Oktober

Skizze zum Thema Resignation

von  keinB

Wenn, wie jetzt, die Tage kürzer werden und die Nächte kälter, wird es wieder schwieriger. Sie muss den Blick nach außen zwingen, der von innen die Schädeldecke darbt. Dem verspannten Nacken vermag auch die dritte Beißschiene keinen Einhalt gebieten und die Nahrungsaufnahme kennt nur zwei Kategorien: zu viel. Tiefspülbecken.

An Schlaf ist kaum zu denken, trotz permanenter Erschöpfung. Auf die paar Stunden ist auch geschissen, gedanklich kommentiert sie die Alpträume oder die Schmerzen oder beides, schält, quält sich aus den Decken und macht - irgendwas. Hinterher fehlen ihr immer die Worte, die Erinnerungen.

Sie friert, im Bett, in den Decken, den Wollsocken, der Wanne, im Sonnenschein. In allem. Von innen.

Du vertrödelst mich, tropft die Zeit hämisch von den Wänden. Wie erwartet. Du bist so gelähmt von deiner omnipräsenten Angst, all diesen Möglichkeiten, tausend Dingen, für die du dich nicht entscheiden willst, aber gegen die klar Stellung zu beziehen du dir versagst. Wer könnte armseliger sein als der Perfektionist, der nie etwas beginnt, nichts wirklich kann?

Schau, was ich kann.
Stahl schmiegt sich ins Fleisch.
Wärme, von innen.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(06.10.18)
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 keinB meinte dazu am 06.10.18:
Liest sich jetzt fürchterlich unpassend, aber: das freut mich.

Danke und liebe Grüße zurück
Tina

 Dieter_Rotmund (06.10.18)
Keine Ahnung, um was es geht. Wieder Depression?

 keinB antwortete darauf am 06.10.18:
Ja. Tut mir leid.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 06.10.18:
Kurioserweise finden sich zu diesen im Grunde ja hermetisch-kryptischen Texten immer wieder zahlreiche Lobhudler(innen), die dann schreiben, wie tiefgründig, ergreifend und einfühlsam der Text sei. Völlig unabhängig von der literarischen Qualität kann man sich zu diesem Texten immer zuverlässig ein tiefgründig, ergreifend oder einfühlsam abholen.
Das führt dazu, dass immer mehr kvler solche Texte schreiben, weil sie sich darauf verlassen können, dass sicher mindestens einer(r) den Text tiefgründig, ergreifend oder einfühlsam findet bzw. kommentiert.
Nun ja, ich will das nicht bewerten, nur feststellen.

 keinB äußerte darauf am 06.10.18:
Du hast das Feingefühl einer Flasche Wasser. ;)

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 06.10.18:
Ja, Danke!

 keinB meinte dazu am 06.10.18:
Das war keine Bewertung, nur festgestellt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.10.18:
Ach so.
Dann wäre das geklärt.
Iphigenie (38) meinte dazu am 06.10.18:
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 Dieter Wal meinte dazu am 06.10.18:
Lasst meinen Freund Dieter in Frieden! Der versteht wirklich selten Soziales. "Und das ist auch gut so!", hätte Wowi hinzugefügt.
Iphigenie (38)
(06.10.18)
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 keinB meinte dazu am 06.10.18:
Das ist ein interessanter Ansatz, danke. :)
managarm (57)
(06.10.18)
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 TrekanBelluvitsh (06.10.18)
Das Bedürfnis, etwas zu spüren, etwas anderes zu spüren, weil die Wirklichkeit unspürbar ist, bzw. nur spürbar wäre, wenn man verrecken wollte.

Kommentar geändert am 07.10.2018 um 02:32 Uhr
Easy (32)
(06.10.18)
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 keinB meinte dazu am 07.10.18:
Hm. Spannend. Entweder das Milieu an sich oder eine sehr ... gegensätzliche Handhabe nur ein paar Jahre später. Ich wusste von niemand anderem an der Schule - und habe peinlichst darauf geachtet, dass es niemandem auffällt, lange Ärmel, gute Ausreden, usw.
Vielleicht hat sie sich ja gefangen und hat jetzt ein schönes Leben. :)

Gruß
KB
Easy (32) meinte dazu am 07.10.18:
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 Dieter Wal (06.10.18)
Polyneuropathie akut? Das mit "Blick nach außen zwingen" ist ein gutes Bild. Der Schmerz ist so groß, dass man die Augen schließt, um möglichst wenige Sinnesreize weiter wahrzunehmen.

 keinB meinte dazu am 07.10.18:
Ah! Und ich frag mich schon seit Monaten, wie sich wohl ein ernährungstechnischer bedingter Vitamin B12-Mangel so auswirkt. Jetzt weiß ich's. ;)

(Ernsthaft, was du so anschleppst ... :D)

 Mullenlulle (04.06.19)
Ich finde den Text "gut", wenn man das im Zusammenhang mit diesem Thema so sagen kann, scheue mich aber gleichfalls davor, ihn zu empfehlen, weil mir der Zustand des beschriebenen Charakters nur allzu bekannt ist und ich dem - trotz guten Stils - nichts Empfehlendes abgewinnen kann. Doch trotzdem: "gefällt" mir.

 keinB meinte dazu am 04.06.19:
Ich meine, mich zu erinnern, dass ich irgendwo schon mal das Beantworten richtig guter Kommentare (oder auch nur eines) von dir verballert habe. Das passiert mir hier nicht. ;)

Danke für die Nicht-Empfehlung. Natürlich verstehe ich das, voll und ganz.

Liebe Grüße :)
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