von vorne

Prosagedicht

von  poena

da, wo sie bei kaffee und kuchen sagt,
dass in diesem sommer gerne gestorben wird
und der zugshaken einen aufspießt,
wenn man sich mitten auf die geleise stellt.

dass man nicht bremsen kann,
und nochmal eine spur leiser:
dass man nie rechtzeitig bremsen kann.
und dass sie angst davor hat.

da, wo sie ein bisschen lacht und erzählt,
dass fleisch und haut an jeder lok kleben,
die sie zum waschen verschieben muss und
die haare dieser einen sich im wind bewegten.

dass sie blond war und ein echter mensch.
dass die arbeit ihr brechreiz verursacht.
dass die kollegen still werden.
da fängt es an. da fängt alles an.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (19.07.10)
Ein Tod, den man sich und allen Hinterbliebenen (den Angehörigen und allen anderen Beteiligten) nicht wünschen sollte! Diese Bilder bekommt man nicht wieder aus dem Gedächtnis. Ich habe im Gleisbau gearbeitet und miterlebt, wie ein 36jähriger Familienvater starb. Es wurde nie geklärt, ob es ein Unfall oder Selbstmord war.

 poena meinte dazu am 19.07.10:
genau deshalb hat mich diese (wahre) geschichte auch so entsetzt. ich hoffe nicht, dass sich mein text nach nach empfehlung anhört?!
liebe grüße, s

 MagunSimurgh (13.08.10)
Als du mich gebeten hast, einen deiner Texte zu vertonen, habe ich erstmal eine Menge gelesen und überlegt.

Ich tat mich mit vielen Texten insofern schwer, als dass sie ins Abstrakte gehen – da habe ich für mich leider oft festgestellt, dass ich mit den Vertonungen dann ins Esoterische abknicke. (Jedenfalls für meinen Geschmack.) Doch das wurde dem Ganzen irgendwie nicht gerecht.

Ich habe dann versucht, an der Gitarre irgendwas zu finden, das meinem Eindruck von deinem Schreiben irgendwie nahe kam. Dann fand ich diese Akkordfolge, die irgendwie etwas Beunruhigendes, aber dennoch Lebhaftes hatte. Aber nicht ganz so abgehoben, wie das, von dem ich befürchtet hatte, dass es mir abheben könnte. So entstand also der Klangteppich.

Dann habe ich nochmal versucht, mich damit den Texten zu nähern – und stieß auf diesen hier, der gar nicht so ein Kommentarspektakel ausgelöst hatte. Für mein Gefühl war er aber mit der Musik verwandt, weil er sich greifen ließ.

Ich habs dann einfach probiert und spätestens bei dem Delay (die Wiederholungen) im linken Hintergrund ging für mich die Sonne auf, dann passte es für mich.

Der Text hat nichts Belehrendes, nicht mal etwas Ratgebendes, er gibt einfach nur wieder und das hat ihn mir irgendwie sehr angenehm gemacht.

Danke also für diesen tollen Text. :)

Liebe Grüße,
Magun

PS: An dieser Stelle sollte ich meine Lieblingslogopädin grüßen und mit dem Korken winken.

 poena antwortete darauf am 14.08.10:
ich danke für die mühe, die du dir gemacht hast, denn freigelassen zu sein und selbst zu wählen, was man vertonen möchte, ist auch schon wieder einfastzuviel, um entsceiden zu können- aber es öffnet der kreativität die tür.

mir gefällt die melodie sehr, die du dem ganzen text gibst. es ist für mich neu gewesen, ihn so zu hören-und somit auch neu und auch anders zu fühlen.
das macht mich sehr froh.

es ist deine interpretation des textes und der geschichte dahinter und sie trifft.
oder trifft mich durch deine hörbare sicht wieder.
jedenfalls hast du das toll gemacht

dafür danke!
und an dieser stelle würde ich dir und deiner lieblingslogopädin gern eine flasche überreichen, mit deren korken du später wieder winken kannst!
auch ihr einen lieben gruß! :o)

 Vessel (24.05.11)
das hat mich echt berührt! Es ist halt so dahingesagt, es ist halt, wie es ist. Großartig, denn genau so muss es auch sein.

mit lieben Grüßen,
Markus
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