Der arme Mann

Groteske zum Thema Allzu Menschliches

von  Paul207

Der arme Mann

Ein kleines Drama unter der Armutsgrenze
von Paul Braunsteiner


  Es war so um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts, da lebte in erbarmungswürdigen Verhältnissen ein wirklich ganz armer Mann. Er war so arm, dass er nicht einmal einen Namen hatte. Von den Bewohnern des Dorfes, an dessen Rand sich seine Behausung befand, wurde er nur mit „armer Mann“ angesprochen, da er, wie gesagt, sich aus lauter Armut keinen Namen leisten konnte. Solchen vergab nur gegen entsprechendes Honorar der amtlich beeidete Dorfnamensgeber und – wenn zum Beispiel ein Individuum so mittellos war, dass es deswegen leider vom Dorfnamensgeber keinen zugeteilt bekommen hatte - die allerhöchste staatliche Stelle in Namensfragen, das staatliche Katasteramt und Volkszählungsamt für Namensfragen und Namensänderungen.
  Der arme Mann konnte auch keiner wie immer gearteten Beschäftigung nachgehen, da er, weil er so arm war, nichts in seinem Leben gelernt hatte. Und so war es unumgänglich, dass er immer ärmer und ärmer wurde. Nicht einmal Küchenschaben oder Mäuse konnte er sein Eigen nennen, denn es gab in der ganzen Behausung nicht das kleinste Brotkrümelchen, das als Nahrung dienen hätte können.
  So saß er wie jeden Abend zur Abendessenszeit vor leerem Teller, als es an der Tür klopfte. Der arme Mann schleppte sich mühsam zur selbigen und öffnete.
  „Sind sie der arme Mann?“, ertönte forsch die Stimme des Fremden, der eine schwarze Lederaktentasche in seinen Händen hielt.
  „Ja, der bin ich …“
  „Darf ich eintreten? Ich komme in einer wichtigen Sache zu ihnen, die keinen Aufschub duldet!“
  Sprachs und ohne die Antwort des verdutzten armen Mannes abzuwarten, trat er mit festen Schritten ein, ging schnurstracks zum Tisch, setzte sich und blickte dem armen Mann unverblümt in seine trüben Augen.
  „Nun, armer Mann“, sagte der Fremde und griff zugleich in seine schwarze Lederaktentasche.
  „Um Ihnen den langen Marsch durch die Instanzen zu ersparen, können wir das Notwendige hier erledigen.“ Es war ein Namensantragsformular, das er ausfüllbereit auf den Tisch legte  und den armen Mann ansah.
  „Nach gewissenhafter Durchsicht und Prüfung sämtlicher Kataster unserer Volks-zählungsevidenzen stießen wir auf eine auffällige Ungereimtheit, zusammenhängend mit ihrer Person. Es stellte sich heraus, dass keine Namenseintragung bezüglich dieser ihrer Adresse eingetragen ist. Folglich muss ich hiermit offiziell ihnen einen Namen geben und diesen in dieses Formular hier eintragen, um sie künftig beim Namen nennen zu können. Ich frage sie hiermit, haben sie einen Vorschlag, wie sie sich nennen wollen? Wenn nicht, bin ich befugt und gezwungen, einen Namen zu bestimmen. Sollten sie mit dem Namen nicht einverstanden sein, können sie eine Namensänderung beim zuständigen Registeramt für Kataster - und Evidenzangelegenheiten einreichen.“
  Der arme Mann konnte sein Glück kaum fassen, endlich einen Namen zu bekommen! Er überlegte hin und her, aber es wollte ihm nicht um die Burg einer einfallen.
  „Nun, ich warte …“. Der Beamte klopfte mit seinen Wurstfingern ungeduldig auf die Tischplatte. Endlich konnte sich der arme Mann nach langem Überlegen zu einer Entscheidung durchringen.
  „Bitte verzeihen sie“, sprach der arme Mann, „ist es möglich, „Armer Mann“ genannt zu werden? Armer als Vorname und Mann als Nachname?“
  „Ja, das sollte möglich sein“, nickte der Beamte, „also: Herr Armer Mann …“, sprach er, während er in das Kästchen „männlich“ ein Kreuzchen machte, das Formular mit beamtlicher Routine ausfüllte, es vom armen Mann unterschreiben ließ, es zurück in seine schwarze Lederaktentasche schob um ein weiteres Formular daraus zu entnehmen.
  „Also, Herr Armer Mann“, fing er wieder an, „jetzt geht es um eine andere Sache, nicht minder wichtig. Es betrifft nämlich ihren Ehestand. Sie sind, da sie jetzt einen Namen haben, verpflichtet, wie alle Staatsbürger mit Namen in den Ehestand zu treten. Und so frage ich sie, haben sie schon eine Frau im Auge? Wenn nicht, bin ich von Amt ermächtigt, ihnen eine Ehegattin zuzuteilen. Sollten sie mit dieser meiner Wahl nicht zufrieden sein, mache ich sie darauf aufmerksam, sie können innerhalb von 14 Kalendertagen - sofern der 3. eines angefangenen Monatstages nicht auf einen Freitag fällt - außer der 2. Wochentag des abgelaufenen Monats fällt auf einen ungeraden Monatstag, auch diesbezüglich ein Einspruchsrecht beantragen, das aber ausnahmslos im Europäischen Katasteramt für Namens - , Ehe - und Evidenzänderungen einzubringen ist.“
  Der arme Mann konnte erneut sein Glück kaum fassen. Er würde heiraten! Aber natürlich kannte er niemanden, wie denn auch. Aus lauter Armut hatte er ja nie die Gelegenheit, eine Frau kennenzulernen.
  „ Nun, können sie mir einen Namen nennen?“ Die Wurstfinger des Beamten trommelten ungeduldig einen Hochzeitsmarsch auf die Tischplatte. Der arme Mann musste verneinen, er wüsste keine Frau, die in Frage käme.
  „Alsdann, wenn das so ist …“, der Beamte blätterte in einem dicken Namensregister, das er schnell aus seiner Aktentasche hervorzog, „ …habe ich hier die passende Frau in Evidenz. Eine gewisseFrau Arme Frau, wohnhaft unweit von ihnen, in der Armstraße …“. Er füllte das Formular aus, ließ den armen Mann unterschreiben und schloss mit den Worten: „Sodawasser, die Vermählung findet morgen, dem 13. 7. im Städtischen Kataster - und Magistratsamt 114 statt. Bitte geschneuzt und gekampelt zu erscheinen.“
  Die Hochzeit wurde zum genannten Zeitpunkt rechtsgültig vollzogen, aber es kam zutage, dass die arme Frau aus lauter Armut keine Arme hatte, um den armen Mann zu umarmen. Doch das hinderte die Beiden nicht, den Staatlichen Geschlechtsakt zu vollziehen und es ward ein Kindlein geboren mit dem Namen „Armes Kind“.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (24.09.19)
Etwas verplappert, aber dennoch leidlich gerne gelesen. Hier und da kleine Schlampigkeitsfehler, z.B. "gewisseFrau". Was das Sodawasser in dieser Geschichte zu suchen hat, erschließt sich nicht.

