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Sonntag, 05. September 2010, 21:16
Bisher 3.326x aufgerufen
(Auch auf die Gefahr hin, als paranoid abgestempelt zu werden, möchte ich euch an meinen Ängsten teilhaben lassen.)
Das Internet hat die Grenzen der bürgerlichen Öffentlichkeit fast gesprengt. Fast, weil es trotzdem noch einer Auswahl der Inhalte durch gesellschaftlich anerkannte Instanzen bedarf, damit diese irgendwen erreichen. Denn prinzipiell kann jedeR sich seinen Frust von der Seele schreiben, geheime Weltbeherrschungspläne aufdecken oder auf 400 Bildern sein Supermodelpotential zeigen. Doch selbst die Instanzen- nämlich die etablierten Massenmedien- werden aufgeweicht, denn was einmal eine gewisse Verbreitung erreicht hat, wird selbst zur Öffentlichkeitsinstanz und einige als Wohnzimmertagebücher frustrierter Ex-LeserbriefschreiberInnen begonnene Blogs erreichen selbst den Status eines überregional anerkannten Mediums.
OptimistInnen meinen, das Internet habe die Chancen auf eine Assoziation freier Menschen in nie gekanntem Maße erhöht und es scheint fast, als wird die Menschheit im second life gerettet. Denn was gibt es besseres, als endlich die Meinungen und den Willen der Massen in die Welt zu tragen und zu verwirklichen?
Wenn allerorten die Forderungen nach direkter Demokratie und verbindlichen Volksentscheiden laut werden, und wenn PolitikerInnen, die der Bevölkerung bloß nicht zu viel Mündigkeit zugestehen wollen, (meist zu Recht) autoritäre Ansichten unterstellt werden, dann muss man sich doch fragen, wovor die Mehrheit in der Politik und die meisten anerkannten Medien, von BILD abgesehen, Angst haben. Ist es die Angst vor Diätenkürzung? Die Angst, dass all die bösen, gierigen ManagerInnen durch liebe, bescheidene ManagerInnen ersetzt werden, nachdem erstere an den Laternen des Ku-Damms aufgehängt wurden,? Oder gar die Angst, das kapitalistische Wirtschaftssystem könnte im Handumdrehen zugunsten einer entdinglichten Menschheit in einer auf den Menschen ausgerichteten Art des Wirtschaftens überwunden werden?
Das Internet gibt Antworten auf alle diese Fragen, wobei sich um die letzte hauptsächlich der Verfassungsschutz kümmert. Zwar hatten 2009 in Deutschland 73% aller Haushalte einen Internetzugang, doch gelten Internetumfragen nicht als Spiegelbild der Bevölkerung und die Youtube-Kommentarleiste eines beliebigen Sleipnir-Songs gibt zum Glück kein repräsentatives Bild der Gesellschaft ab. Manchmal kommen aber bei der virtuellen Allgegenwärtigkeit angeblicher Randerscheinungen doch Zweifel hinsichtlich ihres Minderheitscharakters auf. Ob es um Massenabschiebungen einer x-beliebigen Bevölkerungsgruppe, um Lynchjustiz oder um einen populären Erbbiologen wie Sarrazin geht, überall diskutieren fachlich kompetente StaatsbürgerInnen mit und klopfen sich gegenseitig bei ihren Plädoyers für Todesstrafe, Folter, Pranger, ethnische Reinheit und nationale Rehabilitierung auf die Schulter. Die Anzahl solcher Kommentare bei so großen Medien wie Spiegel oder Welt mit ebenso großer Internetpräsenz gehen binnen weniger Stunden in dreistellige Höhe. Manche Internetzeitungen wie Welt-Online haben außerdem ein Bewertungssystem für die Kommentare eingeführt, bei der jedeR NutzerIn pro Kommentar nur eine positive oder negative Wertung abgeben kann und Verfälschungen durch massenhaftes Abstimmen so unwahrscheinlich sind. Trotzdem bekommen oben genannte Inhalte in ihrer überwiegenden Mehrheit 80% Zustimmung oder noch mehr. Die Reaktionen seitens der Onlinemagazine belaufen sich auf die Löschung der extremsten Kommentare, dem Sperren des Kommentarbereichs oder in vielen Fällen auch einfach auf Ignorieren.
