begreifen

Gedicht

von  minze

wir sehen uns an
ohne macht
lassen uns so sein

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (07.01.22, 08:46)
Hallo Minze, ich lass das dann auch mal so sein :)
Finde ich schön, wenn man einander sein lassen kann, ohne einander bis ins Letzte zu begreifen, begreifen zu wollen, ohne einander gleichgültig zu sein.
"ohne macht" hier ein überzeugender Gegenspieler zur Ohnmacht!

Liebe Grüße
mona

 minze meinte dazu am 11.01.22 um 22:19:
Liebe Mona, danke für deinen Kommentar. Für mich ist dieser Text sehr vielseitig und zwiespältig. Ich empfinde eine Würdigung, eine Annahme voneinander und gleichzeitig auch eine Distanz, ein Loslassen. Eine Ohnmacht. Tatsächlich ist die Ambivalenz in sich, aber ohne Macht spiegelt für mich schon eine Ohnmacht wieder, aber eine die in diesem Fall auch zugelassen wird. lG

Antwort geändert am 11.01.2022 um 22:19 Uhr

 Terminator (26.01.22, 18:56)
Das scheint mir eine "typische" INFP-Erfahrung zu sein und hier erkenne ich auch meine Erfahrung mit INFPs wieder. Ohne diesen Hintergrund der jungianischen Tiefenpsychologie (durch die Popularität von MBTI leider vereinfacht und stereotypisiert, man muss viel Kitsch durchwühlen, um zu einer haltbaren psychologischen Systematik zu finden) hätte ich zunächst nur eine Harmonie zweier mitenander Glücklicher gesehen, die mit Blicken alles sagen können und ohne Worte auskommen, die sich auf höherer Ebene verstehen, den anderen in der Ganzheit(lichkeit) seiner Person akzeptieren.

Aber es ist nicht so einfach. Keine Macht anzuwenden, kann auch aus der Ohnmacht kommen. Die Fähigkeit, einen anderen vollkommen zu erkennen und zu akzeptieren, kann mit der Unfähigkeit einhergehen, ihm zu sgaen, was man wirklich sagen will (und überhaupt mit der Unfähigkeit zu handeln). Zwei miteinander Harmonierende werden zu zwei aneinander Resignierenden, das empathische Lassen wird zum enttäuschten, desinteressierten Lassen. Das, was mit Begeisterung in Gänze so angenommen wurde, wie es ist, ist nicht die Person selbst, sondern das Idealbild; ich sehe dich an und meine die Idee von dir, aber meine Idee, von der du deshalb nichts wissen kannst, und auch nicht wissen, ob du ihr entsprichst. Und wenn doch? Aber dann müsste ich mich trauen, dich zu fragen, und das wäre kein Lassen mehr. Schlimm genug, wenn es nur einem so geht, aber es kann sogar beiden gleichzeitig so gehen. Und da sehen sie sich an und an und an und gehen ohne Macht auseinender, und lassen es so sein.

 minze antwortete darauf am 26.01.22 um 21:47:
Desinteressiert, das Lassen, vielleicht, vielleicht auch resigniert. Mir gefiel in dieser Dynamik das Lassen als etwas Annehmendes (du sprichst von Empathie, hm -) aber auch Distanz Schaffendes, d.h. eben gerade das Nicht Nahe und sich nah kommende durch einen Übertritt zum andern / über den Andern. Genauso zwiespältig ist dann auch die Machtlosigkeit und der Ohnmachtsgedanke - wo macht er frei und wo lässt er einen handlungsunfähig, eingesperrt im eigenen Radius, der den andern im "Ansehen" nicht anrührt.
Na fuk es ist schon blöde, über den eigenen Text dann ins Erklären zu gehen, aber ..ich hab mich gefreut, welche Aspekte dich da angegangen sind. Und dass du diesen Text rausgegriffen hast.

LG

Antwort geändert am 26.01.2022 um 21:48 Uhr
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