoßen. Und was ist das Wesentliche? Das wollte auch ein Sinnsucher von einem Guru, der auf einem hohen Berg lebt, erfahren. Dieser sagte ihm: „Eine Teetasse.“ – „Eine Teetasse? Ich habe mich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens den ganzen Weg hier herauf gemüht, und du sagst mir, der Sinn des Lebens sei eine Teetasse?“ Der Guru zuckt mit den Achseln. „Nun ja, vielleicht ist er ja auch keine Teetasse.“
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