kopf, gewitter, nacht

Gedicht zum Thema Krisen

von  Owald

im licht der blitze zuckt die vorstadt träge.
verstummt die stimmen, die am tag hier wohnen,
verwaist die omnivoren dreißig-zonen.
ein eisengitter zählt die hagelschläge.

die aufgerauhte luft verbellt das grübeln.
der donner reibt die häuser in den grund.
der parkscheinautomat schlägt blasen und
der sturm sucht deckung hinter blumenkübeln.

ein spätheimkehrer kübelt in die blumen
und wirft sich dann zum schlafen in den wind.
die dinge bleiben heute wie sie sind.

die straße ist ein werwolf aus bitumen.
der tut nichts. der will auch nicht spieln. der schaut bloß.
der donner macht den krach. der blitz ist lautlos.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (29.04.13)
Das ist so ... ich weiß nicht wie ... irgendwie zäh zu lesen, dass man sich beobachtend in der Schwüle des kommenden Gewitters stehend glaubt. Man muss wirklich dranbleiben, um die Bilder genießen zu können. Mental ausformulieren, sag ich jetzt mal.
Ach, ich kanns nicht beschreiben. :(
Hab nicht studiert. Sorry.

Liebe Grüße
Llu ♥
armoro (44)
(29.04.13)
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MarieM (55)
(29.04.13)
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 styraxx (29.04.13)
Mir gefällt dein "Bitumen-Blues". Er reißt einen mit, auch die Wal der Bilder und ihre Bezüge. Finde ich sehr gut gedichtet. LG

 mnt (30.04.13)
Die ersten drei Strophen nehmen mich mit, erzeugen eine tolle Stimmung und (Klang-)Bilder.
Beispielsweise die Formulierung „ein eisengitter zählt die hagelschläge.“ find ich sehr gelungen. Irgendwie bleibt bei mir jedoch nach „die dinge bleiben heute wie sie sind.“ der Punkt.
Grüße mnt

 Bergmann (30.04.13)
Schönster Vers (für mich):
der sturm sucht deckung hinter blumenkübeln.
Schön sonettgeverst.
LG, Uli

 Emotionsbündel (30.04.13)
Dein stimmungsvolles Gedicht, das von ausgesuchten Bildern lebt, gefällt mir gut, Owald - insbesondere das zählende Eisengitter und die Sache mit den(m) Kübeln

Liebe Grüße,
Judith
Schrybyr† (67)
(31.07.13)
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 Vessel (23.05.14)
schlicht genial : )
und wieder überlege ich, wie dieser dichter heißt, in dessem stil das geschrieben ist. es ist nicht der omnipräsente benn.
jakob van hoddis ists. da ist der name.

 Owald meinte dazu am 25.05.14:
Van Hoddis ist der mit "Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut", oder? - Wir hatten eine Expressionismus-Unterrichtsreihe im Deutsch-LK vor fast 20 Jahren, und ich erinnere mich, daß mich das damals beeindruckt hat, vor allem, weil es bei aller "Kunst" auch humorvoll war. Ich mag nicht ausschließen, daß mich das beeinflußt hat.

 HarryStraight (20.07.15)
Schöne Schilderung eine Sturmes, hättte wohl auch in Prosa funktioniert. Erinnert mich an den letzten großen Sturm bei dem ich aber zum Glück nicht draußen war,
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