Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 02. September 2021, 12:38
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160 Millionen

von  Dieter_Rotmund


160 Millionen Euro, so las ich neulich in der FAZ, wird aktuell für einen bestimmten Fußballspieler geboten, damit er von einem französischen in ein spanisches Profifußball-Team wechselt. Er selbst sieht vom dem Geld nichts, es würde zwischen zwei großen Unternehmen aus der Profisportbranche den Besitzer wechseln. Nostalgisch verbrämt nennt man diese Firmen "Fußballclubs", was sie realiter schon lange nicht mehr sind.
Dies stand, neulich, wie schon gesagt, im Sportteil der FAZ, aber meiner Meinung nach sollte die Zeitung eine neue Rubrik einführen. Diese sollte "Menschenhandel" heissen. Dann stünde dieser Artikel neben Berichten über eingeschleuste Prostituierte aus Osteuropa, Leiharbeiter aus Nordkorea und frühere DDR-Praktiken, Systemgegner gegen Westgeld frei und ausreisen zu lassen.
Ich sage das nicht aus moralischen Gründen, ich empöre mich nicht nicht wegen des Umstandes, dass es Menschenhandel gibt. Wir sind diejenigen, die die Welt um uns herum formen. Sie, die Welt, ist weder "gut" noch "schlecht" und schon gar nicht "böse", das sind nur einfachst gestrickte Kinderkategorien, die ich hier nicht bedienen möchte. Es gibt Menschenhandel und basta.
Ich fordere nur, dass man Dinge beim Namen nennen sollte. Und das Kompositum "Menschenhandel", aus den Wörtern "Handel" und "Menschen" bestehend, ist zunächst ja an sich kein polarisierender Kampfbegriff. Also. Bitte.
Ich möchte, dass es im Sportteil meiner Zeitung um Sport geht, das ist im Grunde alles, was ich fordere. Da bin ich dann ein wenig verärgert, dass es nicht so ist. Und dann erlaube ich mir ein klein wenig Empörung, Dankeschön.

Godzilla vs. Kong (USA/Australien/Canada/Indien 2021)
Nachdem auf kV niemand sich traut, was zu diesem Film zu sagen (zu banal?) , bin ich nun auf einen Artikel in der Filmzeitschrift "Ray" gestoßen, der sich dem Film widmet, es ist allerdings nur ein kurzer, überwiegend inhaltsangebender Text, vielleicht 2000 Zeichen, mehr nicht.
"Naiver Plot" steht darin über Godzilla vs. Kong und dass für den Regisseur die Figurenentwicklung Zeitverschwendung sei und diese Figuren seien "holzschnittartige Comic-Stereotypen".
Ja, besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Abschließend schreibt in der "Ray" Filmkritiker Jörg Buttgereit, dass der Film Die Rückkehr des King Kong (das erste filmische Aufeinandertreffen der zwei Giganten 1962) eine eher "künstlerisch-poetisch angelegte Phantasiewelt" zeige. Naja, ich weiss nicht, so habe ich das noch nie gesehen, die Pappkartonstadt und ihre mittels Stopmotion animierten, sehr steif wirkenden Puppen, das soll poetisch sein? Poesie ist nach Aristoteles einfach nur der Überbegriff für die drei Hauptgattungen der Literatur, aber der Begriff hat sich weiterentwickelt, ihm wird eine fast transzendentale Wirkung zugeschrieben.
Aber, rückblickend gesehen, ist der jüngere Godzilla vs. Kong in der Tat "aus der Zeit gefallen" (Buttgereit) , betrachtet man so einen - Entschuldigung - Scheiß wie Escape Room 2 oder Free Guy. Grundsätzlich ist Godzilla vs. Kong (2021) nämlich nach altem Strickmuster gemacht. Da war ich mit Godzilla vs. Kong trotz aller Mängel also noch gut bedient. Ich habe mich ja auch seinerzeit in dieser Kolumne über drei besonders "holzschnittartige Comic-Stereotypen" geärgert. Dem Rest wohnt, um es so auszudrücken, noch einen Hauch Jules Verne inne. Immer wieder denke ich gerne an die sehr liebevoll gemachte Verfilmung Journey to the Center of the Earth von 1959 zurück.
Im gleichen Ray-Heft steht auch was über Nebenan ("trefflich zusammengestelltes Ensemble mit überwältigend guten Spiel") und auch was über Minari: "Dämlicher Zusatztitel" - wie wahr!
Ich komme zum Schlusssatz und schließe den Kreis: Für 160 Millionen Euro hätte man übrigens etwa 90 Mal einen Film wie "Minari" machen können. 90 Mal!

