Ein überirdischer Schock (Teil 2)

Kurzgeschichte zum Thema Humor

von  tastifix

Nachdenklich musterte der Herrgott den Herrn der brodelnden Feuersbrünste der Unterwelt.
„Der samt seiner wilden Horden hier oben ... Das walte Gott!“

In diesen Minuten des mehr als konzentrierten Überlegens dankte er sich selber ausgesprochen überschwänglich, dass damit ausschließlich ihm die uneingeschränkte Wahl der Strategie gegeben war. Gott sei Dank fiel dann auch in Nullkommanix die entscheidende Entscheidung von höchster Wichtigkeit.

„Hier gelten meine Regeln und nach denen haste dich zu richten – aauusnaahmslos!“, richtete Gott sein gestrenges Wort an den Teufel.
´Na ja!“, dachte der Teufel, ´ein paar Kompromisse werd` ich wohl eingehen müssen!`

Trotz dieser mehr als quälenden Erkenntnis brachte er ein angestrengtes, dünnes Lächeln zustande. Dies war Kompromiss Nummer eins.
´Kann ich zur Abwechslung ja mal machen. Andauerndes Zähnefletschen strapaziert den Kiefer.`

´Der ist doch tatsächlich guten Willens!`, konstatierte der Herrgott erschreckt.
„Es ist dir hoffentlich klar", meinte er dann, "dass ich weder Schwefelgestank noch Fluchen dulde!“
´Ich hab`s ja geahnt: Das wird äußerst ungemütlich!` - „Noch nicht einmal ein winziges´Schei...`?“, grummelte Luzifer.
„Ein einziges Mal nur und du fliegst raus!“

„Außerdem werden deine Teufelskinder gemeinsam mit den kleinen Engeln die Himmelsschule besuchen, den ganzen Tag lang Psalme singen und Halleluja rufen.“
„W... Wiiee bitte?“, stotterte der Teufel.

Ihm wurde es sichtlich unbehaglich in der schwarzen Seele. Schließlich hatte er seine ganze höllische Energie darauf verwendet, denen das sämtliche, unterweltliche Sprachrepertoire einzuhämmern.

Erst vor kurzem hatte er ausgesprochen zufrieden festgestellt, dass seine lodernden Bemühungen tatsächlich gefruchtet hatten. Die Kleinen fluchten mittlerweile in den feinsten, höllischen Tönen, so dass es sogar den hitzigsten seiner Unterteufel dabei beinahe zu heiß wurde.

Obwohl Heimlichkeiten jeglicher Art im Himmel ja mehr als verpönt waren, rieb sich der Herrgott im Anblick des geknickt da stehenden Luzifers heimlich höchst vergnügt die Hände.
´Weiter soo!`, sagte er sich.

„Und die etwas Älteren werden Nikolaus` Rentier versorgen und die Osterhasen füttern, anstatt sie zum Braten zu verarbeiten!“
„Neeinn, das kannste doch nicht wollen. Die werden dann vielleicht noch zu Umweltschützern?!“

Dem Teufel grauste es und vor lauter Gram bei diesem entsetzlichen Gedanken ergrauten bereits die Spitzen seiner höllisch roten Teufelshörner.

Dummerweise warf er da zufällig einen Blick in den über dem herrlichen Himmelsschreibtisch des Herrn schwebenden Spiegel und der Schock ob seiner leicht geweißten Hörnerspitzen saß tief.
´Um Höllenswillen!`, keuchte er im Stillen.
Noch bewies er immerhin die Kraft, nicht den himmlischen Gegenpol anzurufen.

„Und – meine Unterteufel ...?“
„Die polieren die Wolkenzimmer auf Hochglanzweiß und backen Manna.“
„Die proben ´nen Aufstand und wünschen mich zum Teufel!“, jammerte der Höllenfürst.

Hoch erfreut registrierte der himmlische Herrscher die Wirkung seiner göttlichen Worte. Luzifers teuflisches Fassung war eindeutig zum Teufel. Er hielt sich mit Mühe nur noch aufrecht. Nicht allein dessen Hörner waren ergraut, sondern auch die Fellspitzen dazwischen lichteten sich bereits erschreckend fix.

„Und ich?“, stieß er hervor. „Was muss ich tun?“
Horrorideen wirbelten ihm im Kopf herum, die er lieber nicht zu ende dachte.
„Für dich habe ich mir eine ganz besondere Freude ausgedacht!“
„Freeuude ... ?“

Luzifer wagte es da tatsächlich, die Worte des allerhöchsten Wesens des Universums stark anzuzweifeln, soweit er dazu noch überhaupt noch imstande war. Zunehmend erschüttert stand er dort mit grauen Hörnern, grauen Fellspitzen und mittlerweile mehr als grauem Gesicht.

„Ja, du wirst heilige Aufträge erledigen, die der Ehre Gottes dienen!“, verkündete der Herrgott.
„Als ... d... da w... wäre??“
Dem Teufel schwindelte es zusehends.
„Du wirst mein Messdiener sein, mir während der Andachten in der Himmelskapelle zur Hand gehen und andächtig das Kreuz küssen!“

Das war zuviel. Der Teufel wurde bleich wie der Tod, vergaß alle seine guten Vorsätze und erst recht den himmlischen Urlaub und entschwand mit einer grässlichen Schwefelstinksalve in seine heimatlichen Gefilde.

„Den bin ich los!“, triumphierte der Herrscher des Himmels fröhlich.
Leider war in der nächsten Sekunde die göttliche Fröhlichkeit denn gleichfalls dahin. Er rümpfte die Nase und rang verzweifelt nach Luft.

„Petruus!“, rief er seinen obersten Diener zur Stelle.
„Ja, Herr?“, betrat dieser eilfertig dessen Büro und schnupperte dann gleichfalls: „War etwa Luzifer ... ?“
„Reiß` bloß alle Fenster auf!“, stöhnte der Herrgott. „Das ist ja nicht zum Aushalten, dieser Gestank! –
Verd... !!“

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