Es ist bekannt, dass Nazis und ähnliche Gestalten ihren politischen Kampf zunehmend ins Weltnetz verlegt haben. Sie diskutieren in unzähligen Kommentarspalten mit und die Anzahl rassistischer, antisemitischer und nationalistischer Internetseiten steigt stark an. Trotzdem kann das kaum der Grund für die beschriebenen Zustände sein, es sei denn, man spricht dieser, von einigen Ecken Ostdeutschlands abgesehen, relativ überschaubaren Gruppe übermenschliche Fähigkeiten oder eine geheime Verschwörung mit manipulativen Auswirkungen zu. Realistischer ist es dagegen, dass das Potential für Antisemitismus, Rassismus und autokratische Gesellschaftsmodelle größer ist als angenommen. Dass es bislang keine Übertragung via Wahlen auf die politische Ebene bekommen hat, liegt vor allem an den kaum ernst zu nehmenden Rechtsparteien in Deutschland. Pro Deutschland jedenfalls wittert Morgenluft und hat Thilo Sarrazin gleich mal den Parteivorsitz angeboten.
In Deutschland sind es vor allem Die Linke, die Grünen und zahlreiche Parteien des rechten Rands, die sich für bundesweite Volksentscheide und direkte Demokratie einsetzen. Misstrauen gegenüber einer solchen wird zumeist als Autoritätsdenken gebrandmarkt. Was man aber von Demokratie unter den gegebenen gesellschaftlichen Vorraussetzungen halten kann, zeigt die Vergangenheit. Dass die Diktatur einer kleinen Verbrecherclique tatsächlich die längste Zeit den Willen einer breiten Bevölkerungsmehrheit repräsentierte, wird immer wieder gern vergessen. Und irgendwann schaltet der Mob den Computer aus.
![]() ![]() | Mitbestimmung und freie Meinungsäußerungen sind die größten Errungenschaften des Volkes. Sie sind nicht immer bequem, doch das sollen sie auch nicht sein. So müssen auch Meinungen ertragen werden, die sich gegen diese Werte richten oder gerade diese Werte nutzen.
Daß sich vermehrt die Unzufriedenen äußern und deshalb wirken als wären sie Volksmeinung, wird jeder kluge Kopf wissen. Sind es derer Viele, wird wohl gesellschaftlich einiges schief laufen. Raffgier, Neid, Machtgier, Mobbing und Skrupellosigkeit sind halt nicht einfach zu verbieten und auch nicht abzuschaffen. Bilden sie doch den Boden für unseren agressiven Kapitalismus. Mit flauen wohlwollenden Worten hätte Herr Sarrazin sein Buch nicht so gut verkauft. Er hat einen wunden Punkt mächtig und unfair aufgepuscht. Nur so scheint man in dieser "KopfindenSand" Gesellschaft noch Gehör zu finden. Eigentlich eher ein Armutszeugnis der Gesellschaft. Daß sich jetzt Ignoranten, Aussitzer und politische Schönredner auf den Seidenschlips getreten fühlen ist doch klar. Wer freie Meinungsäußerung und Mitbestimmung abschaffen möchte ist im Prinzip für eine Diktatur. Derer gibt es genug auf dieser Welt. Wer sich dort wohlfühlt braucht doch nur seine Koffer zu packen. Diese Freiheit hat er doch. Noch! |
![]() ![]() | du redest hier von bequemheit, wenn es um negierung von menschenrechten geht?!
ich rede auch nicht nur von den äußerungen, die sich finden lassen (unzufriedenheit ist wieder eine schöne umschreibung für derartige meinungen), sondern die zustimmung, die diese erfahren. eine solche zustimmung kostet genau einen klick, man braucht also nicht den elan eines besonders unzufriedenen aufzubringen. "Raffgier, Neid, Machtgier, Mobbing und Skrupellosigkeit sind halt nicht einfach zu verbieten und auch nicht abzuschaffen. Bilden sie doch den Boden für unseren agressiven Kapitalismus." ja genau. "ich hätte gern einmal kapitalismus, aber die harmlose variante." bei dir bestimmt ganz klar das bewusstsein das sein. solche einstellungen sind nährboden für unzählige ideologien- man muss angeblich den menschen verändern, um die gesellschaft zu ändern. ich lass mich zu viel auf nebenschauplätze ablenken. das kernproblem ist doch, dass demokratie nur so viel wert ist, wie das maß an bildung und progressiven gesellschaftlichen vorstellungen in der bevölkerung. und dieses problem lässt sich im kapitalismus nicht lösen, ob nach dessen überwindung wird sich noch zeigen. faschismus ist nicht, wie ein teil bei lenin und stalin steckengebliebener linker glaubt, die endstufe des bürgerlichen kapitalismus, sondern vielmehr die aus einem nichtverstehen der abstrakten prozesse der moderne geschuldete bürgerliche antwort auf den (entfesselten) kapitalismus, der sich der kontrolle entzogen hat, derer sie sich einmal habhaft glaubten. |
![]() ![]() | ludwig, der alte spitzfinder pickt sich natürlich sofort die filetstücken des kommentars heraus. im fleischhack der kolumne stochert er lieber erst gar nicht drin rum. wenn es aber um das fleisch aus großbritannien geht: die seuche liegt nicht im geschriebenen, sondern vielmehr im beschriebenen vor.
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