Dann doch noch spontan ins Kino, in Nahschuss, Deutschland 2021. In einem Kino in einem Hinterhof, also in einem Hinterhof-Kino, könnte man sagen, gesehen. An einem verregneten Abend. So war das. Jawohl.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 drmdswrt (02.09.21)
Das ist extrem peinlich, den krassen Fehler »in realiter« zu begehen. Wenn, dann sollte man schon wissen, wie es korrekt verwendet wird.
Kleiner Tipp: Eine Silbe ist redundant.
Dieser armselige Versuch, gebildet zu wirken, macht die Erwähnung des Buchstabendrehers »sidn« genauso überflüssig wie das Weiterlesen nach dieser Stelle.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 02.09.21:
Jaaaaaaaa! Weiterlesen wird überbewertet, lieber mal wieder ins Kino gehen!!1!

 FrankReich antwortete darauf am 02.09.21:
Ihr seid doch beide total realitär. 😂😂

 FrankReich (02.09.21)
Nur mal so zur Unterscheidung zwischen gut und böse, Dieter: Fussball ist böse und Kino ist gut, oder hast Du schon einmal davon gehört, dass eine Filmveranstaltung zu einem Massengemetzel ausgeartet ist? 🙃

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 02.09.21:
Ich möchte hier darauf bestehen, Profi- und Amateurfußball zu unterscheiden. Mit deinem Zuschreibungen willst Du mich wahrscheinlich nur provozieren, oder?

 FrankReich äußerte darauf am 02.09.21:
Alles, was organisiert, bzw. an einen Verein gebunden ist, würde ich schon nicht mehr als amateurhaft bezeichnen, weil damit Geld gescheffelt wird, es sich also ebenfalls um Menschenhandel handelt, wenn auch auf anderem Niveau und was den Rest anbelangt, zumindest auf diesem Kommentarstrang, bin ich lediglich auf einen Teil Deines Textes eingegangen, Dieter. 🙃

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 02.09.21:
Das ist eine sehr idealisierende-romantische Sicht auf den organisierten Sport. Demnach wäre nur Amateursport, wenn man sich z.B. zwanglos auf dem staubigen Bolzplatz um die Ecke trifft und ein leeres Tetrapak als Ball benutzt ....
Ich bin selbst Mitglied in einem kleinen Sportverein (allerdings kein Fußball) und kann dir versichern, dass dort kein "Geld gescheffelt" wird.

 FrankReich meinte dazu am 02.09.21:
Nee, ganz im Gegenteil, das ist eine zutiefst nüchterne Sicht, außerdem gibt es da noch z. B. Thekenmannschaften, bei denen kein Geld im Spiel ist, das zu "scheffeln" ist vll. etwas übertrieben, aber der Wille zählt und Vereine, die sich nicht rentieren, lösen sich meist auch schnell wieder auf.

 Graeculus (03.09.21)
Menschenhandel ist ein starkes Wort, da die 'Gehandelten' ja damit einiges Geld verdienen. Das war z.B. in der Antike, als auf der Insel Delos an einem Tage bis zu 10000 Sklaven den Besitzer wechselten, doch anders. Und im 18./19. Jhdt. (Afrika --> Amerika) sowieso.
Ich möchte eher von Söldnertum sprechen - und das stört mich schon genug.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.09.21:
Ja, das Bild des Söldners ist auch passend.
Graeculus, du vergißt allerdings auch diie in der Antilke übliche Praxis, bei Lebensende die eigenen Sklaven freizulassen. Diese soziale Schicht der Freigelassen wurde zunehmend größer und einflussreicher - siehe die Augustales. Ich will das nicht verklären, aber ist halt nicht alles nur schwarz und weiss...
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