Wintertag
Alltagsgedicht zum Thema Winter
von Bergmann
Kommentare zu diesem Text
Nette Satire auf Hermann Hesse, getarnt als Alltagsgedicht. Schön, wieder etwas von dir zu hören!
Marjanna (68) meinte dazu am 22.03.18:
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Satire auf Hermann Hesse? Ich lese hier eine Rilke-Adaptation.
ja, RMR:
∼ Herbsttag ∼
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (Paris 1902)
∼ Herbsttag ∼
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (Paris 1902)
Bundeskanzler Schröder sagte dieses Gedicht im Fernsehen auswendig auf, als er noch nicht lange Kanzler war. Wir sehen, er dachte wohl, das Gedicht habe sozialdemokratische Züge ...
Es gibt übrigens eine schöne Parodie gegen Rilke von
Ute Zydek: Ich denke an Rilkes Herbsttag-Gedicht
Mein Sommer war nicht groß
wenn ich ehrlich bin
er war nie da
blieb fern
wie vieler Menschen Sommer
fernbleibt.
Sein Schatten lag verfrüht
auf Sonnenuhren
und arge Winde
warn vorzeiten los.
Vollendung
ohne Sonne
ohne Süße
überhaupt
wie sollte das geschehn?
Zu keltern
eine derart kümmerliche Traube
verlohnt sich nicht.
Ein Haus
das hab ich nicht
und werd ich niemals haben.
Allein
werd ich wohl weiter bleiben
und wachen nachts
mich ängstigen und sehnen.
Das Lesen
ist mir schwer geworden
und lange Briefe schreiben
wer
würde sie denn haben wollen?
Was bleibt
von Rilkes Herbsttag mir?
Das unruhige Wandern
zwischen Jetzt und Niemalsmehr
und manchmal noch
ein Laufen durch Alleen
im November
und irgendwo
ein klitzekleines
unbestimmtes
Fetzchen Hoffnung
Herr es wird Zeit.
[1979]
Es gibt übrigens eine schöne Parodie gegen Rilke von
Ute Zydek: Ich denke an Rilkes Herbsttag-Gedicht
Mein Sommer war nicht groß
wenn ich ehrlich bin
er war nie da
blieb fern
wie vieler Menschen Sommer
fernbleibt.
Sein Schatten lag verfrüht
auf Sonnenuhren
und arge Winde
warn vorzeiten los.
Vollendung
ohne Sonne
ohne Süße
überhaupt
wie sollte das geschehn?
Zu keltern
eine derart kümmerliche Traube
verlohnt sich nicht.
Ein Haus
das hab ich nicht
und werd ich niemals haben.
Allein
werd ich wohl weiter bleiben
und wachen nachts
mich ängstigen und sehnen.
Das Lesen
ist mir schwer geworden
und lange Briefe schreiben
wer
würde sie denn haben wollen?
Was bleibt
von Rilkes Herbsttag mir?
Das unruhige Wandern
zwischen Jetzt und Niemalsmehr
und manchmal noch
ein Laufen durch Alleen
im November
und irgendwo
ein klitzekleines
unbestimmtes
Fetzchen Hoffnung
Herr es wird Zeit.
[1979]
Ja natürlich Rilke statt Hesse! Ich weiß auch nicht, wie dieses Versehen passieren konnte. Entschuldigung, auch im Namen meiner Eltern!
der Satz ist toll:
"Wer nunmehr tot ist, wird es lange bleiben"
LG
"Wer nunmehr tot ist, wird es lange bleiben"
LG
der Satz ist toll:
"Wer nunmehr tot ist, wird es lange bleiben"
LG
"Wer nunmehr tot ist, wird es lange bleiben"
LG
Ave, Elén, du lebst noch! Und schreibst wieder etwas mehr. Gut so!
LG
LG
Hallo Uli,
sehr starker Anfang guter Rhythmus, was den letzten Absatz angeht, den finde ich inhaltlich sehr schwach:
Liegt auf der Hand, dass ein Toter nicht wieder aufersteht. Die letzte eigentlich überflüssig weil sie sich selbst erklärt. Der Rhythmus ist aber auch hier gelungen.
Guter Text bis auf die inhaltliche Schwachstelle.
Schönen Gruß
Der_Rattenripper.
sehr starker Anfang guter Rhythmus, was den letzten Absatz angeht, den finde ich inhaltlich sehr schwach:
Wer jetzt erfriert wird es lange bleiben und nicht mehr wartend seine Zeit vertreiben
Liegt auf der Hand, dass ein Toter nicht wieder aufersteht. Die letzte eigentlich überflüssig weil sie sich selbst erklärt. Der Rhythmus ist aber auch hier gelungen.
Guter Text bis auf die inhaltliche Schwachstelle.
Schönen Gruß
Der_Rattenripper.
Hallo Uli,
sehr starker Anfang guter Rhythmus, was den letzten Absatz angeht, den finde ich inhaltlich sehr schwach:
Liegt auf der Hand, dass ein Toter nicht wieder aufersteht. Die letzte Strophe ist eigentlich überflüssig, weil sie sich selbst erklärt. Der Rhythmus ist aber auch hier gelungen.
Guter Text bis auf die inhaltliche Schwachstelle.
Schönen Gruß
Der_Rattenripper.
sehr starker Anfang guter Rhythmus, was den letzten Absatz angeht, den finde ich inhaltlich sehr schwach:
Wer jetzt erfriert wird es lange bleiben und nicht mehr wartend seine Zeit vertreiben
Liegt auf der Hand, dass ein Toter nicht wieder aufersteht. Die letzte Strophe ist eigentlich überflüssig, weil sie sich selbst erklärt. Der Rhythmus ist aber auch hier gelungen.
Guter Text bis auf die inhaltliche Schwachstelle.
Schönen Gruß
Der_Rattenripper.
Kommentar geändert am 10.04.2018 um 22:11 Uhr
Also ein wenig Ulk wird ein so tüchtig gereimtes Gedicht wohl noch vertragen, oder? Was hältst Du denn von:
"Hier ne Latte, da ne Latte
und dazwischen Zwischenraum
fertig ist der Gartenzaun."
Ist doch wohl überflüssig logisch - oder?
Gruß! H.T.R
"Hier ne Latte, da ne Latte
und dazwischen Zwischenraum
fertig ist der Gartenzaun."
Ist doch wohl überflüssig logisch - oder?
Gruß! H.T.R
Nee, Latte geht nich, Latte ist zu bedeutungsschwanger ...
:-)