Violett

Gedicht zum Thema Glaube

von  Erebus

Der Tod ist allen Lebens Lohn,
gestorben wird, so ist es Brauch.
Doch geht der Vater nach dem Sohn,
dann nimmt der Tod des Lebens Lohn,
er hüllt den überlebten Thron
in seinen todgeweihten Rauch.
Der Tod ist allen Lebens Lohn,
gestorben wird, so ist der Brauch.

Was zählt denn schon, mein Gott, ein Sohn!
Gestorben wird, so ist es Brauch.
Der Tod ist allen Lebens Lohn,
was zählt dir schon, mein Gott, mein Sohn,
verhüllt liegt seines Vaters Thron,
von einem todgeweihten Hauch.
Was zählt denn schon ein Gott, mein Sohn,
kaum warst du fort, da ging er auch.


Anmerkung von Erebus:

Rechtschreibung Dank Störfaktor in Ordnung gebracht

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (31.01.08)
Hi, der Text zeugt von tiefer Resignation im Angesicht des Todes eines Kindes. Man sollte aber bedenken, dass der Tod für den Gläubigen nicht das Ende aller Dinge ist. Zudem opferte Gott für alle Menschen seinen Sohn, unter diesem Aspekt gewinnt dein Gedicht zusätzliche Bedeutung. Der Titel, ich bin am rätseln, was du damit meinst. Vielleicht kannst du mir darauf eine Antwort oder einen Tipp geben. Jedenfalls gerne gelesen.

LG Peer

 tulpenrot meinte dazu am 31.01.08:
Hallo Peer, violett ist im kirchlichen liturgischen Umfeld die Farbe in der Passionszeit und in der Adventszeit und am Buß- und Bettag (ev.). Es bedeutet Buße und die Vorbereitung auf die hohen Feste Ostern und Weihnachten. Vielelicht liegt darin die Bedeutung auhc für diesen text?
LG
tulpenrot

 Erebus antwortete darauf am 01.02.08:
Hallo Peer,


Resignation trifft's nicht ganz, auch wenn die Verse Schwermütigkeit enthalten. Alles stirbt, davon geht LI aus, tausende Götter starben, alle Söhne und Töchter, alle Mütter und Väter, alles geht. Was hebt den angerufenen Gott über das Menschenschicksal heraus? LI verliert durch den Tod den "Lebenslohn", jenes Ungefähre, dass es im Glauben hielt.
Nun legt es den Respekt ab, die Gottesfurcht - und siehe, da bleibt nichts als der Tod. LI wird zum Anti-Hiob.

Dankeschön für Deinen Kommentar.
LG
Ulrich

 tulpenrot (31.01.08)
Dein Text liest sich sehr spannungsreich. Die kleinen Veränderungen in den Sätzen machen ihn interessant und regen zum Nachdenken an. Auch zum Widerspruch: denn der Tod ist nicht des Lebens L o h n. Dennoch kann ich diese Aussage irgendwie verstehen im Sinne von: es ist der Abschluss eines Lebens. Belohnt wird das Leben nciht durch den Tod. Eigentlich ist es mehr ein schmerzhafter Einschnitt vordergündig gesehen. Und dann aber wichtiger ist diese Beziehung zwischen Sohn und Gott. Mir scheint auch, wie Peer es schon sagte, dass hier jemand mit Gott ringt, ihn gehen lässt, verlässt, weil er seinen Sohn lassen musste. Es erscheint so, als ob das Leben des Sohnes von Gott als wertlos erachtet wurde. Und nun kommt die Antwort: was ist denn dann schon Gott, der so etwas zulässt?
Dieses Aufbegehren - wenn ich es denn richtig verstanden habe - wird in so vorsichtige Worte gekleidet, dass es fast schmerzlicher wirkt, als ein Wutausbruch.
Ich finde den Text gelungen.
LG
tulpenrot

 Erebus schrieb daraufhin am 01.02.08:
Hallo tulpenrot,

Danke für die Aufklärung, die mir zeigt, dass der Text auch in dieser Hinsicht funktionieren kann.
Der Tod als Lebenslohn ist fragwürdig? Ja, zumindest in der Begrifflichkeit. Aber ich sehe, auch hier hast Du den Schlüssel zur Hand. Denn der Tod wird ja als eine Tür gesehen, zumindest im christlichen Glauben, die Tür zum Leben nach dem Tod. Dort wäre die eigentliche Belohnung zu suchen. Tatsächlich bedeutet dem LI weder das eine noch dass andere etwas, nachdem ihm der Tod alles genommen hat. Vielleicht fehlt ihm ja die Fantasie?
Ein wenig Theodizee enthält der Text, wenn man das so lesen will, schon, jedoch wird vom LI nicht davon ausgegangen, dass Gott allverantwortlich ist.

