Carsten Frerk Christoph Baumgarten:

Gottes Werk und unser Beitrag

Kirchenfinanzierung in Österreich


Eine Rezension von  max.sternbauer
veröffentlicht am 05.06.13

Der Titel dieses Buches bezieht sich auf ein anderes Buch.
Nämlich auf den Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving.
Etwas verwandelt lautet der Titel hier „Gottes Werk und unser Beitrag“.
Und das sagt schon viel über das Programm des Buches aus.

„Gottes Werk und unser Beitrag“ ist eine detailreiche Analyse der Finanzierung der Österreichi-schen Kirche. Durch welche Quellen diese gespeist wird und wie stark der Staat, die Republik Österreich, darin verwickelt ist. Und laut den beiden Autoren, Carsten Frerk und Christoph Baumgarten, ist die Republik viel zu tief in der Kirchenfinanzierung involviert.
Im Vorwort wird eine Intention ihrer Kritik formuliert. Die Kirche sage zwar, sie tue so viel Gutes.
Schreibe sich groß ihre humanitären Leistungen auf die Fahnen. Aber wer die eigentlichen Kosten,
nämlich der Staat, übernimmt, das bliebe im Dunklen.

Dieses „Missverständnis“ soll nun mit diesem Buch genau beleuchtet werden. Die Mittel hierzu bestehen unter anderen in einer minuziöses Aufzählung von Posten, für die die katholische Kirche Förderungen erhält. Aber auch einer Analyse des Kirchenbeitrages, der von Katholiken entrichtet wird, ist beschrieben worden.

Förderungen des Religionsunterrichtes an Staatlichen Schulen, Mitfinanzierung an Bauvorhaben wie Renovierungen, Agrarförderungen der EU, die an Bischöfliche Forstbetriebe gehen, Finan-zierung von kirchlichen Kampagnen an universitären Fakultäten, Seelsorge in Krankenhäusern und Justizvollzugsanstalten, Senderechte im Rundfunk etc.
Die Autoren haben einen riesigen Berg an Daten durchgewühlt und sogar Beträge im vierstelligen Euro Bereich fanden Eingang und Analyse in dem Buch. Nicht nur die „gewaltigen“ Millionenbe-träge, wie sie auch bei Erhebung des Kirchenbeitrages anfallen.
Beispielsweise bekamen Caritas und Diakonie (Caritas ist katholisch, Diakonie evangelisch motiviert) in Salzburg 2.990 Euro für Projekte in der Kindertagesbetreuung.1
Um gleich bei der Caritas zu bleiben, wird in diesem Kapitel beschrieben, wie die Caritas, so die Autoren, als Legitimationsgewinn von der Kirche Verwendung findet. Die Staatliche Komponente
der Finanzierung aber nicht an die große Glocke gehängt wird. Dezent nicht beachten.

Was die Fakten angeht, erfährt man in diesem Buch viel Neues was offiziell kaum Beachtung findet. Vor allem die Bündelung einzelner Fakten macht es wichtig, weil eine gewisse Übersicht geschaffen wurde. Obwohl die Finanzierung der Kirche als ein Thema, trotz seiner Vielschichtig-keit, gesehen werden kann, wurden sonst immer nur Teilbereiche ermittelt und veröffentlicht. Hier ein paar Fakten, dort ein paar Fakten. Da ist eine richtige Landkarte der finanziellen Ströme gezeichnet worden. Bis in die kleinsten Ecken und Winkel.


Sachbuch oder Satire ?

Wer das Buch geradewegs angestarrt, sieht man vorne auf dem Buchdeckel einen Klingelbeutel in den Geldscheine und Münzen regnen oder hineinrutschen.
Das zeigt schon einmal, dass es sich um eine kritische Hinterfragung der Kirchenfinanzierung handelt. Es sei denn, man hat überhaupt keine Phantasie. Aber es sagt nichts über die Intensität der Kritik aus. Die ergibt sich erst bei der Lektüre. Geschrieben wurde es wohl von Atheisten, das soll keine Wertung sein. Weder eine publizistische Faust wird geschwungen oder Beifall geklatscht.
Wobei das nur eine Vermutung ist. Irgendwie sollte das aber doch im Hinterkopf geparkt werden, wenn es in den Lektüresessel geht. Denn ein reines Sachbuch ist es nicht. Eine schlichte Faktenan-sammlung findet man hier nicht vor. Sondern Beispiele aus einem System von Kirchenprivilegien, die satirisch angegriffen werden. Was nicht verwundert, denn die beiden Autoren sind wichtige Funktionäre für das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien.
Das steht aber hinten bei der Autorenbiografien und nicht vorne auf dem schon genannten Buchdeckel. Der deutsche Part des Autorenduos, Carsten Frerk, gehört nämlich auch der Giordano-Bruno-Stiftung an. Einer Organisation, die religionskritisch agiert und deren Mitglieder sich einem humanistischen Weltbild verschrieben haben.

Die Meinungen eines Autors muss nicht in das Buch mit ein fließen.
Man beschreibt ein Phänomen, oder kritisiert es.
Bei Büchern von Michael Moore war und ist immer klar, er zieht etwas durch den Kakao.
Wobei das mit der Genauigkeit der Fakten immer so eine Sache war.
„Gottes Werk und unser Beitrag“ attackiert die Kirche in vielen Passagen frontal. In einer Passage des Kapitels „Wirtschaftsunternehmen und Kirche“, in dem auch die katholischen Medien Erwähnung finden, wird Gerhard Weis, ehemaliger Generalintendant des ORF und nun ein Leiter der Katholischen Medienakademie, zitiert: „Im Journalismus geht es um die Unterscheidungsfähig-keit zwischen Lüge und Wahrheit, Sinn und Unsinn, wichtig und unwichtig.“
Die Antwort der Kritiker: „Allerdings stellt sich, aus säkularer Sicht, die Frage, ob man auf
christlicher Glaubensgrundlage, überhaupt zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden gelernt hat - zum Beispiel beim Lesen der Bibel - beziehungsweise wenn man es gelernt hat, ob man da noch katholisch sein kann.“
Das ist eine Beleidigung und eine Verhöhnung einer Religion und hat mit einer sachlichen Analyse nichts zu tun. Wenn man das witzig findet, na gut. Aber es wäre vielleicht sinnvoller gewesen, in einem Vorwort oder auf dem schon mehrmals zu Ehren gekommen Buchdeckel darauf hinzuweisen, WAS für eine Art der Kritik sich hier vorfinden lässt.
Weil das Buch ist nicht nur ein Sachbuch, sondern auch ein atheistisches Pamphlet.
Und das hätte erwähnt werden müssen.
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