Das Empfehlungsschreiben

Groteske zum Thema Abrechnung

von  KayGanahl

H. J. F. G. Bötticher
Turnvater-Jahn-Straße 12
10012 Grobbstadt

Empfehlungsschreiben
für die
Geisteswissenschaftliche
Fakultät der
Universität Badlingen


Mithin könnten Sie feststellen, wenn Sie wollten, was gerade mich und Sie angeht, dass Personen oder Persönlichkeiten in ein öffentliches Leben herein gezwungen werden, nur weil sie irgendwem Profite ermöglichen. Stellen Sie sich nicht desinteressiert oder taub oder blöde! Wissentliches Ignorieren aus unbekannten Gründen ohne Rechtfertigung oder Begründung ist sehr „außen vor", steht Ihnen auch nicht zu! Sie müssen erkennen, dass es so ist!
Man ist immer im Grunde eben kein MAN. Menschen lassen sich motivieren, sind bekanntere oder unbekanntere einzelne, an denen stets etwas festzumachen ist. Anonymität gibt es nicht wirklich. Und einmal wollte ich nicht wissen, warum es so ist, dass manche profitieren wollen. Nun aber habe ich es mir überlegt: will wissen, warum es so ist, dass viele dieser „irgendwem" für Profite über Leichen spazieren, als wären sie Kiesel oder Sanddünen. Bitte machen Sie sich ein Bild, aber über das, was ich Ihnen gebe, ja hiermit schenken will mit einer Geste der Hoffnung, denn ich hoffe, dass Sie Einsicht zeigen. Sie sollten das nicht als eine Geste des Hochmuts betrachten, sondern eine eines Menschen, der in Ihnen eine moralische Letztinstanz sieht, die heutzutage Gerichte nicht abgeben können, weil sie neutral, damit neutralistisch und fatalistisch sind. Die Gesetze gehen vor. Leider. Auch Sie sollen wissen, ich hoffe, dass sie grundsätzlich wissen WOLLEN. Wenn nicht jetzt, so doch morgen oder morgen um fünf vor 12. Es könnte kurz vor fünf vor 12 sein, ohne dass sie es wissen! Bedeuten Sie etwas, meine Damen oder Herren, bedeuten Sie! Man ist niemals nur man. Identitätsfeststellungen werden erfolgsgekrönt sein können.
Möglich ist, in Menschen wie Dr. Axt steckten einmal potenteste Realitäten. Herr Dr. Axt hat aber versagt. Menschen wie Herr Dr. Axt, Deutschland, welche in diesem Lande existiert haben, haben doch wohl ausgedient, doch Sie sehen natürlich nicht ein, dass sie es haben. Inzwischen wurden sie demoralisiert, dadurch dekapitalisiert und ironisiert, so dass sie nicht mehr so oft auf den Traum kommen, den sie darbieten können. Von „Ausdienen" wollen sie aber gewiss gar nichts hören, auch nicht lesen in den Tageszeitungen - jede Glosse, die perfekt rüberkommt, sitzt ihnen daher im Nacken wie ein sauberer Einstich einer Heroinspritze. Glorifizieren sie sich auch nicht mehr häufig, so sind sie doch gegenwärtig und machtbewusst. U. a. in Sekten sind sie tätige Mitarbeiter und können etwas bewegen, nur bewegen sie das, was besser nicht bewegt werden sollte. Jedenfalls will ich mich nicht überlegen kenntnisreich gesehen wissen, doch Sie, werte Damen und Herren, könnten es sich mit allen Mitteln informell bestätigen lassen: jene „Persönlichkeiten" versuchen, die Macht im Staate an sich zu reißen.
Verehrte Damen und Herren, Sie haben schon verstanden, warum ich auf diese Weise ein „Empfehlungsschreiben" verfassen muss. Das Gewissen steckt in mir wie ein Pflock, der mir von hinten in meinen Hintern getrieben wurde. Das nimmt sich interessant und grausam aus, oder? Es muss jemand getan haben. Auch mein Gewissen muss jemand in mich rein-„gepflöckt" haben, dieses wird von meiner Phantasie zusätzlich angefeuert! Dass ich nächtelang wach liege und zweifele, dürfte verständlich sein. Begonnene Nächte verbrachte ich schlaflos oder dämmernd bis zu dem Augenblick, als sich auf meiner Stirne endlich ein Symbol zeigte, aber nur, weil ich einen Spiegel in der gegenüberliegenden Schlafzimmerschranktür habe: @. Internet! Fett für die Ewigkeit, fit für das Grab der Unvernunft! - Dann hoffte ich auf einen schönen Schlaf; fehlvermutet, nur die leere Hoffnung eines naiven Verfolgers der Ungerechtigkeiten auf der Welt! Das Symbol deutete ich unverzeihlich nüchtern trotz Müdigkeit: Ich mag es nicht so, doch so: „... internet-like!" schien mir jemand zuzurufen, wusste aber nicht, wer. Schon war die Nacht verloren.
Ich hätte es auch nicht wissen können, weil es kein Priester einer Sekte gewesen sein konnte. Nur ein solcher hätte sich preisgegeben bloß um mich hinzureißen. - Aber doch! Im Morgengrauen fasste ich zusammen, was ich gedacht hatte, zugegebenermaßen nicht sehr viel. Meine Frau brachte mir den Tee ans Bett. Der Sohn gähnte in seinem Hobby-Musikstudio, und verursachte ein Gelächter auf einem Keyboard. Menschen mögen die Kommunikation, weil sie sonst aussterben würden, zuletzt würden sie zweifellos alles dafür hergeben, einen Menschen in Singapur oder Hongkong zu sehen, sich wenigstens mit ihm zu schreiben, doch warum ein Priester oder ein Dr. Axt, der Chef der Primerianer, es gewesen sein sollte, ... ? Kaum. Kaum. Nicht unmöglich ist's, doch ziemlich unwahrscheinlich. Jemand wollte mich dazu veranlassen, einen Internetanschluss einzurichten! Was für eine Sauerei! Er musste wissen oder annehmen, dass ich alles mit Computern zutiefst verachte. Aber ein Dr. Axt konnte es gewesen sein, der dieses Symbol zu meiner perversen Verunsicherung auf den Spiegel schmieren ließ. Die Kriminalpolizei fand am folgenden Vormittag nur heraus, mit welchem Stift es hingeschmiert worden war: Lippenstift. Das ist nur eines. Überzeugt bin ich von der Schuld, die dieser Mensch trägt. Typisch für diesen Menschen ist eine aktivierende Dominanz, was das Schlechte unter den Menschen geradezu herausschält, um es ständig aktualisierbar zu halten. Es könnten Beispiele herangekarrt werden, ich wollte aber nur darauf anspielen, worum es sich bei ihm verhält!
Stellen Sie Dr. Axt nicht ein! Verschwenden Sie nichts für einen Menschen, der in einer Sekte eine Rolle spielt, die ihn verdächtig macht! Gewiss haben Sie im Laufe des Lesens des Briefes, dieses "Empfehlungsschreibens" schon Ermittlungen gegen die Sekte privat veranlasst, möglicherweise das Lesen vorübergehend unterbrochen, um etwas persönlich in die Wege zu leiten, damit Sie einen Begriff davon bekommen, was hier los ist.

Bötticher



Kay Ganahl
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