LG
Ulrich

 Isaban (01.02.08)
Violett, violettes Triolett, hier handelte es sich gleich um deren zwei, gelungen in Form und Aussage.
Ich mag diese wundervollen alten Gedichtformen, die ihre ganz eigene Melodie mitbringen und freue mich, wenn ich diese inzwischen sehr selten gewordenen Klangstücke jetzt eventuell auch hier öfter einmal finden werde.

Acht Verse, deren erster sich im 4. und 7. leicht abgewandelt wiederholt, während sich der 2. Vers in der 8 Zeile spiegelt - und die dennoch den Inhalt des Textes perfekt und, vielleicht gerade durch die Intensität der Wiederholungen dennoch weder langweilig noch leiernd, sondern klar, deutlich und spürbar herüberbringen.

Du wiederholst hier V 1 und 2 des ersten Trioletts ohne jede Abwandlung in umgekehrter Reihenfolge in V2 und 3 des zweiten Trioletts. Ich glaube, mit leichten Abwandlungen könnte man dort durch fein gesetzte Nuancen noch wunderbar die Intention verdeutlichen. So, schlicht und einfach vom Triolett oben übernommen, wirken diese beiden Verse etwas lieblos hineinkopiert, in ein sehr schönes, klangvolles Werk um Zweifel, Hadern, Bitternis, Ringen, um Halt und Glauben - das ich ansonsten uneingeschränkt empfehlen könnte.

Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus äußerte darauf am 04.02.08:
Liebe Sabine -

ich brauchte Zeit. Aus zwei Gründen. Zum einen ist es mir schnurzegal, ob mir ein Bonbon betreffend Empfehlung vor die Nase gehalten wird, nein, nicht richtig, ich habe gegen derlei Manipulation eine echte Abneigung. Ich will keine Belohnung, wenn ich etwas in irgendeinem Sinne mache. Ich muss davon überzeugt sein, aber ich will meine Überzeugung aus eigener Fähigkeit erlangen.

Zum Anderen ist es diese Überzeugung.
Lieblos hinein kopiert schreibst Du, und das musste ich erst einmal verdauen, bzw. verstehen, was diese polemische Äußerung bedeuten kann.
Ich habe das untere Triolett eine ganze zeit vor dem oberen geschrieben. Es enthält wohl die von Dir aufgezählten Merkmale: Zweifel, Hadern, Bitternis, Ringen. Und es ist beinahe unverdaulich persönlich. Desahlb habe ich beschlossen, ein allgemeineres, einleitendens davor zu setzen.
Wichtig war mir jedoch, die Verflochtenheit der beiden, ebenfalls in Form von Wiederholungen, darzustellen.
Dein Einwand machte mir deutlich, dass genau in S2V2 jener Verdruss entsteht, der mir das Lesen von Trioletten oft verleidet, und den ich eigentlich vermeiden wollte.
Ich hatte aber keine Alternative zur Hand, die habe ich immer noch nicht, ohne das ich den Zusammenhang aufgeben würde. Eine kleine Variation? Wozu, frage ich mich jetzt. Diese beiden Verse, ihre gebetsmühlenartige Wiederholung, erzeugen ebenso Verdruss wie Unabwendbarkeit. In diesem Falle werde ich nicht ändern, nicht jetzt.
Ich gebe Dir Recht, die Zeilen könnten geschmeidiger daher kommen, aber das wäre keine Lösung im Sinne des Textes. An dieser Stelle variiert das Leben nicht - bzw. der Tod.

verkopfte Grüße
Ulrich

 Isaban ergänzte dazu am 04.02.08:
Belohnung, Bonbon, Manipulation, Ulrich?
Interpretierst du da nicht etwas viel hinein, in Worte, die mit dieser einen Einschränkung lobend sind?

Ich kann mich nur immer wieder wiederholen:
Man sollte und darf nur dann eine Kritik annehmen, wenn man von ihr überzeugt ist. Wenn man selbst der Meinung ist, dass eine Veränderung im dort angeregten Sinne dem Text gut täte und mit dem vereinbar ist, was er für dich selbst aussagen soll. Zur Kritikfähigkeit gehört auch dazu, eben nicht jede Kritik anzunehmen, wenn diese innere Überzeugung fehlt, selbst wenn sie von kompetenten Leuten kommt. Wer sollte dir gram sein, wenn du einen Text nicht verändern möchtest, weil er sich sonst für dich persönlich nicht mehr richtig anfühlt?

Kopfstrubbelgrüße,
Sabine
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