Geleit

Alltagsgedicht zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Erebus

Du gingst ganz leis durchs Ostertor, Du warst allein
und nahmst die Lieder mit aus meiner Kinderzeit.
Seither dringt dunkel tönend Flüster auf mich ein:
denn auf dem letzten Weg gab ich Dir kein Geleit.

Da war ein junger Mann mit blond zerzaustem Haar,
auf alten Bildern, die ich später von dir sah,
schwarzweiß, in Alben jener Frau, die mich gebar.
Du bist so fern von mir und unergründlich nah.

Als sei ein Weidenstrang um meinen Hals gewunden.
Der zweigt aus der Vergangenheit und manchmal treibt
er grüne Knospen, blüht für zähe, stumme Stunden,
bis er verwelkt und wieder dörrt. Und etwas bleibt:
Geschmack von Salz, von Eisen und ein dürres Reis.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(23.03.08)
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 Erebus meinte dazu am 25.03.08:
.

Liebe Janna,

ich bedanke mich sehr für deinen positiven Kommentar,
und natürlich auch für deine Ostergrüße

Liebe Grüße zurück

Uli
Beaver (41)
(23.03.08)
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 Erebus antwortete darauf am 25.03.08:
.
Hallo Beaver,

ja, das mag so sein, aber ich glaube, auch die Lyrik hat die Fähigkeit, vor dem Tiefsten zu bestehen. Deshalb liebe ich sie ja.

Ich danke für deinen Gruß und grüße ganz herzlich zurück
Uli

 souldeep (25.03.08)
die melodie deiner worte, zeilen, verse rührt
mich sehr an - die bilder, die sich mir entspinnen,
sind trauervoll, liebevoll, hoffnungsvoll, zweifelvoll,
vertrauensvoll trotz allem.

allein in erstem vers erlebe ich erneut, was ich
schon kenne - und meine, etwas von dem zu
erspüren, was du damit meinen könntest.
das fehlende geleit macht mich ganz wund - ich
fühle mit.

erinnerung keimt auf wie das blättern im album
von ganz früher...die jahre blassen kurz in farbe
auf und verblühen schneller denn je. die wurzeln,
die oft unergründlich halten, verzweigen sich zum
geschwisterlichen du...

so ist auch die not wie ein eigener tod, wenn der
strang durchtrennt, die bilder zu asche und jedes
keimen in sich verfällt.
und doch - der schale ungeliebte geschmack ist
jener des lebens, der angesichts eines schweren
verlustes niemals schmecken kann - jedoch die
sinne am leben hält...

puh. ich könnte noch viel mehr schreiben - texte
dich aber nicht weiter zu. bedanke mich für diesen
film zum miterleben und grüsse dich leise,
kirsten

 Erebus schrieb daraufhin am 26.03.08:
Liebe Kirsten,

ich danke dir sehr für deinen inspirierten Kommentar!
Aber ich weiß nicht, ob ich dich hier richtig verstehe:
allein in erstem vers erlebe ich erneut, was ich
schon kenne - und meine, etwas von dem zu
erspüren, was du damit meinen könntest.
das fehlende geleit macht mich ganz wund - ich
fühle mit.
Meinst du damit, dass dir der Rest zu verschlüsselt bleibt?
Doch eigentlich nicht, denn wenn ich deinen Kommentar richtig verstehe,
tritt schon die undeutliche Person des Vaters im deutlichen Gefühl der Trauer hervor, die immer wieder aufkeimt.

Ich bin beeindruckt von der Fülle deiner Bilder, die ja beinahe ein eigenes Gedicht sind.

Liebe Grüße und ganz herzlichen Dank
Uli

 souldeep äußerte darauf am 27.03.08:
lieber Uli, mein beschriebenes wundsein bezog
sich aufs mitfühlen, wenn ich lese, dass das
geleit fehlte...
ich weiss um solch schwere abschiede, die erst
im nachhinein z.b. vollzogen werden können...

ja, das bild des vaters in deiner intention - ich
hätte auch jenes eines bruders sehen können...

sei lieb gegrüsst,
Kirsten

 Traumreisende (26.03.08)
du...
du weißt wie sehr es mich erinnert, aber vielleicht sei es dir zum trost, das niemals, auch mit geleit, alle wühlenden fragen beantwortet sind und so ist es für den einen ein strang, für den anderen das tor von einer zur nächsten frage... und es bleibt so verdammt leise auf der anderen seite...

der letzte satz... den erspüre ich noch, weniger von den worten her, aber da ich deine ausgeprägte liebe zur form kenne, frage ich nach dem 5. vers....

dir liebe grüße in den Tag, in das helle
silvi

 Erebus ergänzte dazu am 26.03.08:
.
Liebe Silvi.

ich ...
weiß, dass die Trauer zu uns gehört, wie Wolken zum Himmel.
Und ich weiß auch, dass ein Geleit ein Akt der Liebe ist, eine
Gnade, die wir erleben können, wenn wir den geliebten Menschen
begleiten. Und ich weiß ebenso, dass es eine Last sein kann, als Ungnade
an sich selbst empfunden ...
Der letzte Satz, ja, der durchbricht das Muster, der erscheint ausser der Reihe,
kommt unvermutet, stört das Regelmaß.
So ist das mit dem Tod und dessen "Bewältigung" - wie die Wolken am Himmel

Ich danke dir ganz herzlich!
Liebe Grüße
Uli
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