KeineGedanken

Was macht dir (keine) Gedanken?


Die Kolumne des Teams " keineGedanken"

Freitag, 26. April 2013, 18:25
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Bildung: allgemein?

von  BLACKHEART


Nachdem ich mich in der vergangenen Woche über die anscheinend mangelnde Allgemeinbildung der jüngeren Menschen ausgelassen habe, ist heute das andere Extrem dran: der Studiendrang.

Ja, ich schreibe bewusst Drang, weil es anscheinend immer mehr Schulabgänger zum Abitur und danach in die Unis der Republik drängt. Ich könnte dieses Phänomen auch als Arbeitsunlust oder -scheu bezeichnen, aber dann kriege ich direkt von den hier anwesenden Studenten einen auf den Deckel.
Obwohl, werd ich ich so auch kriegen, von daher: $(#€!$$ drauf!

Es ist schon irgendwie komisch. Einerseits wird der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt beklagt und darauf hingewiesen, dass es, bedingt durch den demografischen Wandel, nicht wirklich besser werden wird. Andererseits wird ziemlich wenig dafür getan, dass es zukünftig auch ausgebildete Fachkräfte geben wird. Wie auch, wenn mehr und mehr Leute auf die Unis gehen, anstatt eine Ausbildung zu machen.

Das ist nämlich genau das Problem: den Studenten fehlt jegliche praktische Erfahrung. Und die kann man nicht durch ein Praktikum erwerben. Nicht mal ein BA Studium oder ein Studium im Praxisverbund ist eine Alternative.
An der Uni wird nur und ausschließlich theoretisches Wissen vermittelt. Mit diesem theoretischen Wissen kommen diese Leute dann in die Firmen, durch ihre Abschlüsse meist auf einen Posten in der mittleren Führungsebene, d.h. einen Posten mit Personalverantwortung.
Und genau jetzt prallen zwei Welten aufeinander.
Auf der einen Seite die Arbeiter, die wissen, was sie machen und wie sie es zu machen haben. Die ihre Abläufe, ihre Maschinen, ihre Werkzeuge und Hilfsmittel kennen und bei etwaigen Problemen sofort wissen, was zu tun ist, teilweise auch durch kreative Maßnahmen. Aber der Laden läuft.
Auf der anderen Seite der frischgebackene Ex-Student, der natürlich versucht, seine theoretischen Kenntnisse auf die Praxis und seine Untergebenen anzuwenden. Also versucht er die "Prozesse zu optimieren" um "wirtschaftlicher und profitabler produzieren" zu können.
Bei den Arbeitern stoßen diese Veränderungen natürlich auf Unverständnis. Schließlich sind sie umständlich, sinnlos und aufwendiger als vorher. Und wenn man das dem neuen Vorgesetzten (das Wort kommt übrigens daher, dass dieser einem einfach vorgesetzt wird) dann erklärt, stößt man als Arbeiter auf Unverständnis.
Der Ex-Studi weiß nicht weiter, schließlich sollte das, was er da macht doch eigentlich Wirkung zeigen. So ist es ihm doch beigebracht worden. Also was macht er? Er greift auf das Einzige zurück, das er je gelernt hat: irgendwelche Theorien.
Ergebnis: Er setzt die Karre vor die Wand.
Grund: Keine Ahnung von der Materie und der Art und Weise, wie man mit seinen Mitarbeitern umzugehen hat. Typischer Theoretiker halt. So ziemlich das Unnötigste, was man in einem Betrieb brauchen kann.

Ein Einzelfall? Mitnichten.

Bei mir in der Firma sehe ich diese Entwicklung bereits seit einiger Zeit und ich weiß aus anderen Unternehmen, dass es dort ähnlich aussieht.

Schön. Jammert der Blackie jetzt nur, oder hat er auch einen Lösungsvorschlag zu bieten?
Er hat: Studieren darf nur, wer eine abgeschlossene, mindestens dreijährige Berufsausbildung vorzuweisen hat, die einen direkten Bezug zum gewünschten Studium haben muss.
Sprich, wer Jura studieren will, muss z.B. eine Ausbilbung zum/zur Rechtsanwaltsfachgehilfen/-in gemacht haben. Ebenso muss ein Maschinenbaustudent einen technischen Beruf erlernt haben oder ein Logistikstudent ausgebildete Fachkraft für Lagerlogistik sein. Merkt ihr was? Da war das Wort wieder -> Fachkraft!!!

In der Ausbildung lernt man nämlich nicht nur den praktischen Umgang mit den, für den entsprechenden Berufszweig nötigen Dingen, sondern auch den Umgang mit den Arbeitern. Gerade dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen und macht später den Unterschied zwischen einem fähigen und einem hilflosen Vorgesetzten aus.

In diesem Sinne:

Macht euch (keine) Gedanken.


eure Fachkraft für Kolumnismus, BLACKHEART

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (27.04.13)
Ich finde die Idee der obligatorischen vorakademischen Ausbildung sehr gut. Könnte etwas liberaler sein, z.B. wer Bäcker gelernt hat, darf, wasweissich, Fotografie studieren.

Die Fachkraft für konjugierte Substantive, Dieter Rotmund

 BLACKHEART (27.04.13)
Hm, man könnte ja das Abi komplett abschaffen, bzw. durch die Ausbildung ersetzen. Dadurch würde sich die gesamte Studienzeit auch nicht verlängern.
Im übrigen muss ich dir Recht geben: Ich finde studieren auch blöd.

 Melodia (28.04.13)
seit der einführung dieses unsäglich beschissenen bachelors würde ich jedem abraten zu studieren!
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