 Paul207 meinte dazu am 24.09.19:
Lieber Herr Dieter Rotmund, "Sodawasser" zu sagen ist in Österreich gang und gäbe. Es ist humoristisch gemeint , wenn man "so", oder "also" meint. Z. B.; "Also, fangen wir an." In Ö sagt man auch "Soda", oder auch "Sodala" oder eben: "Sodawasser, fangen wir an." Liebe Grüße!

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 24.09.19:
Achso, ein Austriazismus.

Passt hier aber überhaupt nicht und sei es auch noch so gang und gäbe und wahnsinnig lustig.

 Paul207 schrieb daraufhin am 24.09.19:
Das kannst du, glaube ich, nicht richtig beurteilen. Es passt sehr wohl, nur du kannst nichts damit anfangen, oder? Macht nichts. Du musst dich einlassen auf die Geschichte und nicht gleich dein Ego draufpappen, weißt du?

 Lucifer_Yellow äußerte darauf am 28.10.19:
hab den text nicht gelesen, weil zu lang, aber der kommentarbattle verdient die bezeichnung groteske... lasst ihm doch sein österreichisches wörtchen... man man man, viele altkluge lehrer hier, die mit ihrer Pension nichts bessres anzufangen wissen, als andren zwanghaft ihre gut gemeinten korrekturen andrehen zu wollen... beim nächsten mal vielleicht doch besser schweigefuchs spielen...
greeting to paul!
ach ja, herr rotmund, vielleicht ab und zu mal wieder vor die tür gehn und kinder anmeckern, weil sie so laut fussball in der einfahrt spielen... und das ramipril etwas erhöhen, sagen wir morgens 2.5mg dazu.

 AchterZwerg (24.09.19)
Mir gefällt das wegen seiner originellen Idee recht gut.
Das "Sodawasser" saut aber - hier hat Dieter Recht - den Text ziemlich zu; trink es einfach aus. Zur Not kannst du ja ein anderes Kaltgetränk dazumischen ...

Gruß
der8.

 Paul207 ergänzte dazu am 24.09.19:
Du redest Unsinn, glaube mir. Wenn du das Gesamte nicht verstehst, dann solltest du dich mehr zurücknehmen und nicht gleich wie Dieter voll Besserwisserei vorpreschen. Du willst doch nicht, dass man über dich den Kopf schüttelt, oder? Na siehst du.

 AchterZwerg meinte dazu am 25.09.19:
Entschuldige, werter Paul,
dass mir dein Text gefallen hat.

Kopfschüttelnde Grüße
der8.

 Paul207 meinte dazu am 25.09.19:
Lieber Achter Zwerg, meine Reaktion war nicht angemessen, das gebe ich zu und möchte mich auch entschuldigen.

 Dieter_Rotmund (25.09.19)
Lieber Paul, wir bemühen uns hier, Dir ein echtes und ehrliches Feedback zu Deinen Texten zu geben. Es ist nicht notwendig, deswegen pampig zu werden. Wenn Du keine Kommentare zu Deinen Texten möchtest,. das lässt sich bei KV abschalten. Das respektieren wir, Danke!

 Paul207 meinte dazu am 25.09.19:
Lieber Dieter, Deine Bemühung, mir ein "echtes und ehrliches" Feedback zu meinen Texten abzugeben, schätze ich natürlich, doch habe ich nichts davon, wegen dem Wort Sodawasser oder Sonstigem kritisiert zu werden. Eine Sprachpolizei brauche ich nicht. Es geht um die Geschichte an sich.

 Regina meinte dazu am 26.09.19:
So, so Sodawasser, in Österreich nicht kritisieren. So, so, so ein Quatsch. Der Kommentator kritisiert, was ihm auffällt.

 Regina meinte dazu am 26.09.19:
So, so Sodawasser, in Österreich nicht kritisieren. So, so, so ein Quatsch. Der Kommentator kritisiert, was ihm auffällt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 26.09.19:
Natürlich tut er das.
Es gibt das schöne Sprichwort: "Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden."
Al-Badri_Sigrun (61)
(29.09.19)
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 Paul207 meinte dazu am 30.09.19:
Liebe Jaika, vielen Dank für Deine Einschätzung. Tut gut, nach so viel dummen Kommentaren.
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